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Den 11. März 2022

Flanieren im Frühlingssonnenschein entlang Skulpturen und Bäumen

Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren bin ich wieder in die Schweiz gereist! Es hätte vielleicht etwas früher stattfinden können, aber die COVID-19 Pandemie hat mich davon abgehalten… Es fühlte sich grossartig an um wieder zurück zu sein!

Gestern, am 10. März, verbrachte ich einen schönen und interessanten Tag in Zürich, in der Stadt wo ich am 22. und 23. September 2019 auch schon war: damals habe ich durch die Altstadt flaniert und u.a. – zwar mit der kleinen Bahn – den „Hausberg“ von Zürich, den Uetliberg, besucht. Bei meinem gestrigen Besuch hatte ich von der Promenade entlang dem rechten Ufer des Zürichsees aus eine schöne Sicht auf diesen grünen Berg mit seinem Aussicht- und Fernsehturm!

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Zürich: Blick auf den Uetliberg an der Westseite des Zürichsees

An dieser Aussicht war schon eine lange Reise vorausgegangen… Der Zug aus Arnhem über Düsseldorf und Köln nach Basel fuhr am vorherigen Tag entlang dem Rhein, dem Fluss den ich im Jahr 2021 angesehen hatte als meine Verbindung mit den Alpen! Viele Wanderungen habe ich in jenem Jahr entlang dem Rhein gemacht: ich habe in Etappen gewandert von der Stelle wo der Fluss in die Niederlande fliesst, bei Spijk, weiter stromabwärts bis an der Stelle wo der Niederrhein übergeht in den Lek, auf der Grenze der Provinzen Gelderland und Utrecht, bei den Orten Rijswijk (Gld) und Wijk bij Duurstede. Dazu folgte ich auch dem Niederrhein über den Fernwanderweg „Den Römischen Limes-Weg“: im ersten Jahrhundert nach Chr. bildete der Fluss die Nordgrenze des Römischen Reiches. Es waren interessante Etappen: von Arnhem nach Nijmegen und Berg en Dal, und von Arnhem nach Rijswijk (Gld). Die Strecke durch Gelderland habe ich in jedem Fall zurückgelegt – ich werde bestimmt auch noch die Etappen durch die Provinzen Utrecht und Südholland bis an Katwijk aan Zee, bis ans Meer wandern!

Die Verbindung zum Rhein und zu den Römern hatte ich auch wieder in Köln: der Zug fährt über die Brücke über den hier ganz breiten Fluss in den Bahnhof, wobei es immer wieder faszinierend ist um den gotischen Kölner Dom (wovon der älteste Teil datiert aus dem 13. Jahrhundert!) zu sehen als Kulisse für das Treiben des modernen Schienenverkehrs!

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Köln: Blick vom Zug auf den Dom, wovon der älteste Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt

Ein anderes Bild des Flusses bekam ich zwischen Koblenz und Mainz: der Zug den ich gewählt hatte folgte dem linken Rheinufer und das ergab wunderschöne Aussichten. Hier hat der Fluss nicht umsonst den Namen „Romantischen Rhein“ bekommen – seit 2002 steht dieses Mittelrheintal auf der UNESCO Welterbeliste! Ich passierte viele Burgen und Ruinen die hoch gegen die Hänge der Berge standen. Eine der Burgen auf dem rechten Ufer ist Burg Katz, die ursprünglich „Burg Katzenelnbogen“ hiess. Der Volksmund hat es abgekürzt zu Katz im Vergleich zur „Burg Maus“, die etwas weiter stromabwärts liegt und einem rivalisierenden Grafen gehörte. Die Namen zeigen das Katz-und-Mausspiel zwischen den Nachbarn!

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Zwischen Koblenz und Bingen am Rhein: Blick vom linken Ufer des Rheins auf die Altstadt von St. Goarhausen mit rechts halbwegs des Hanges Burg Katz

Auch hatte ich Sicht auf den berühmten und berüchtigten Loreley-Felsen. Dieser Loreley-Fels ragt an einer sehr strategischen Stelle steil über den Fluss hinauf. Diese Stelle bildete auch eine Gefahr für die Schifffahrt: der Fluss ist hier schmal und hat ausserdem eine scharfe Kurve. Früher sind hier viele Schiffe untergegangen – das sollte verursacht sein vom schönen, aber traurigen Singen der Nymphe Loreley. Hiervon wurden die Schiffer in ihren Bann gezogen und achteten sie nicht länger auf ihren Kurs… Obwohl die vielen Kliffen unter der Wasserlinie in den 1930er Jahren gesprengt worden sind und der ablenkende Gesang angeblich Teil der Legende ist, geht es auch in der modernen Schifffahrt immer noch mal schief. Im hellen Frühlingslicht, am Mittag sah die Landschaft schön und ungefährlich aus.

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Zwischen Koblenz und Bingen am Rhein: Blick vom linken Ufer des Rheins bei St. Goar auf den berühmten Loreleyfelsen

Obwohl ich meine Reisezeiten weiträumig geplant hatte, fürchtete ich doch in Zeitnot zu geraten… Bei der Abfahrt in Düsseldorf war der Zug wegen vielerlei Umstände schon mehr als eine Stunde verspätet; in Karlsruhe war die Verspätung schon zwei Stunden! Meiner Planung nach hatte ich um 14.30 Uhr in Aarau ankommen sollen, wo ich am Abend zwischen 17 und 18 Uhr wieder Verena, eine meiner Mitschülerinnen aus der Rätoromanisch-Klasse vor einigen Jahren, besuchen sollte um später zum Abendessen zu gehen. Nach einem ziemlich stressvollen Umsteigen in Basel SBB erreichte ich Bahnhof Aarau, wo ich nach einer weiteren diesmal nur siebenminutigen Fahrt im Ort Suhr ankam Dort konnte ich einchecken in das gemütlich aussehende Hotel Bären. Nicht lange nachher kehrte ich zurück in die Stadt und sass schlussendlich gegen 18 Uhr bei Verena. Mit ihr trank ich ein (wie ich meinte wohlverdientes!) Glas Prosecco. Es war sehr schön um einander nach diesen zweieinhalb Jahren wieder einmal zu sehen und mit einander zu reden! Viel Zeit um durch die alte Innenstadt zu schlendern und um uns die wunderschön angestrichenen Dachhimmel an zu sehen, wie am letzten Mal gab es leider nicht. Schon wurde es ein „Fusion“-Abend zwischen Japanischem und richtig Schweizerischem. Wir besuchten ein gutes japanisches Restaurant Imada, wo wir viele aufregende Gerichte assen: ich hatte als Vorspeise einen Seetangsalat in drei Farben mit einem würzigen Dressing und als Hauptspeise eine Tempura mit Garnelen und Gemüsen. Ich wählte nicht Sake, sondern japanischen grünen Tee mit geröstetem und teils gepufftem Reis. Der Tee hatte einen überraschenden Geschmack – er war auch sehr durstlöschend! Nach einem gemütlichen Abend ging ich wieder zum Bahnhof von Aarau. Dort was deutlich angegeben wie spät es war: seit 2010 hängt hier die grösste (Bahnhofs-)Uhr der Schweiz an der Aussenwand. Diese Uhr – von schweizerischer Machart! – zeigte dass es 21 Uhr war. Den Zug zurück nach Suhr konnte ich leicht erreichen. Dies war ein guter Anfang meiner Ferien!

