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Den 3. August 2022
Im sonnenverwöhnten Dorf und durch die wilde Natur im Val Sinestra
Gestern bin ich zeitlich abgereist aus Küblis und nahm den Zug von 10.14 Uhr der mich durch den Vereinatunnel um 11.15 Uhr nach Scuol brachte. Dort nahm ich das Postauto nach Sent. Ich hatte für zwei Nächte ein interessantes Hotel gebucht, das Pensiun Aldier Hotel. Vom Dorfplatz, Plaz, wo das Festzelt für die Feierlichkeiten des Nationalfeiertages am 1. August noch aufrechtstand, waren es nur wenige Schritte zum Hotel, in einem alten, eleganten Gebäude. Ich war viel zu früh für den Check-in, deshalb setzte ich mich hin auf die Terrasse mit Blick auf einem schönen Garten wo gerade der Rasen gemäht worden war und Stockrosen farbenfroh blühten. Das Glas Holunderlimonade schmeckte mir gut bei diesen hohen Temperaturen!
In den Gewölbekellern des Hotels ist ein Museum eingerichtet worden das dem schweizerischen Künstler Alberto Giacometti (1901–1966) gewidmet ist, der beim grossen Publikum vielleicht am besten bekannt ist für die langgezogenen, hageren Figuren aus Metall mit den Klumpfüssen, aber der so viel mehr kreiert hat als das: hier liegt der Schwerpunkt auf seine Radierungen und Zeichnungen. Der Name des Hotels ist nicht ein bedeutungsvolles Wort auf Romanisch, sondern ein Akronym von Alberto–Diego–Ernest (Scheidegger). Diego Giacometti (1902–1985) ist der jüngere Bruder von Alberto und ist immer sein treuer Gefährte gewesen, obwohl er selbst sehr talentiert war, vor allem im Kreieren von Tierfiguren. Der Schweizer Ernst Scheidegger (1923–2016) ist ein gefeierter Fotograf der ein jahrelanger Freund von Alberto und Diego war und der viele ikonische Bilder von vor allem Alberto gemacht hat. Das Hotel atmet Kultur und Kunst!


Als ich zu meinem Zimmer konnte war dort auch viel Aufmerksamkeit für Kunst: z.B. hatte man für mich als Willkommensgeschenk ein Buch mit Festeinband hingelegt einer modernen italienischen Autorin, auf Deutsch übersetzt. Wann bekommt man noch ein Buch geschenkt! Ich habe angefangen zu lesen – das Buch ist gut… Im ersten Stock ist ein Aufenthaltsraum mit wunderschönen Ledersesseln. Der Aufenthalt dort ist angenehm – um sich hin zu setzen nach einer langen Wanderung oder zum Lesen wenn es mal regnet. Das kann im Engadin auch mal passieren!

Es gibt eine Flügeltür zum Balkon der aussieht auf den Garten, aber auch aufs Dorf Sent, die filigrane Turmspitze der reformierten Kirche und den Piz Pisoc (3.173m. ü.M.) in der Ferne. Im selben Stock ist auch ein Fenster das in Richtung von Österreich sieht. Der Piz S-chalabert (3.031m ü.M.) ist teilweise sichtbar und weiter die Berge stromabwärts des Inns. An der Südseite dieser Gebirgskette liegt Italien mit der Autonomen Provinz Südtirol.
- Sent (GR): Blick vom ersten Stock des Pensiun Aldier Hotels nach Nordosten auf die Bergen stromabwärts des Inns
- Sent (GR): Blick vom ersten Stock des Pensiun Aldier Hotels nach Süden auf den Kirchturm und den Piz Pisoc (3.173m ü.M.)
Heute Morgen konnte ich nach einem reichhaltigen Frühstück mit regionalen Produkten und gutem Kaffee meine Wanderung anfangen: ich möchte durch das wilden Val Sinestra Tal gehen über den westlichen Berghang. Ich hatte den östlichen Berghang, von Vnà zum Gasthof Zuort, mehrmals gewandert (u.a. am 22. Juli 2018) und die Aussicht über das tiefe Tal geniessen können, wo unten der Bergbach Brancla fliesst. Schon rasch an der Ostseite des Dorfes fängt die Wiesenlandschaft an mit auch hier wieder die wunderschöne Aussicht nach Süden.

