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Den 20. September 2018

Ein besonderer Rebberg und ein schöner Bergsee

An diesem letzten Tag meines Urlaubs im Wallis möchte ich die vorhergesehenen Wärme entfliehen und beschloss zum kleinen Dorf Visperterminen im südlichen Seitental bei Visp zu gehen. Weil in Visp das Postauto nach Visperterminen erst in einer Stunde abfahren sollte, hatte ich die Zeit um mal durch die Altstadt zu spazieren.

Die Stadt macht zuerst nicht den Eindruck alt oder Spezial zu sein: grosser Bahnhof, viele Verkehrswege und vor allem auch viele Industrieanlagen. Die Stadt ist jedoch schon sehr alt. Auf der Webseite der Gemeinde steht viel Wissenswertes. Visp ist entstanden um dem „Burghügel“, einer hochgelegten Stelle wo die Einwohner mehr oder weniger sicher waren für feindliche Angriffe, aber auch für Überschwemmungen: nicht nur die Drohung von der Rhone welche in dem Laufe der Zeit sehr regelmässig über die Ufer trat, es gab  auch die Gefahr wegen des Wassers das aus den südlichen Seitentälern oberhalb von Visp angeführt wird vom Seitenfluss, die Vispa, der bei Visp in die Rhone fliesst. Seit vor allem die Rhone am Ende des 19. Jahrhundert kanalisiert wurde, war es möglich um die Stadt zu erweitern ins flache Teil des Tales. Die Innenstadt ist aber sehr schön und auch schon sehr alt. Um 1214 wurde Visp zum ersten Mal erwähnt in offiziellen Dokumenten, aber sie ist schon viel älter. Es ist bekannt dass die Diözese von Sion hier schon um das Jahr 1000 die weltliche Macht ausübte. Anfang des 13. Jahrhunderts hat die Stadt sich entwickelt zu einer Marktstadt, weil sie strategisch positioniert war in der Mitte des Ober-Wallis. Das Datum den 23. Dezember1388 ist wichtig: damals hat die Visper Bevölkerung das viele Male grössere und machtigere Heer des Hauses von Savoie geschlagen, weil sie auf schlauer Weise den Frost ausgenutzt hat. Die Ritter aus Savoie waren auf ihren Rössern nicht mehr in der Lage sich zu verteidigen oder eben davon zu fliehen… „Der Blaue Stein“, ein grosser Findling der in der Mitte der St. Martinsstrasse liegt, wird gesehen als Andenken an diese Schlacht aus 1388, die auch mal den „Mannenmittwoch“ genannt wird und jedes Jahr wieder gefeiert wird.

Visp sieht aus wie eine schöne, aber auch lebendige Stadt. Ich entdeckte lustige Sachen, wie der Kopf eines Druiden der aus den blühenden Pflanzen hervorkam in der Altstadt, oder eine „Minibibliothek“ in einer altmodischen Telefonzelle in der Strasse zum Bahnhof. Die Terrassen sahen jetzt gegen Mittag einladend aus…