Hotel Bären ist ein gemütliches und häusliches Hotel mit viel persönlicher und fröhlicher Aufmerksamkeit für die Gäste und auch noch mit Sinn für Humor: in der Empfangshalle bei der Rezeption steht ein grosser Plüschbär, der gefährlich aussieht und der eine Namenskarte trägt, „Angestellter Hermann“, als ob er ein Mitarbeiter war! Also ein lustiger Fotomoment. An der Wand des Frühstücksraumes wo die Morgensonne angenehm hineinschien, hing ein schönes Kunstwerk aus richtigem Moos, das den Eindruck erweckte dass eine Drohne über einen dichten Wald geflogen war. Das Frühstück gefiel mir bestimmt: neben der üblichen, geschmackhaften Käse usw. gab es nicht nur mein bevorzugtes „Bircher Müesli“, das bekannte schweizerische Gesundheitsfrühstück mit eingeweichten Haferflocken, Nüssen und Rosinen (und diesmal mit Preiselbeeren!), sondern auch geschnittenes Rohkost, in kleinen Weckgläschen.

Das Ganze bildete einen guten Basis für einen anstrengenden Tag: ich war mit einer weiteren Freundin aus dem Romanisch-Unterricht, Monika, verabredet in Zürich. Wir hatten erhofft dass wir einander treffen konnten in Scuol, im Engadin, wohin meine nächste Etappe der Reise führen sollte, aber das war leider nicht der Fall… Es wurde deshalb eine Kaffeepause von ungefähr eineinhalb Stunden. Nach einer Zugreise die eine halbe Stunde dauerte, kam ich ins grosse Gebäude von Zürich Hauptbahnhof an. Wir waren verabredet unter dem „Grossen Engel“ der in der zentralen Halle an der Decke hängt. Dieser farbenfrohe und voluptuöse weibliche Engel heisst „Nana-Engel“ oder auch „L’Ange protecteur“ (Schutzengel) und ist Teil der Serie „Nanas“ (auf französisch die populäre, irgendwie herablassende Andeutung für Mädel, Tussi) kreiert von der französisch-schweizerischen Künstlerin Niki de Saint-Phalle (1930–2002). Diese übergrosse Skulptur aus Polyester die mehr als eine Tonne wiegt und mehr als 11 Meter gross ist, schwebt seit 1997 als Schutzengel über den Zugreisenden und Besuchern des Bahnhofes. Eine internationale Bewachungsgesellschaft hat diese Nana den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) angeboten anlässig ihres 150-jährigen Bestehens (die erste völlig auf Schweizer Hoheitsgebiet angelegte Eisenbahntrasse lief von Zürich nach Baden und wurde 1847 eröffnet). Die Skulptur kontrastiert von den bunten Farben her ziemlich mit der hohen und hohlklingenden Hall in Neorenaissancestil des ältesten Teils des Bahnhofes der datiert aus 1871, aber fügt deshalb schon ein überraschendes und modernes Akzent hinzu.

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Zürich: in der zentralen Halle von Zürich Hauptbahnhof hängt eine übergrosse Skulptur aus 1997, „Nana Engel“ oder „L’Ange Protecteur“, der Künstlerin Niki de Saint-Phalle (1930-2002)

Es war ein frohes Wiedersehen mit Monika: es ist etwas Schönes dass man sich während ungefähr 2½ Jahre nicht unterhalten kann und dass man jedoch einfach die Gespräche weiter fortsetzt – bestimmt etwas wofür man dankbar sein sollte! Viel zu rasch war es 11.30 Uhr und verabschiedeten wir uns. Danach gab es viele Möglichkeiten um die Stadt weiter kennen zu lernen.

Zürich ist eine Stadt von Brunnen und Wasserpunkten – alle mit Trinkwasser. Das Tal wodurch der Fluss die Limmat fliesst, nördlich der Stadt, bildet ein enorm grosses Wasserreservoir. Auch gibt es viele Kunstwerke im öffentlichen Raum. Auf meinem Spaziergang durch die Stadt, entlang den Seeuferanlagen, den Promenaden entlang dem östlichen Ufer des Sees auf dem Weg zum Neuen Botanischen Garten, das Endziel meines Spazierganges, begegnete ich viele Kunstwerke: aus vielen Epochen, von vielen bekannten Persönlichkeiten, und von vielen bekannten und etwas weniger bekannten Künstlern und Künstlerinnen und in vielen verschiedenen Stilen und Materialien. Nicht jedes Mal gab es Schilder mit Erläuterungen, aber es gibt eine detaillierte digitale und interaktive Karte der Stadt Zürich die sich als sehr nützlich erwies!

In einer kleinen grünen Oase die umsäumt wird von grünen Hecken steht eine Statue auf einem hohen Sockel: es ist Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), eine wichtige Person in der Zeit um 1800 in Zürich. Er war ein Schulreformer und glaubte in Unterricht für jeder. Er richtete seine Aufmerksamkeit auch auf Unterricht für Kinder aus sozial benachteiligten Vierteln und kann deshalb als Grundleger der modernen Sozialpädagogik gesehen werden. Er und seine Zeitgenossen wurden stark beeinflusst von den Ideen des französischen Philosophen aus dem 18. Jahrhundert Jean Jaques Rousseau (1712–1778), der der Meinung war dass jeder Mensch einen einmaligen Charakter hat und Freiheit braucht um sich zu entwickeln, ohne Zwang oder Straff, weit weg von der Stadt und in Verbundenheit mit der Natur. Diese Vision wandte Pestalozzi an in seiner Unterrichtmethode, wobei er die Wichtigkeit der Erziehung zu Selbstständigkeit und Unabhängigkeit betonte. Jedoch hat er später in seinem Leben die Idee der allgemeinen Freiheit  des Menschen und der „von der Natur her Gut- sein“ wie Rousseau das befürwortet hatte, etwas angepasst: der Mensch wird von der Natur wie ein unvollendetes Wesen abgeliefert und er soll darum sein Menschwerden selbst in den Griff bekommen – also die Wichtigkeit und die Notwendigkeit gutes Unterrichts. 1899 hat der schweizerische Bildhauer (Karl Peter) Hugo Siegward (1865–1938) diese Statue kreiert. Pestalozzi wird gezeigt mit einem jungen ärmlich gekleideten Kind – der ältere, hagere Mann schützt den Jungen und beide schauen aufmerksam und mit Respekt zu einander. In einer schweizerischen bautechnischen Zeitschrift vom 4. November 1899 wurde auch angegeben weshalb die Statue solch eine Ausdruckskraft hat: die Statue hat nicht nur äusserliche Bedeutung – es handelt sich hier auch um ein Erinnerungszeichen der von Pestalozzi gepflegten idealen Güter, des Wohltuns, des Sinnes für Gerechtigkeit und allgemeiner nie versiegender Menschenliebe.