Sent ist immer ein wohlhabender Ort gewesen, bestimmt auch als die nach Italien emigrierten und dort reich gewordenen Patissiers – die auch „Zuckerbäcker“ genannt werden oder „Randolins“, Schwalben – und in Sent Häuser erbauen liessen wo sie während der Sommermonate wohnten. Diese Häuser haben oft eine italienische Ausstrahlung mit schwungvollen Dächern. Es stehen natürlich auch noch viele Häuser im Engadiner Baustil.
- Sent (GR): dieses Haus ist ein Beispiel des Baustils der „Zuckerbäcker“ im Dorf
- Sent (GR): dieses Haus ist ein Beispiel des Engadiner Baustil im Dorf
Was auch auffällt sind die immer noch bestehenden von Bäumen umsäumten Alleen um Sent. Nicht nur des Reichtums wegen den die Randolins mitbrachten, sondern auch durch den Aufschwung des Tourismus in und um Sent wurden die Zufahrtstrassen von Scuol nach Sent und von Sent ins Val Sinestra mit Alleebäumen bepflanzt. Dazu nahm in den Jahren 1879–1920 ein gemeinnütziges Komitee das Initiativ: vor allem der Weg von Sent ins Val Sinestra war eine bevorzugte Wanderroute. Unter den Bäumen konnte man dann angenehm im Schatten flanieren. Auch heutzutage werden die Alleen in Stand gehalten, obwohl es sehr kostenspielerisch ist. Auch werden Anforderungen gestellt in Sache Verkehrssicherheit. Trotzdem sieht es ganz schön aus!

Während die Feriengäste eine schöne Wanderung zwischen den Wiesen geniessen, müssen die Bauern ganz normal weiter arbeiten: hier steht am Anfang einer Wiese östlich von Sent ein Einachser mit Mähbalken gebrauchsfertig. Für die Arbeit auf dem immerhin steilen Hang ist extra Grip gefragt: zusätzliche Metallreifen mit langen „Spikes“ sind an den normalen Rädern montiert worden.

Ich war heute auf dem Weg ins Val Sinestra, ein Tal an der linken Seite des Haupttales des Engadins – an der anderen Seite liegt das Val d’Uina Tal, das beim Weiler Sur-En ins Engadin führt und eine schwer zugängliche Verbindung bildet zwischen diesem Tal und dem Vinschgau bei Mals. Von dieser Stelle östlich von Sent sieht das Tal tatsächlich ziemlich unberührt aus!

Ein wenig weiter auf dem Weg kommt ein Hang oberhalb des nächsten Dorfes am Inn, Ramosch, in Sicht. Hier fallen die Ackerbauterrassen auf, die errichtet worden sind gegen den Südhang. Aus der Ferne sind diese Ackerbauterrassen gut sichtbar, in Sommer, aber bestimmt auch im Winter. Gegen diese Hänge wurde schon seit der frühen Bronzezeit Getreide angebaut: an Hand von Bohrungen in Bodensedimenten sind Pollen von Getreide aus 2200 bis 2000 vor Chr. aufgefunden worden. In jener Zeit gaben die Menschen ihr Nomadenleben auf und liessen sich nieder. Wiesen und Äcker wechselten einander ab. Weil die Berghänge steil waren, entstanden immer mehr Terrassen worauf Gewächse angebaut wurden. Im vergangenen Jahrhundert verschwand die Interesse für diese Art von Landschaft wegen der Vergrösserung in der Landwirtschaft: viele Äcker wurden umgesetzt in Wiesen. Heutzutage werden die Ackerbauterrassen betrachtet als altes Kulturgut und sind Teil des „Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung“, einer Liste die von den Schweizer Behörden zusammengesetzt worden ist mit besonderen und typisch schweizerischen Landschaften, die Schutz brauchen. Seit 2009 strengen örtliche Behörden und Bauern sich an um diese Landschaftselemente in Ramosch für die Zukunft zu erhalten, nicht nur mit Bezug auf die Biodiversität die entsteht in solch einer Landschaft wegen der Hecken, des Gestrüpps, der Trockenmauern usw., sondern auch für den Tourismus.