Einige Minuten vor Mittag fuhr das Postauto ab nach Visperterminen. Bei diesem Ortsnamen liegt die Betonung auf „-ter-“, und „-terminen“ ist eine Entartung von „Tärbinu“, wie die eigenwilligen Walser ihr Dorf hoch auf dem Berg nennen… Der Bus gab sich Mühe um langsam aus dem Tal der Vispa den Berg hoch zu fahren und wir bekamen einen stetig besseren Überblick – aber nicht notwendig einen schöneren Aussicht… Schon seit Jahren wird gearbeitet an einem besseren Durchgang des Verkehrs: nicht nur der Eisenbahnverkehr, aber auch der Strassenverkehr, mit grossen Bauprojekten, wie hier das Projekt der Autobahn „A9“. Dazu sind schon viele Tunnels gebaut worden, wie bei Gamsen und auch in der Nähe von Leuk. Die Autobahn durch das Rhonetal läuft grösstenteils unterirdisch. Bis 2021 ist man jetzt noch beschäftigt mit einer letzten Entschliessung: einen Tunnel unterhalb dem Dorf Zeneggen im Vispatal in Richtung Westen. Vom Bus her konnte man schon die Tunnelöffnungen sehen und alle Bauaktivitäten ringsum. Nachher wurde das Panorama schöner: wir sahen die berühmten Weinberge von Visperterminen, welche die höchstgelegenen Weinberge nördlich der Alpen sind, auf 1.150 m. Dort wachsen die Trauben woraus der berühmte „Heida“ Wein bereitet wird, der Savagnin blanc (eine Traminer Sorte), aber an dieser Stelle, die sehr „an der Sonnenseite“ liegt werden auch andere Sorten angebaut. Archäologische Ausgrabungen haben gezeigt dass die Kelten hier schon Trauben angebaut und Wein hergestellt haben. Weinanbau ist im Laufe der Jahrhunderte wichtig gewesen für Visperterminen, aber vor allem für Eigenbedarf. Die Bearbeitung der äusserst steilen Hänge und die Instandhaltung der Trockensteinmauern welche die kleinen Parzellen begrenzten waren kostenspielerisch und zeitraubend. Deshalb gerieten grosse Fläche der Weinberge in Verfall. 1979 änderte sich die Situation: einige Begeisterten haben ihre Kräfte gebündelt, den Weinanbau neu gestaltet und 1980 die „Kellerei St. Jodern“ gegründet. Viele Jahre später ist eine Zunft gegründet worden, „die Heidazunft“ und Subventionen empfangen: hiermit ist etwas das von besonderer Bedeutung ist für diese Region erhalten geblieben und auch noch auf einer nachhaltigen Weise. Das Dorf Visperterminen präsentiert sich auch als das „Heidadorf“.

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Visperterminen: die Rebberge mit den Südhängen des Rhônetales im Hintergrund

Nach den Weinbergen kamen die Fernblicke, die abhängig der Kehren welche das Postauto nahm! Ich bekam einen immer schöner werdenden Blick auf … den Weisshorn! Auch war der Blick gezielt auf das Rhonetal , wo ich deutlich das Bietschtal sehen konnte – dort bin ich gestern noch gewandert. Auch die weisse Kirche von Hohtenn war aus dieser Distanz und Höhe gut zu erkennen – und später vom Dorf aus auch noch immer!

Gegen halb eins traf das Postauto in Visperterminen ein und die meisten Passagiere, Touristen, verbreiteten sich über die Gassen oder gingen gleich weiter zum Sessellift. Ich ging zuerst mal durch das Dorf mit den typischen Walser Häusern. Es gibt Neubauten (Ferienwohnungen), aber eben die sind in vergleichbarem Stil gebaut worden.

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Visperterminen: Walser Häuser beim Eingang des Dorfes

Die Pfarrkirche, dem St. Theodor (St. Theodul oder auch St. Joder) gewidmet, hat freien Blich über das Dorf und das Rhonetal in der Ferne. Der Turm ist alt, die Kirche ist von jüngerem Datum. Auch hier gibt es ein schönes Altar und modernere Buntglasfenster.

Dass auch hier Suonen noch immer wichtig sind für die Landwirtschaft sieht man auf der Verkündigung welche zwischen vielerlei anderen Nachrichten ist angeheftet im Mitteilungenkästchen der Gemeinde: ab dem 22. August werden de „Wässerwasser“ vom Mutji-Stollen während der Nacht nicht mehr mit Wasser versorgt und ab dem 1. Oktober gar nicht mehr.