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Zürich: die Statue des berühmten Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) aus 1899 des schweizerischen Bildhauers Hugo Siegward (1865-1938)

Auf meinem Spaziergang von der Pestalozzi-Anlage mit der Statue des grossen Schulreformers in die Richtung des Zürichsees erreichte ich die Rudolf Brun-Brücke über den Fluss die Limmat: diese Brücke ist 1912–1913 erbaut worden und ist genannt worden nach dem ersten Bürgermeister von Zürich (±1300–1360). An der Ecke steht ein altes Haus mit wunderschönen Fresken an der Wand: der Text gibt an dass das Gebäude zuerst diente als eine Trotte und ein Wirtschaftsgebäude des 1237 gegründeten Klosters Oetenbach. Nach der Reformation sind die Religiösen abgereist – im Gebäude gab es abwechselnd Fabriken für Seide und für Wolltücher. Von 1898 bis 1927 wurde hier das Pestalozziarum untergebracht, eine permanente Ausstellung über die Werke von Pestalozzi um seine Ideen zu fördern – 2003 ist diese Organisation aufgegangen in die Pädogische Fachhochschule Zürich und professioneller geworden. Hiermit wird aufs Neue die Bedeutung von Pestalozzi klar! Im Gebäude findet man heutzutage das Schweizer Heimatswerk, eine Organisation die sich seit 1930 beschäftit mit der Vermarktung von Produkten welche die Bergbevölkerung während der Wintermonate herstellt und die damit die Instandhaltung dieser Form von Schweizer Gewerbe anstrebt. Oberhalb des Erdgeschosses sind Wohnungen eingerichtet worden. Ich folgte dem Fussgänger-Schild „See“ und sah auf der Wand an der Wasserseite eine schöne Abbildung – Wasser-relatiert – eines Schiffers mit Gemüsen in einem Korb und einer Frau die am Ufer stand. Ein ruhiger und schmaler Steg führte entlang dem Fluss mit in der Ferne der Quaibrücke nah am See.

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Zürich: eine schöne Wandmalerei auf einem historischen Gebäude bei der Rudolf-Brun-Brücke über die Limmat mit in der Ferne der Quaibrücke

Nicht lange nachdem ich dem schmalen Steg gefolgt was, kam ich an einem kleinen Platz, dem Weinplatz, wo ein Brunnen steht mit einer kunstvoll geschmiedeten Statue eines fröhlich lachenden Winzers mit einem grossen Korb für die Traubenernte auf dem Rücken und einem Stab in der Hand. Die Statue ist entworfen worden vom Modellierer und Holzschnitzer Joseph Regl (1846–1911) und hergestellt vom aus Zürich stammenden Zierschmieden David Theiler (1838–1920). Oberhalb der Statue ist eine elegante durchbrochene Kuppel aus Bronze, ebenfalls von David Theiler, wobei die Leichtfüssigkeit (oder die Benommenheit…) des Winzers verstärkt wird. Das Ganze steht an dieser Stelle seit 1908.

Bei der nächsten Brücke über die Limmat, der Münsterbrücke, mit Blick auf das Grossmünster, steht eine beeindruckende Ritterstatue auf einem breiten Sockel: der Ritter ist Hans Waldmann (1435–1489), Heerführer und Bürgermeister von Zürich von 1483 bis 1489. In jenem Jahr ist er nach einem grossen Bauernaufstand seiner Weise von Herrschen zufolge, verurteilt worden wegen u.a. Machtmissbrauchs, Korruption und Landesverrats, und schliesslich hingerichtet. Er war auch Zunftmeister der Zunft der Lebensmittel- und Weinhändler, der „Zunft zum Kämbel“. Weil diese Zunft meinte dass seine Verurteilung damals ein Justizirrtum gewesen wäre, haben die Zunftmitglieder seit anfangs des 20. Jahrhunderts sich beeifert um als Rehabilitierung eine Statue für ihm auf zu richten. Dieser Plan stiess auf Widerstand, denn viele waren der Meinung dass diesem Despoten keine weitere Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Schlussendlich wurde der schweizerische Bildhauer Hermann Haller (1880–1950) beauftragt um eine Statue dieser historischen Person zu entwerfen. Wie schon öfters hat auch diese Statue wieder Kontroverse erregt und nicht nur auf artistischen Gründen… 1937 wurde die Ritterstatue enthüllt.

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Zürich: Blick auf das 1937 von Hermann Haller entworfene Reiterstandbild des Heerführers und Bürgermeisters von Zürich Hans Waldmann (1435-1489) bei der Münsterbrücke mit dem Grossmünster im Hintergrund

Nach wieder einem kurzen Spaziergang erreichte ich einen grossen Platz der an den Nordufer des Zürichsees grenzt: der Bürkliplatz. Er ist entstanden als in den Jahren 1830 die Festungsanlangen von Zürich abgerissen wurden und die Trümmer in den See beim Eingang der Flüsse Limmat und Sihl, welche weiter westlich fliesst, deponiert wurden. Die Stadt fing an sich mehr dem Wasser zu zu wenden. Als 1873 die Quaibrücke erbaut wurde über den Anfang des Flusses Limmat, wovon das Wasser aus dem See fliesst, wurde der Platz immer mehr zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkten der Stadt. 1952 ist der Platz genannt worden nach Anton Bürkli (1833–1894) der von 1882 bis 1887 Stadtarchitekt von Zürich war. Hier erreichte ich das Wasser mit den Anlegestegen für die Rundfahrtboote und die Fähren. Jetzt gab es nur Schwäne und Möwen im Wasser und Schwäne und Tauben auf dem Trockenen. Leider waren auch dieses Mal die Gipfel der Alpen im Süden nicht sichtbar…

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Zürich: Blick über den Zürichsee und die Anlegestellen der Schiffe vom Bürkliplatz – die Berge sind nicht sichtbar

Etwas weiter nördlich des Bürkliplatzes liegt auch ein kleiner Platz, wo wieder ein monumentaler Brunnen mit einer ziemlich kämpferisch aussehenden Statuengruppe steht. Der schweizerische Bildhauer Jakob Brüllmann (1872–1938) hat den „Stierbänder Brunnen“ kreiert, der besser bekannt ist als der „Geiserbrunnen“. Die Stadt Zürich hatte eine beträchtliche Geldsumme bekommen aus dem Nachlass des schweizerischen Architekten und Städtebaumeisters Arnold Geiser (1844–1909), der von 1876 bis 1907 der Stadtarchitekt von Zürich gewesen war. An der Geldsumme war der Auftrag verbunden um einen Brunnen zu entwerfen zur Verschönerung der Stadt. Jakob Brüllmann gewann den hierzu ausgeschriebenen Entwurfswettkampf. Diese aus einem Block gehauene Skulptur ist kreiert worden aus Muschelkalkstein, der stammt aus einem seit der Römerzeit schon existierenden Steinbruch beim Ort Würenlos im benachbarten Kanton Aargau. Am 20. Oktober 1922 wurde der Brunnen enthüllt. Der wilde Stier und der Jüngling der harte Arbeit leisten muss um das Tier zu bändigen, symbolisieren „die Zügelung der Triebe“ und haben von Anfang an die Gemüter des Publikums bewegt, u.a. wegen der Nacktheit des jungen Mannes. Das gilt auch der weiter nach Westen stehenden Statuengruppe aus Bronze „Ganymed“ des homoerotischen Aspektes wegen: die Legende aus der griechischen Mythologie des Jünglings Ganymed mit dem Adler der ihn in Auftrag von Zeus zum Olymp entführen soll. Diese Statuengruppe ist viel später, 1945–1952, vom schweizerischen Bildhauer Hermann Hubacher (1885–1976) kreiert worden.