Es war schon ziemlich heiss in der Sonne – deshalb war ich froh dass der Weg nach Norden abbog, ins Val Sinestra. Der Name bedeutet wörtlich „Tal an der linken Seite”: es ist ein Seitental an der linken Seite des Inntales. Der Bach der durch das Tal fliesst ist der Brancla: der Bach ist 16 Kilometer lang und bildet über seine ganze Länge auch die Grenze zwischen den Gemeinden Scuol im Westen und Valsot im Osten. Dieser Bach heisst erst Brancla in der Nähe des Hotels Val Sinestra, nachdem viele kleinere und grössere Bächlein zusammengeflossen sind. Der Bach entspringt im Berggebiet nördlich des Engadins, wo auch die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich (Bundesland Vorarlberg) verläuft. Im südlichen Teil des Val Sinestra Tales fliesst der Bach durch eine dicht bewaldete Schlucht. Der Schotterweg worüber auch das Postauto von Scuol und Sent zum Hotel fährt, führt halbwegs des Berghanges und bietet wunderschöne Aussichten auf den östlichen Berghang – mit dem Bergdorf Vnà und dem Wanderweg der schlussendlich zum kleinen Weiler Hof Zuort führt. Es war interessant um mal an der anderen Seite des Tales zu gehen!


Irgendwann kam ein gigantischer Erdrutsch in Sicht: hier was im Laufe der Jahre der lockere Boden weggespült worden von Regen und schmelzendem Schnee. Auch waren schon Erdpyramiden entstanden. Die Kiefern die am Rand dieses Abgrundes standen schienen noch festen Boden unter den Wurzeln zu haben! Eine kräftige stählerne Brücke war erbaut worden über den schmalen Bach und den breiten Streifen mit lockerer Erde: im Verhältnis zu Gebiet des Erdrutsches sah die Brücke ziemlich nichtig aus, aber nicht länger wenn man sie überquert!

- Im Val Sinestra Tal (GR): in Vergleich zum grossen Erdrutsch entlang dem Weg zum Hotel sieht die stählerne Brücke ziemlich verletzlich aus
- Im Val Sinestra Tal (GR): Blick auf die starke stählerne Brücke über den Seitenbach mit Erdrutsch auf dem Weg zum Hotel Val Sinestra
Nicht lange nachdem ich das kleinere Berghaus Val Sinestra passiert war, kam ich beim grossen Hotel Val Sinestra, das heute ein Hotel ist, aber 1904 erbaut worden ist als Kurhotel: hier gibt es Mineralwasserquellen wovon das Wasser so viel Arsen enthält dass es nicht getrunken werden kann/darf! Dementgegen wurde das Wasser genutzt für das Baden: das arsenhaltige Wasser hat eine günstige Auswirkung auf Haut-, Geschlechts- und Blutkrankheiten, und auch bei Gelenkbeschwerden. Die Quellen sind genannt worden nach den Gründern des Kurhotels, wie die Ulrichquelle bei der Brücke über den Brancla. Auf der Informationstafel steht dass es noch zwei weitere Quellen gibt: die Eduardquelle und die Adolfquelle. Früher stand auch noch eine Trinkhalle in der Nähe, aber sie ist im Laufe der Jahre von Naturgewalt zerstört worden. An den rostbraunen Verfärbungen der Steine im Bach ist zu sehen dass das Wasser auch Eisen enthält. Ich hielt mich fern vom Hotel das ein wenig bedrohend über mich hinaufragte und überquerte die Brücke des rauschenden Brancla Baches zum anderen Ufer. Bis zwei Mal wurde verwiesen zur Hängebrücke über die Schlucht mit dem Bach und bis zwei Mal entwich ich diese Wahl…