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Visperterminen: offizielle Mitteilung in Sachen Wasserversorgung aus einer der Suonen

Nach meiner Runde durch das Dorf fuhr ich mit dem Sessellift zum Berg Giw (1.962 m). Es war angenehm um ruhig in der Sonne durch die Luft zu schweben, oberhalb dem grünen Gras und den rauschenden Bächen, zwischen den Bäumen, hoch über die Köpfe der Schafe und Ziegen hinweg. Oben angekommen sah ich zahlreiche Wandermöglichkeiten, auch nach Brig… Ich wählte die Rundwanderung von zwei Stunden. Diese lief über einfache, breite Bergwege und ermöglichte wunderbare Panoramas über das Rhonetal. Von dieser Talseite her konnte ich gut sehen welche Abstände ich in den letzten Tagen überbrückt habe! Hier waren die Herbstfarben auch schon deutlich anwesend: das Rot der Heidelbeere bekam extra Tiefe durch das Blaugrüne des Alpenwacholders. Und dazu auch noch das strahlende Sonnenlicht!

Der Rundgang führte in die Richtung eines Bergsees, das beim Gibidum Berg liegt. Dieser „Hausberg“ von Visperterminen ist 2.317 m hoch. Auf dem abgeflachten Gipfel stehen Sendemasten von Swisscom. Der höchste dieser Masten ist 72 Meter hoch und ist auch sichtbar von Brig aus. Es fällt einem auf wie kurz die Abstände hier sind wie die Krähe fliegt, aber wie lange man braucht wenn man über der Strasse gehen muss!

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Visperterminen: Blick auf den Gibidum Berg mit der Senderanlage

Nach ungefähr dreiviertel Stunde näherte ich den Bergsee, den Gibidumsee, wo diesen Sommer etwas Besonderes ausgestellt war. Im Rahmen von 100 Jahren Trinkwasserversorgung Visperterminen waren 100 Fahnen aufgestellt in fünf Farben, die je ein Element symbolisierten: von oben nach unten waren es Blau (Wasser), Weiss (Metall), Rot (Feuer), Grün (Holz) und Gelb (Erde). Die Initiatoren dieses Projektes haben diesen Entwurf gewählt um die Aufmerksamkeit zu lenken auf die Bedeutung von gutem Trinkwasser – sie hatten auf ihren Reisen durch ferne Gegenden selber (ein)gesehen wie wichtig es ist. Der Anblick war wunderbar: der grosse, flache See worin sich die Wolken spiegelten und dann mit diesen Fahnen die elegant im Wind flatterten. Es gab ziemlich viele Wanderer, aber ihre Anwesenheit war nicht sehr spürbar gegen diese beeindruckenden Kulissen.

Vom See, der von der Heido-Suone gespeisst wird, die schon mehr als 2000 Jahre alt ist, hatte ich auch einen fantastischen Blick auf den Weisshorn. Dort war ein kräftiger Wind und das ergab nicht nur dass die Fahnen sich schön bewegten, aber auch dass die Temperatur angenehm war.

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Visperterminen: eine Fahne beim Gibidumsee mit Blick auf den Weisshorn

Auf derselben Hochebene wie der See mit den Fahnen stand auch ein grosses, geschickt gestapeltes Monument: ein „Steinmännchen„, aufgebaut von vielen Steinen. So gross hatte ich noch nie so eines gesehen! Normalerweise sind solche „Steinmännchen“ Wegweiser in einem unwirtlichen Gebiet. Das war hier ja nicht der Fall!

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Visperterminen: ein grosses „Steinmännchen“ in de Nähe vom Gibidumsee

Tatsächlich war ich nach zwei Stunden wieder beim Sessellift, der (wieder) eine kurze Pause hatte. Deshalb gönnte ich mir auch eine Pause im Bergrestaurant mit einem Gläschen „Johannisberg“ aus dem Dorf. Nach einem heissen Spaziergang zum Postauto und einer lauten Fahrt mit vielen Schulkindern, war ich um fünf Uhr wieder zurück in Visp, wo ich umstieg in das Postauto nach Brig.

Auch heute war wieder ein besonderer Tag gewesen… Jetzt ist mein Aufenthalt in diesem Teil des Wallis zu Ende gegangen. Nächstes Jahr möchte ich hier wiederkommen und dann meinem Weg verfolgen!