Ich überquerte die Quaibrücke und verfolgte einen Weg entlang den Quaianlangen, die 1887 angelegt worden waren – auch wieder unter Leitung von Anton Bürkli. Dadurch bekam die bis an jenem Moment mittelaltrige Stadt die grossstädtische Allüre wofür sie heutzutage bekannt ist. Der erste Teil dieser Quaianlagen heist der „Utoquai“, wobei  „Uto“ der literarische Name ist für den Uetliberg. Die ehemalige Burg auf dem Berg wurde 1210 angedeutet mit „Uotelenburg“, also die Burg von Uotolo. Hierzu steht es für „Uoto“, das wieder eine Kürzung ist für „Uodalrich“, Ulrich! Der Hausberg von Zürich war trotz des nebligen Lichts gut sichtbar. Näher an war das Wasser des Sees schön blau, in den Blumenkasten blühte schon ein gelber Mohn und wehte tapfer in den Wind: das Wasser und die Blume bildeten die Farben der ukrainischen Fahne – dieser war schon ein Moment um darüber nach zu denken dass die Situation in anderen Teilen der Welt nicht so friedlich ist…

Zu gleicher Zeit mit dem Bau der Quaianlagen hat man das Seebad Utoquai eingerichtet, das wie eine treibende Insel aus weissem Holz in den See steckt. Das öffentliche Bad ist ganz in authentischem Stil erhalten worden – es hat in dieser Jahreszeit noch geschlossen.

Weiter nach Süden auf den Quaianlagen wird sichtbar wie grosszügig und zeitlos der Entwurf dieser Promenade ist. Die Aussicht über den See auf die Altstadt und auch auf die Höhe des Uetlibergs ist wunderschön, gewiss in diesem Licht. Es sind vor allem die Kastanien – die noch aus der Anfangszeit stammen (und heute fast 150 Jahre alt sind!) – und die hier und da noch ursprünglichen Balustraden die der Promenade ihr Cachet verleihen! Die Bänke sind hier fast alle belegt von Menschen die ihre Mittagspause geniessen.

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Zürich: Blick über den See und die Altstadt von den Quaianlagen von 1887 mit den alten Kastanien

Es gibt auch eine grosse Äquatorialsonnenuhr, die deshalb so genannt wird, weil bei dieser Sonnenuhr das Zifferblatt parallel am Äquator liegt. Dadurch fällt der Schatten des Polstabes als Erdachse bei jedem Sonnenstand auf das Zifferblatt: auf dieser Weise ist es einfach um die Zeit ab zu lesen. Dieses grosse, schön eingefärbte Exemplar ist 1957 hergestellt worden vom deutschen Feininstrumentenmacher Lothar Loske (1920–1992) und von Franz Türler der Leiter der schweizerischen gleichnamigen Uhrwerkfabrik war, der Stadt Zürich verschenkt. Ich sah dass es 12.30 Uhr war auf meiner Uhr, aber auch das der Schatten auf die richtige Stelle auf der Sonnenuhr fiel – dort war es auch 12.30 Uhr! Weiter weg stand eine gradlinige Skulptur aus Chromstahl in der Form eines Häuschens auf Pfoten, das auf einer Steinplatte aus Gneis aufgestellt worden war. Es ist ein Trinkbrunnen, wovon es so viele gibt in Zürich – in dieser Jahreszeit war er noch abgeschlossen. Diese gradlinige Konstruktion ist 1980 kreiert worden vom Künstler Markus Feldmann (*1926) und zeigt die Weise worauf die ersten Einwohner der Gegend um Zürich ihre Häuser bauten: auf Pfählen im Wasser. Hiervon sind seit der Mitte des 19. Jahrhunderts an verschiedenen Stellen entlang dem Zürichsee Überreste im Uferboden aufgefunden worden. Später sollte ich im Neuen Botanischen Garten auf einer Infotafel über Essen in der Jungsteinzeit ein altes Foto aus 1899 sehen, worauf die ausgegrabenen Pfähle sichtbar sind.

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Zürich: auf einer Informationstafel im Neuen Botanischen Garten über Ackerbau in der Jungsteinzeit steht ein Foto aus 1899 von Überresten von Pfahlbauten im Gebiet um den Zürichsee

Ausser der Statuengruppe Ganymed am Bürkliplatz des schweizerischen Bildhauers Hermann Hubacher ist noch eine weitere Statue aus Bronze aufgestellt worden: weiter nach Süden entlang dem östlichen Ufer des Sees steht die Statue eines sitzenden Aktes aus früheren Zeiten als Ganymed, nämlich aus 1934, aber sie ist dort erst 1951 aufgestellt worden. Ebenfalls aus Bronze ist eine Statue aus 1957 der schweizerischen Künstlerin Hildi Hess (1911–1998): „Weibliche Figur“. Beide Frauenstatuen sind elegant und könnten einfach „living statues“ sein, die Sonne geniessend. Es fällt schon auf dass die Bronze bei Hermann Hubacher viel glatter poliert worden ist als bei Hildi Hess.

Ein weiteres Bildhauwerk aus Bronze ist viel abstrakter und auch viel grösser: es wird „Sheep Piece“ genannt und ist kreiert worden vom berühmten englischen Bildhauer und Zeichner Henry Moore (1898–1986). An diesem abstrakten Kunstwerk sind viele Skizzen und Zeichnungen von richtigen Schafen vorausgegangen. Der Künstler war ein sehr talentierter Beobachter der Natur. Die Schafe die er oft vor dem Fenster seines Ateliers in England gesehen hatte fand er anfangs normale Wollknäuel mit einem Kopf und vier Beinen. Nach den Körpern unter der Wollmasse konnte er nur spekulieren. Aus dieser Faszination entstand die kolossale Plastik mit zwei vergrösserten Körpern von Aue und Lamm oder zwei Auen. Einige Fantasie wird schon gefragt um darin Schafe zu sehen, denn die glattpolierte, glänzende Bronze hat jeweils eine ganz unterschiedliche Ausstrahlung als die Erinnerung an ein Krausfell aus Wolle! Dieses Kunstwerk das der zweite Guss des Originals ist, wurde 1976 aufgestellt an der Seepromenade auf dem Schwemmkegel Zürichhorn anlässig einer grossen Ausstellung von Moore’s Werken. Die Gedenktafel am Fuss des Kunstwerks erwähnt dass es ein Geschenk war „einiger Zürcher Bürger an ihre Stadt“.