- Im Val Sinestra Tal (GR): das arsen- und eisenhaltige Wasser aus der Ulrichquelle färbt die Steine im Brancla Bach rostbraun
- Im Val Sinestra Tal (GR): Blick vom Brancla Bach auf einen der Türme des schlossartigen Hotels Val Sinestra
- Im Val Sinestra Tal (GR): Blick vom Osthang oberhalb des Brancla Baches auf das schlossartige Hotel Val Sinestra
- Im Val Sinestra Tal (GR): am Osthang des Brancla Baches steht ein Wegweiser für u.a. den Weg über die Hängebrücke und nach Vnà
Mein Ausweichmanöver zur Brücke führte mich über ein schmales, aber angenehmes und beschattetes Waldweglein ohne viele Hindernisse – hatte ich gedacht! Hier und da lagen gefallene Bäume quer über den Pfad, wo ich leicht herum oder hinüber gehen konnte. Dann tauchte auf einem Mal ein steiler Fels auf, der den einfachen Pfad schroff blockierte. Es gab schon Stufen im Felsbrocken und dazu waren auch Ketten an der hochragenden Felswand befestigt worden! Mit einer Wendigkeit worüber ich mich irgendwie staunte, kletterte ich, mit Hilfe der Ketten, gegen jenen steilen Fels hinauf. 1-0 für mich!
- Im Val Sinestra Tal (GR): entlang dem östlichen Berghang sind hier und da Bäume quer über den schmalen bequemen Pfad durchs Wald gefallen
- Im Val Sinestra Tal (GR): auf einmal soll man auf dem freundlichen Pfad im Wald am Osthang einen steilen Felsbrocken überwinden – zum Glück gibt es Ketten!
Entlang den Hängen und dem Pfad blühte und wuchs viel Schönes, aber was jedoch richtig ins Auge sprang war eine Gruppe Wollkopf-Kratzdisteln (Cirsium eriophorum). Obwohl die Pflanze ihrer Grösse und ihres Gewichts wegen geknackt und zum Boden gestürzt war, lagen dort fünf grosse tiefviolette Blumen die in voller Pracht blühten! Wieder ein kleines Glücksmoment…!

Vom Waldweg am Osthang hatte ich immer wieder schöne Fernblicke auf das wilde, verlassene Val Sinestra – das grosse Hotel schien jetzt ganz klein. Hinter dem Hotel liegt die tiefe Schlucht wodurch das Bächlein Aval Ruinas fliesst, bevor es in den Brancla Bach mündet.

Als ich nach einiger Zeit aus dem Wald kam und die Wiesen bei Vnà erreichte sah ich nicht nur in der Ferne die grosse Wunde im Gelände die der Erdrutsch woran ich eine Stunde vorher vorbei gegangen war, hatte geschlagen, aber auch näher im Gras die ersten blühenden Herbstzeitlosen (Colchium autumnale). Die zartrosa Blumen und die goldgelben Stauden glänzten in der Sonne. Anfangs August fand ich schon etwas früh in der Saison für diese Herbstblume, aber auf einer Informationstafel näher beim Dorf wurde angegeben dass die Blütezeit von August bis Oktober ist. Diese Blumen standen angeblich an einer günstigen Stelle.
- In der Nähe von Vnà (GR): Blick vom Berghang auf den grossen Erdrutsch an der anderen Seite des Val Sinestra Tales
- In der Nähe von Vnà (GR): in den Wiesen blühen an einer günstigen Stelle schon die ersten Blumen der Herbstzeitlosen (Colchium autumnale)
Ich brauchte jedoch noch eine halbe Stunde um Vnà zu erreichen. Das Dorf schien ausgestorben und das kleine Gasthaus hatte am Mittwoch Ruhetag. Ausserdem fand ich heraus dass der Kleinbus nach Ramosch erst um 15.00 Uhr abfuhr – ungefähr eineinhalb Stunden später. Ich machte einige Fotos von einem schönen Erker an einem alten Engadiner Haus und vom alten Kirchlein im unteren Teil des Dorfes, wonach ich zu Fuss den langen und warmen Pfad über die Wiesen und durch den Wald absteig nach Ramosch und zur Hauptstrasse mit der Haltestelle.
- Vnà (GR): ein schöner Erker an einem alten Engadinerhaus mit hölzernen Lüken und einer mit Sgraffitos geschmückten Unterseite
- Vnà (GR): Blick auf die alte kleine Kirche im Untendorf von Vnà
Nach einer langen und warmen Rückreise in einem überfüllten Postauto kam ich wieder in Sent zurück. Dort habe ich am Abend eine schmackhafte Mahlzeit genossen. In Vnà hatte ich wieder ein Schild auf einem Haus gesehen mit einem Verb auf Vallader, das Romanisch aus dieser Gegend: „giodair“, was geniessen bedeutet. Und das habe ich auch getan: als Vorspeise wurde serviert marinierte Sardellen mit Minze und Olivenöl. Ein Glas Prosecco das ich mich gegönnt hatte und das Glas Weisswein passten hervorragend dazu. Die Hauptspeise von Pasta mit Bolognesesosse von Lamm was auch sehr gut. Zum Nachtisch wählte ich einen Kugel Zitronen-Limettensorbet!
- Vnà (GR): auf vielen Häusern sind Schilder mit Verben auf Vallader, das Rätoromanisch des Unterengadins – „giodair“ heisst geniessen
- Sent (GR): im Pensiun Aldier Hotel ist die Vorspeise marinierte Sardellen in Olivenöl mit Minze
Vor dem Abendessen habe ich das Giacometti-Museum in den Gewölbekellern des Gebäudes besucht. Der Besuch an diese Keller mit ihren Kunstschätzen war bestimmt auch „giodair“ – geniessen! Als Hotelgast hatte ich immer und gratis Zugang – Besucher von ausserhalb des Hotels sollten für ihren Eintritt bezahlen und haben nur während bestimmten Zeiten Zugang. Das Museum und das Hotel in dieser Form bestehen seit 2012. Vom Hall führt eine breite Treppe wendelnd hinunter zu einem hellweiss beleuchteten, gewölbten Kellerkomplex mit an den Wänden grafischem Werk (Zeichnungen und Radierungen auf zartem Papier in Pastel- und Sepiafarben) des schweizerischen Künstlers Alberto Giacometti gegen einen dunklen Hintergrund. Diese Sammlung wurde im Laufe von 25 Jahren zusammengebracht vom Besitzer des Hotels und seiner Familie. In der Sammlung befinden sich auch einige sehr seltene Stücke, die als Probedruck und ohne Auflage gemacht worden sind. Ausserdem sind hier Bücher gesammelt von anderen Künstlern woran Giacometti beigetragen hat, wie Pablo Picasso, Marc Chagall und Georges Braque.