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Zürich: an den Seeuferanlagen steht seit 1976 eine Skulptur des englischen Bildhauers Henry Moore (1898-1986) mit dem Titel „Sheep Pieces“

Weiter flanierend über die breite Promenade, wo viele Leute ihre Mittagspause verbrachten, schlendernd oder sitzend in der Sonne auf einer Bank mit Blick auf das Wasser, passierte ich einen Wegweiser wovon ein Arm zu einer Seitenstrasse, der Höschgasse wies: zum Pavillon Le Corbusier – meine Aufmerksamkeit war geweckt worden! Zuerst sah ich an meiner rechten Hand ein grosses Haus in englischem Landhausstil, Villa Egli, das einst als Privathaus gedient hatte, aber heute etwas heruntergekommen aussah. An der anderen Seite der Strasse stand ein ebenfalls grosses Landsitz, Villa Bellerive, wo heute ein Zentrum für Architektur zuhause ist. Weiter in der Strasse steht ein niedriges, hölzernen, weiss angestrichenes Gebäude mit Veranda: es ist das Atelier von Hermann Haller, der die Hans Waldmann-Ritterstatue an der Limmat entworfen hat. Diese drei ganz unterschiedliche Gebäude stammen alle aus den 1930er Jahren. Dazwischen stand etwas weiter in Richtung des von hohen Bäumen umsäumten Rasens ein modernes Gebäude mit viel Glas und vor allem primären Farben. 2019 ist das Pavillon mit viel Geld restauriert worden, wobei manche Kritiker es bereuen dass die Stadt sich nicht kräftiger bemüht hat um hier eine Art Museumquartier zu entwickeln und damit diese vier Gebäude mit einander zu verbinden. Dem Zustandekommen dieses Pavillons ist ziemlich viel vorausgegangen. Die schweizerische Innenarchitektin Heidi Weber (*1927) hat 1960 mit viel Überredungskraft den Architekten Le Corbusier (1887–1965) dazu gebracht um in Zürich ein Museum zu erbauen, weil sie eine grosse Bewunderung für ihn und seine Werke hatte. Le Corbusier ist im Schweizer Jura geboren worden und aufgewachsen und hiess eigentlich Charles Edouard Jeanneret. 1920 nahm er den Namen seines Urgrossvaters mütterlicher Seite an und entartete den zu Le Corbusier: zugleich verweisend zum französischen Wort für Rabe, le corbeau. Der Pavillon Le Corbusier sollte sein letztes Werk werden: er starb August 1965, ein Jahr nachdem die ersten tatsächlichen Bauhandlungen stattgefunden hatten und einige Monaten nach der Fertigstellung der ersten Phase wobei das losliegende Dach abgeliefert wurde. Das Einzigartige dieses Pavillons ist dass es Prefab ist (ein Schwerpunkt des Entwerfers) und dass alle Bestandteile – wie gross sie auch waren – auf einem grossen Laster angeführt worden sind und auf der Stelle zusammengefügt worden sind. Auch was es das erste Gebäude mit vor allem Teilen aus Metall und Glas und einer Dachkonstruktion die unabhängig des Gebäudes selbst war. Weil Metall und Glas nicht gut isolieren wählte Le Corbusier glasierte Paneele in den für ihn so charakteristischen Farben. Auch hier sind die Dimensionen basiert worden auf das von ihm entwickelten Messsystem Modulor, wobei ermöglicht wurde dass mit einer mathematischen Annäherung der physischen menschlichen Mass Gebäude ab zu stimmen auf die menschlichen Masstäbe. Auf der Webseite des Pavillons Le Corbusier steht ein 28-minutiger Film der produziert worden ist von Heidi Weber (unter Information) wo das ganze Prozedere gezeigt wird, vom Anfang 1964 bis auf die Eröffnung des vollendeten Gebäudes am 17. Juli 1967, dieses Jahr vor 50 Jahren. Der Beginn des Films ist vor allem lustig wegen der Autos, Kleidung und Musikfetzen aus jener Zeit! Beim Schauen des Films wird eigentlich erst klar wieviel Bolzen und Muttern beim Bau angewendet worden sind…

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Zürich: Blick vom Süden auf den Pavillon Le Corbusier mit dem (in März noch leeren) Teich im Vordergrund und das Atelier des Künstlers Hermann Haller im Hintergrund

Vom Pavillon führte ein schmaler Weg zurück zum Seeuferweg und zum See. An der östlichen Seite der Blatterwiese, einer grossen Grasfläche die an den Rasen des Pavillons anschliesst, steht ein Erinnerungsdenkmal für den Dichter Leonard Widmer (1808–1968) und den Komponisten, den Zisterziensermönch Alberich Zwyggig (1808–1854) der schweizerischen Nationalhymne, des Schweizerpsalms, das ein wenig aussieht wie ein Kriegsdenkmal. Auch dieses Kunstwerk ist ein Brunnen – das Wasser fliesst an den vier Seiten des Denkmals aus Köpfe aus Bronze: zweimal ein stilisierter Löwenkopf, und zweimal ein etwas schwermütig aussehender Männerkopf. Es ist im Stil des späten Jugendstils entworfen worden von der aus Zürich stammenden Bildhauer Frans Wanger (1888–1945) und hergestellt aus Aargauer Muschelkalk mit einer mittlerweile bis gräulich-grün verwitterten Spitze aus Kupfer. Dieses Äusseren wegen wird das Denkmal auch mal spöttisch „Die Rakete“ genannt!

Der Schweizerpsalm ist 1842 entstanden. Er ist eine Ode an die Berge und an die Freiheit der Schweizer. Seit 1981 ist er die offizielle Nationalhymne der Schweiz. Die ersten drei Verse der ersten Strophe des Schweizerpsalms sind in goldenen Buchstaben auf dem Denkmal graviert worden:
Trittst im Morgenrot daher,
Seh’ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Eine Erinnerungstafel aus Bronze mit darauf die Gesichter von Leonard Widmer und von Alberich Zwyssig ‚en profil’ vollenden die Ehrung.

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Zürich: auf dem Schweizerpsalm Denkmal sind der Komponist Alberich Zwyssig und der Dichter Leonard Widmer ‚en profil‘ abgebildet worden auf einer Tafel aus Bronze

Ein Kunstwerk ganz anderer Art steht weiter nach Osten: an einer offenen Stelle ragt die mechanische Konstruktion „Heureka“ des schweizerischen Künstlers Jean Tinguely (1925–1991) auf, der sich auseinandergesetzt hat mit der kinetischen Kunst. Ich hatte mich schon früher seine bizarre Welt von bewegenden Kunstwerken in verschiedenen Grössen und Formen angeschaut als ich in Juni 2018 das Tinguely-Museum in Basel besucht habe, das ganz dieser besonderen Kunstform gewidmet ist. Das Kunstwerk Heureka das entworfen war für die Schweizer Landesausstellung die 1964 in Lausanne organisiert war, besteht aus einer grossen Sammlung an einander geschweissten Objekten aus Metall wie Rädern und Röhren, welche auch noch wie eine richtige Maschine drehen können… Nach Ablauf dieses Events ist das Kunstwerk, das heutzutage noch immer funktioniert (jedenfalls von April bis einschliesslich Oktober…) nach Zürich übergebracht. Jean Tinguely hat 1966 über diese Konstruktion gesagt dass sie komplett zwecklos und sinnlos sein sollte, aber dass er harte Arbeit leisten musste um dies zu erreichen: das Ganze soll funktionieren, also viel Aufmerksamkeit für die Technik… Mitte März stand es regungslos auf seinem Sockel umgeben von einem kleinen geschnittenen Heck, mattschwarz und entfremdend gegen einen tiefblauen Himmel.