Obwohl vor allem das grafische Werk von Alberto Giacometti betont wird, hängt hier ein sonniges und farbenfrohes Porträt einer jungen Frau in einem blauen Kleid mit einem grossen Kragen und einem Strohhut. Es ist eines seiner Frühwerke: 1921 hat er dieses Porträt gemalt als er zusammenarbeitete mit seinem Vater, dem Kunstmaler Giovanni Giacometti (1868-1933) und auch noch seinen Stil (das Post-Impressionismus) kopierte. Die Haushälterin der Familie, Maria Giovanini, hat Modell gestanden für dieses Porträt.
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel hängt ein Jugendwerk von Alberto Giacometti aus 1921, ein Porträt einer jungen Frau, Maria Giovanini, in einem blauen Kleid und mit einem Strohhut
1922 reiste Alberto ab nach Paris, wo er schlussendlich wechselte von Malen auf Bildhauen. Um 1925 fing er an immer mehr das Realistische von Objekten los zu lassen und kam er in Kontakt mit den Surrealisten. Er wurde auch bekannt in den Vereinigten Staaten, wo er 1934 in der Lage war um seine erste Solo-Ausstellung zu organisieren. Mehrere Ausstellungen sollten folgen. In den Anfang der 1930er Jahren freundete er sich an mit u.a. dem surrealistischen Künstler Salvator Dalí (1904–1989). Von ihm hängen zwei grosse Bilder, fotografiert von Ernst Scheidegger, an der Wand der Treppe die zum Museum führt. Die charakteristische gezwirbelte Moustache fällt hier schon stark auf! Das Foto daneben zeigt ihn während er aufschaut von seiner Arbeit.

In der Ausstellung ist auch viel Aufmerksamkeit den Radierungen und Lithografien gewidmet die Alberto Giacometti kreierte von Inneren von Räumen und Objekten. Es könnten bestehende Räume sein, wie seine Atelier in Paris mit einem gemütlichen Durcheinander. Manchmal sind es auch Räume mit Studien von Katzen, Hunden und Pferden – oft bestehen sie nur aus einigen Linien, aber sie sich noch immer erkennbar.
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel hängt eine Radierung von Alberto Giacometti aus 1955 von seinem Zimmer von seinem Bett gesehen
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel hängt eine Lithographie von Alberto Giacometti aus 1954 mit einem Inneren eines Zimmers mit einem Hund, einer Katze und einem Mann der auf etwas zeigt

Etwas Besonderes sind auch die arrangierten Aufstellungen, wie die Radierungen mit den statischen Flaschen und den starren Figuren – plötzlich erscheint eine Hand mit gespreizten Fingern ins Bild! Auch sich in den 1930er Jahren kreierte er eine Komposition die er „Objects mobiles et muets“ (Bewegende und stumme Objekte) nannte und wobei er seine Gedanken hierüber zwischen den Doppeltlinien der Zeichnungen notierte.


Alberto Giacometti hat in Laufe der Jahre zusammengearbeitet mit vielen (surrealistischen) Künstlern. In der Mitte eines der drei Saale stehen grosse flache Schaukasten mit Lithos, Radierungen und Holzschnitten von u.a. Hans (Jean) Arp (1886–1966), Fernand Léger (1811–1955), Georges Braque (1822–1963), Marc Chagall (1887–1985) und Pablo Picasso (1881–1973). Diese Arbeiten sind aufgenommen worden in einem schönen und grossen Buch. Weil sie meistens in Farbe sind, erhellen sie dadurch den Raum.
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel liegt in einer Vitrine eine Litho des deutschen Künstlers Hans (Jean) Arp (1886-1966) als Teil eines Buches woran Alberto Giacometti mitgearbeitet hat
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel liegt in einem Schaukasten eine Lithografie des französischen Künstlers Férnand Léger (1881-1975) als Teil eines Buches woran Alberto Giacometti mitgearbeitet hat
- Sent (GR): in the Giacometti Museum in the Pensiun Aldier hotel a book from 1961 is on display with a lithography by Alberto Giacometti of the French painter Georges Braque (1882-1963)
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier liegt in einem Schaukasten eine Lithografie des französischen Künstlers Georges Braque (1882-1963) mit den kennzeichnenden Vogel- und Blumenmotiven, als Teil eines Buches woran Alberto Giacometti mitgearbeitet hat
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel liegt in einem Schaukasten eine Lithografie des französisch-russischen Künstlers Marc Chagall (1887-1985) als Teil eines Buches woran Alberto Giacometti mitgearbeitet hat
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel liegt in einem Schaukasten eine Lithografie des spanischen Künstlers Pablo Picasso (1881-1973) als Teil eines Buches woran Alberto Giacometti mitgearbeitet hat
Manchmal greifte er zurück nach Themen aus dem Bergell Tal, dem Val Bregaglia, von wo er ursprünglich stammte. Deshalb gibt es eine Lithografie aus den Jahren 1957–1958 des Berges Pizzo de la Margna (3.158m ü.M.), der Teil ist der Bernina-Gebirgskette und in der Nähe des Ortes Maloja liegt. Diese Litho gefällt mir sehr.


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Er machte auch schon Selbstporträts, wie desjenige einige Jahren vor seinem Tod. Mit kräftigen „Kratzern“ hat er sein durchlebtes Gesicht gezeichnet – die Augen tief hineingesunken… Die Lithos die er im Laufe der Jahre von seiner Mutter machte sind auch rührend. Es gibt verschiedene Fassungen des Subjekts „Mutter lesend“, die eine etwas ruhiger als die andere. 1964 zeichnete er nur noch ihr Gesicht auf einem weiterhin leeren Feld.
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel hängt ein Selbstporträt von Alberto Giacometti aus 1963, eine Lithografie, drei Jahre vor seinem Tod
- Sent (GR): in einem der Korridore des Pensiun Aldier Hotels hängt ein Bild von Alberto Giacometti, von Ernst Scheidegger gemacht
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel mehrere Fassungen von Porträten mit Giacometti’s Mutter, meistens lesend im Wohnzimmer, wie diese aus 1958
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel hängt ein Porträt von Giacometti’s Mutter aus 1964, worauf nu ihr Gesicht sichtbar ist auf einem weiterhin leeren Feld
Weiter gibt es natürlich die dünne drahtähnlichen Figuren mit den grossen Füssen, die jeder wohl kennt. Alberto Giacometti hat darüber gesagt dass er auf dieser Weise die Essenz des Menschen zeigen möchte und hat mit Vehemenz die Behauptung entkräften wollen dass die grossen Füsse deuten könnten auf seine Angst um eventuell ein Bein verlieren zu müssen einem ernsthaften Autounfall zufolge. Solch einen „Drahtmenschen“, häufig mit dem Titel „L’homme qui marche“, hat er auf Bronze gemacht, aber sie kommen auch in seinem lithografischen Werk zurück: Männer und Frauen.
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel hängt eine Radierung von Alberto Giacometti aus 1954 mit dem Titel „Femme nue marchant de profil à droit“
- Sent (GR): im Giacometti Museum im Pensiun Aldier Hotel hängt eine Lithografie von Alberto Giacometti aus 1957 mit dem Titel „Homme marchant“, Gehender Mann
Diego Giacometti wird in dieser Kunstsammlung auch nicht vergessen: im Empfangstraum des Pensiun Aldier Hotels sind einige Werke von ihm ausgestellt worden in einem Schaukasten. Eines davon ist der ganz fein auserarbeitete Rudel Hirsche aus Bronze – dieses Werk zeigt wie sehr der stille Bruder ein begnadigter Künstler und auch ein scharfer Beobachter von Tieren war.

Um 19.30 Uhr fiel das Sonnenlicht noch schön auf dem Piz S-chalabert im Südosten und erleuchtet den Berg bis weit oberhalb der Baumgrenze, bis zum kahlen Gipfel aus Bündner Schiefer. Dieses Bild bildete den Abschluss eines besonderen Tages in einem besonderen und artistischen Hotel!

Für die Freunde des VAL SINESTRA gibt es das hübsche Bändchen mit dem Titel VAL SINESTRA – EINE ERZÄHLUNG AUS DEM UNTERENGADIN von MANFRED VISCHER (auf Bestellung in den Buchhandlungen oder bei Amazon und Booklooker). ISBN:978-3-906273-08-2. 115 Seiten.
Mit Empfehlung von Hilde!