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Zürich: am östlichen Ufer des Zürichsees steht seit 1964 die Installation „Heureka“ des schweizerischen Künstlers Jean Tinguely (1925-1991)

Es ist heutzutage eigentlich kaum vorstellbar dass dieser Teil von Zürich, das Zürichhorn, bis ins 18. Jahrhundert ein ganz unbebauter Steilhang war und dass u.a. der zum Hornbach umgetaufte Wildbach dort hinunterfliess. Wie der ursprüngliche Name schon angibt, war dieser wilder Bach verantwortlich für grosse Überschwemmungen und Hochwasser. Deshalb hat man den Bach kanalisiert und grösstenteils unterirdisch versteckt: etwas weiter als das Kunstwerk von Jean Tinguely plätschert der Bach jetzt durch ein breites betoniertes Bett ruhig in Richtung des Sees. Ich überquerte den Bach über eine elegante Brücke und sah das Restaurant Lake Side das mir schon sehr gefiel. Ik bekam einen Tisch am Fenster mit Blick auf die Terrasse und den See – ich fand es noch viel zu kalt um mich draussen zu setzen. Ich wählte als Vorspeise etwas das mir unbekannt war: eine Suppe mit Bärlauch (Allium ursinum), eine zwiebelartige Frühlingspflanze mit einem ausgeprägten Knoblauchgeschmack. Die Suppe hatte eine sehr schöne hellgrüne Farbe – ich fand sie neben tatsächlich nach Knoblauch auch noch nach Spinat und Wasserkresse schmecken! Später sollte ich im Neuen Botanischen Garten lesen wie gesund diese Pflanze ist: der Schwefelverbindungen wegen hat die Pflanze eine reinigende Wirkung auf den Körper und eine antibakterielle Wirkung auf die Verdauung. Das Einzige dass man verhindern soll ist dass man statt Bärlauch die Blätter des Gefleckten Aronsstabes (Arum maculatum) oder der Herbstzeitlose (Colchium autumnale) verwendet, denn diese Pflanzen sind giftig! Der deutliche Knoblauchgeruch ist also hilfreich bei der Determinierung. Die Hauptspeise war Pasta mit nachhaltig in der Schweiz gezüchtetem Lachs. Ich trank dazu ein gutes Glas (okay: zwei Gläser…!) Heida-Wein: die Trauben für diesen kräftigen Weisswein wachsen auf den südlichen Berghängen beim kleinen Ort Visperterminen im Vispa-Tal im Wallis. Ich war dort schon wieder vor einer Weile (am 20. September 2018) um die schöne Aussicht über das Rhônetal und auf die Berge zu geniessen wo ich in den Tagen zuvor viele Etappen der Via Alpina zurückgelegt hatte! Dort befindet sich der höchste Weinberg nördlich der Alpen. Von meinem Platz am Fenster hatte ich schon einen ein wenig schwarz gewordenen Block Sandstein gesehen, der am Ende der Sonnenterrasse an der Wasserkante stand. In diesem Stein war in speziellen Buchstaben, die teilweise in einander flossen, der Text gemeisselt: „Auf diesem Gelände lag das Landgut ‚Zu Hornau‘ in welchen der Zürcher Maler Rudolf Koller 1828-1905 von 1862 bis zu seinem Tode lebte und wirkte“. Rudolf Koller (1828–1905) ist vor allem bekannt geworden für seine Bilder von Kühen, Pferden und anderen Tieren, die er mit feinen Pinselstrichen und Aufmerksamkeit zum Detail zeigt. Einer der seinen meist bekannten Bilder ist die Postkutsche über den Gotthardpass (Gotthardpost), wobei eine Postkutsche gezeigt wird, gezogen von drei Schimmeln in Galopp, und eine äusserst aufgejagte junge Kuh die vor der Kutsche hinaus rennt, muhend und mit gehobener Schwanz! Der Stein ist entworfen worden vom schweizerischen Künstler Hans Stocker und 1965 dort aufgestellt.

Gestärkt von dieser Pause verfolgte ich meinen Weg und kam ein wenig später beim Strandbad Tiefenbrunnen, einem öffentlichen Badeanstalt der schon seit dem Bau der Promenade besteht. Die alten Gebäude sind anfangs der 1950er Jahren ersetzt worden: jetzt gibt es neue Gebäude mit einem für jene Zeit sehr modernen Stil: Elementarfarben und mit Wänden aus durchbrochenen Beton. Das Komplex sah ganz aufgefrischt aus: 2010–2011 ist das Ganze restauriert worden.

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Zürich: die Gebäude des Strandbades Tiefenbrunnen aus den Jahren 1950 mit im Vordergrund der in März noch leeren Liegewiese

Am Ufer dieses grossen Komplexes mit der geräumig angelegten Sonnenweide, die jetzt schon schön gepflegt da lag, steht eine Statue aus Granit, „Männlich-Weibliche Figur“, aus den Jahren 1953–1955 vom schweizerischen Bildhauer Arnold d’Altri (1904–1980), die qua Farbe und Materialexpression exakt passen zu einem Kiosk aus Beton mit einem hohen Dach das wie ein spitzer Hut mit einem Pompon auf dem vieleckigen Gebäude steht. Der Park ist entworfen worden im sogenannten Wohngartenstil, der stark inspiriert worden ist von der japanischen Gartenkunst mit dem Nachdruck auf das Weglassen. Auch hier ist der Einfluss von Le Corbusier wieder zurück zu finden…!

An dieser Stelle erreichte die Promenade wieder den belebten Verkehrsweg und sah ich einen Bahnhof mit dazu einem Industriekomplex, der eine schlossartige Ausstrahlung hat… Es ist die Mühle Tiefenbrunnen aus 1889–1890, ein Komplex mit einer Brauerei die bis 1983 dementsprechend in Betrieb blieb und die nachher noch bis 1998 als Getreidespeicher genutzt wurde. Das Gebäude widerspeigelt schon jene Epoche in der Architektur um dem vorletzten Jahrhundertwechsel: damals wurden Industriegebäude gestaltet wie Schlösser, so auch hier mit einer repräsentativer Fassade in zwei Farben Backstein, Türmchen und vielen Verzierungen oberhalb der Fenster. Das Gebäude ist heute umgebaut worden zu Wohnungen, Kleinbetrieben und Essgelegenheiten. Der überdeckte Transportkorridor von der Brauerei zur Eisenbahnlinie ist auch noch erhalten geblieben – der Name der Mühle steht in grossen Buchstaben auf dem Dach.

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Zürich: Blick auf das Gebäude aus 1890 der ehemaligen Bierbrauerei Mühle Tiefenbrunnen

Als ich mal wieder auf die Karte schaute um zu sehen wo der Neue Botanische Garten war, entdeckte ich dass ich in meiner Begeisterung viel zu weit nach Süden gegangen war… Es fand sich heraus das der Garten eigentlich bergauf vom Pavillon Le Corbusier liegt! Dazu musste ich eine lange Strecke zurücklaufen, aber auch vom Ufer den Steilhang hinauf. Das war ehrlich gesagt nicht so einfach für meine Beine die noch an die Niederlande gewohnt waren. Die Strassen die zur Zollinkerstrasse führen waren ruhig – an dieser Hauptstrasse selbts standen wunderschöne Häuser aus dem 19. Jahrhundert, wovon das meist extravagante Haus die Villa Pantumbah aus 1893 ist. Hier ist heutzutage der Hauptsitz des Schweizer Heimatschutzes; im Erdgeschoss gibt es einen Ausstellungsraum über Baukunst. Das denkmalgeschützte Gebäude hat alle Kennzeichen des historisierenden Baustils: viele Baustile aus der Vergangenheit sind angewendet worden. Das ist zum Beispiel der Fall bei der Fassade des Hauptgebäudes wovon der Entwurf der Renaissance entlehnt worden ist, wie die gemalten Motive die trügerisch echt verschiedenen Sorten Marmor und Hartstein ähnlich sehen. Es wurden nicht nur Stile verwendet die zurückgriffen auf die Vergangenheit, sondern auch auf für jener Zeit (die 1880er Jahre) moderne Produkte, wie die sogenannte Mineralfarbe. Diese ist Farbe mit mineralen Bindemitteln auf Basis von Silikat (ein Mineral woraus 95% der Erdkruste besteht!) die während längerer Zeit farbecht bleibt. Deshalb wird diese Farbe heutzutage als sehr nachhaltig betrachtet. Man hat diesen Anstrich auch wieder (teilweise) verwendet bei der Restaurierung vor einigen Jahren. Deswegen bekommt der Besucher einen guten Eindruck von den ursprünglichen farbenfrohen Ausstrahlung der Villa. Sie ist genannt worden nach dem Dorf Patumbak im Norden der (heutzutage indonesischen) Insel Sumatra wo der erste Tabakplantage des Bauherrn Karl Fürchtegott Grob (1830–1893) lag. Er war in der Periode von 1869 bis 1879 sehr reich geworden mit diesem überseeischen Handel: deshalb war er in der Lage um dieses Haus auf solcher grosszügigen Weise zu erbauen. Lange hat er selbst nicht diese Villa geniessen können – er starb 1893 an einer mitgebrachten tropischen Krankheit. Seine Frau und Töchter wohnten dort bis das Haus 1929 der Diakonie übertragen wurde, die es nutzte als Pflege- und Altersheim. Der Park war mittlerweile in zwei Teilen aufgeteilt worden und es gab in den 1970er Jahren Pläne um das damals heruntergekommene und glanzlose Haus ab zu reissen für u.a. Wohnungsbau. Diese Pläne wurden wegen zu wenig politischer Akzeptanz nicht durchgeführt. 1995 wurde eine Stiftung gegründet zu Erhaltung des historischen Gartens die 2006 auch auf die Zielsetzung erweitert wurde um die Villa zu retten, Stiftung Patumbah. Die eingreifende Renovierung dauerte drei Jahre – die Villa wurde in ihrem alten Glanz August 2013 wiedereröffnet. Sie sieht tatsächlich sehr schön aus und gar nicht kitschig! Der in englischen Landschaftsstil angelegte Park wurde damals erst später als die Villa abgeliefert: die Eisenbahnlinie zum Bahnhof Tiefenbrunnen wurde entlang seiner Villa gebaut und um sie zu schützen gegen Rauch und Lärm hatte er die Trasse entlang seiner Villa aus eigenen Mitteln unterirdisch bauen lassen. Der Park ist heute frei zugänglich.

Wie schön diese floralen Motive und die von der Decke hinunterhängenden Tabakblätter auch waren: ich möchte richtige Pflanzen sehen! Deshalb verfolgte ich meinen Weg entlang einem weiteren kunstvoll schmiedeeisernen Gitter zum Neuen Botanischen Garten der Universität Zürich.

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Zürich: beim südlichen Eingang zum Neuen Botanischen Garten gibt es einen Übersichtsplan des Gartens

Es war herrlich um in diesem hellen Frühlingslicht die sich entfaltende Natur an zu schauen. Bei meinen vorherigen Besuch an Zürich in September 2019 hatte ich den Alten Botanischen Garten besucht: das war der ursprüngliche Botanische Garten der 1837 eingerichtet worden war nachdem die Festungswerke der alten Stadt abgerissen worden waren. Jener Garten liegt auf einer natürlichen Erhöhung, mitten in der Stadt, und im Westen und Norden begrenzt vom alten Wehrgraben, dem Schanzengraben. In den Jahren 1960–1970 wurden in der Umgebung viele hohe Hochhäuser und Geschäftsgebäude erbaut, wodurch das Wachstum der Pflanzen gehindert wurde. Deshalb entschied die Universität um um zu ziehen zu einem alten Park am Südufer des Zürichsees – 1977 wurde dort der Neue Botanische Garten eröffnet. Es gibt dort viele alte Bäume – ein Hinweis für den schon existierenden Park. Eine beeindruckende Buche (Fagus sylvatica) beim Eingang des Gartens war jetzt natürlich noch ganz kahl, aber sie stand schon in einem grossen Beet mit ausgiebig blühenden Frühlingspflanzen, wie weisse Schneeglöckchen und violette Zyklamen. In März was nicht sichtbar dass diese Buche eine Rotbuche war, denn der Baum trug noch keine Blätter. Eine Informationstafel gab an dass die Rotbuche ein Mutant sei der Gewöhnlichen Buche und dass hierdurch die rötlich-violette Farbe die bei den jungen Blättchen anwesend ist, nicht verschwindet beim Wachsen, wie bei der Gewöhnlichen Buche, sondern bleibt. Die ganze Natur ist in der Lage um zu mutieren und deswegen fing man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu erkennen dass neben der Evolution (Einfluss von Darwin) auch Mutation eine Rolle spielt: die spontane Abweichung im genetischen Material. Der schweizerische Arzt und Untersucher Otto Naegeli (1871–1938) hat darüber recherchiert bei Pflanzen und die Resultate nachher auch auf Menschen angewendet: dies sollte auch erklären weshalb manche Krankheiten die eine Person schon und die andere Person nicht angreifen. Ich stand dort bei dieser wunderschönen alten Baum und war fest entschlossen um sie nochmals in voller Ausschmückung zu sehen.

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Zürich: beim Eingang des Neuen Botanischen Gartens steht eine beeindruckende Blutbuche (Fagus sylvatica subs. purpurea) gegen den Hintergrund der Universitätsgebäude mit am Boden Schneeglöckchen und kleinen Zyklamen

Es war noch sehr früh im Jahr und das bedeutete dass es ausser der Schneeglöckchen und der Zyklamen nicht vieles blühte, aber es gab jedoch hier und da etwas Farbe. An verschiedenen Stellen im Garten standen Kornelkirschen (Cornus mas) ausgiebig in Gelb zu blühen. Dieses grosses Gebüsch ist nicht nur schön um zu sehen, sondern ist auch sehr wichtig für Insekten im Frühling wegen des frühen Blühens und für Vögel im Herbst wegen der roten kirschen-ähnlichen Früchte. Nicht nur die Vögel wissen sie zu schätzen: trotz des säuerlichen Geschmacks eignen sie sich auch zur Herstellung von Konfitüre! Eine etwa zartere Farbe Gelb haben die Blumen der Stängellosen Schlüsselblume (Primula vulgaris) die einen farbigen Teppich bildeten am Fuss der noch kahlen Bäume. Das einzige Gelb bei der frühen, ausgiebig blühenden Netzblatt-Schwertlilie (Iris reticulata) ist der gelbgolden Streifen auf den violetten Blumen – gewöhnlich ist die Blume hellblau, aber hier wächst die violette Variante, die ich persönlich am schönsten finde! Das Schild mit der Inschrift „Bärlauch“ stand etwas verloren da: vom breiten, grünen Blatt (das mir so gut geschmeckt hatte in der Suppe!) war nichts zu sehen… An anderen Stellen wuchs er schon in grossen Mengen.

Die Universitätsgebäude stehen am höchsten Punkt des Botanischen Gartens, der sich über eine Oberfläche von 5,6 Hektaren ausdehnt an einem Südhang und einem Nordhang. Die Aussicht nach Nordosten über den mit Gras und Baumgruppen bewachsenen Hang ist schön: nur in der Ferne sind wieder Häuser sichtbar. Die gläsernen Kuppeln der Tropenhäuser sahen futuristisch aus.

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Zürich: die Aussicht vom höchsten Punkt im Neuen Botanischen Garten ist schön – die kugelförmigen Tropenhäuser sind an der rechten Seite sichtbar

Diese Tropenhäuser haben eine Hülle aus Glas in Form von Kuppeln mit einem stählernen Gerüst an der Innenseite. In ihrer Modernität sehen sie dadurch doch ein wenig aus wie das Palmenhaus, das Treibhaus aus 1850 im Alten Botanischen Garten. Das meist nördliche Tropenhaus enthält Pflanzen aus den tropischen Trockengebieten. Dort ist es während der Nacht kalt und tagsüber warm und es fällt kaum Regen. Diese Gebiete liegen vor allen um den Breitenkreisen, wo der Wind trocken ist, aber auch im Windschatten von Gebirgen, wie die Namibwüste. Die mittelste und höchste Kuppel von 16 Metern hoch wird auch wohl „die Grüne Hölle“ genannt, ein tropischer Tieflandregenwald mit einer Luftfeuchtigkeit von 90% und einer konstanten Temperatur von 26°C. In der kleineren Kuppel südlich der mittleren Kuppel wird das Klima des tropischen Bergregenwaldes nachgeahmt: dieses Klima wird gekennzeichnet von überflüssigen Regenfall und viel Nebel mit dadurch gemässigten Temperaturen. Hier wachsen vor allem Moose, Farne und Palmfarne. Für mich war es leider nur möglich um durch die Fenster zu spähen, denn die normalerweise frei zugänglichen Tropenhäuser waren zu (wegen der COVID-19 Massnahmen nehme ich an).

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Zürich: Blick auf die drei kugelförmige Tropenhäuser im Neuen Botanischen Garten aus der Nähe

Auch der Alpengarten war interessant. Es wurde eine Mini-Bergwanderung die noch realistischer wurde, denn auf den Felsblöcken standen richtige Markierungen in Rot-Weiss , wie sie auch in den Bergen den richtigen Weg zeigen! Am steilen Nordhang war eine ganze Trasse von schmalen Pfaden angelegt worden, mit überall Beeten für Alpenpflanzen. Hier und da blühte schon etwas: ich sah vor allem weisse Schneerosen (Helleborus niger).

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Zürich: Blick auf das (schweizerische) Alpinum im Neuen Botanischen Garten wo noch nicht viele Pflanzen blühen

Auf einer Informationstafel wurde angegeben wo in der Schweiz der Boden aus Kalk und wo aus Silikat besteht und wo welche Pflanzen wachsen. Auch hier gab es wieder eine Erfahrung von „Bergwandern“: die bekannten gelben Wegweiser zeigten dass es 15 Sekunden nach „Kalk“ und 10 Sekunden nach „Silikat“ brauchte! Die Alpen in der Zentralschweiz bestehen vor allem aus Silikat, das ursprünglich erstarrtes Magma ist. Dieser säuerliche Boden ist ziemlich nahrungsarm: hierdurch wachsen die Pflanzen weniger schnell. Auch ist die Biodiversität niedriger. An den Nord- und Südflanken der Zentralalpen liegen Gebirgsketten aus Kalk: diese Gebiete waren früher ein Meeresboden und sind neutral bis basisch was Acidität angeht. Des reichen Nahrungsbodens wegen wachsen die Pflanzen rascher und ist die Biodiversität grösser. In beiden Bodenarten haben Pflanzen eine eigene Art entwickelt um zu überleben. Beim Silikat müssen die Pflanzen viel Wasser aufnehmen um zureichend Nahrungsstoffe auf zu nehmen – manche Arten werden „schwitzen“; das Wasser wird an den Blatträndern ausgeschieden. Zuviel Kalk ist für Pflanzen schädlich: es wird von den Pflanzen umgesetzt in Salzen (Oxalat) und an den Blatträndern abgesetzt! Pflanzen sind im Hochgebirge richtige Überlebenskünstler….

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Zürich: Infotafel mit Erläuterung über die Bodensorten mit ihrer Vegetation im (schweizerischen) Alpinum im Neuen Botanischen Garten

In der Mitte des Gartens bei einem Teich steht eine Echte Sumpfzypresse (Taxodium distichum), die zur Gruppe der nadelverlierenden Koniferen gehört. Kennzeichnend für diese Zypresse ist die Bildung von sogenannten Atemknien: um sich in sumpfigem und nassem Gelände zu verankern bildet der Baum Pfahl- und Stutzwurzeln. Für die Sauerstoffversorgung dieser Wurzeln wachsen knieförmige Knoten aus dem Wasser oder dem Sumpf hinaus. Auf den ersten Blick sahen sie auslaufenden Farnen ähnlich…! Nicht alle Bäume entwickeln solche Atemknien, aber dieser Baum der 1981 angepflanzt wurde, zeigt sie heute schon. Echte Sumpzypressen kommen vor in den subtropischen Teilen der Vereinigten Staten (im Südosten), Mexico  und Guatemala und wurden im 17. Jahrhundert in Europa eingeführt als Zierbaum in Pärken. Dass diese Bäume vor ganz langer Zeit (vor den Eiszeiten) auch in Europa und Asien wuchsen kommt hervor aus Funden in den Braunkohlenreserven im Rheinland! Mit den Eiszeiten sind die Bäume verschwunden, aber heute sind sie wieder „heimgekommen“!

Gegen 15.30 Uhr verliess ich den Botanischen Garten wieder, mein Kopf noch überfüllt mit Eindrücken und Informationen auf den Tafeln. Es war schon etwas leichter um die steilen Strassen nach unten zu gehen als hinauf… Irgendwo erwähnte ich eine Haltestelle: die erstnächste Strassenbahn führte mich schnell zum Hauptbahnhof von wo ich wieder den Zug zurück nach Suhr nahm. Welch ein beeindruckendes Bild meine Geburtsstadt habe ich wieder bekommen!

Heute werde ich weiterreisen nach Scuol im Kanton Graubünden, wo es zweifelsohne noch schneereich ist, um auch dort wieder bekannte und unbekannte Orte zu besuchen. Die Reise wird also fortgesetzt!