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Den 17. Dezember 2019

Glow worms und Goldfieber

Gestern bin ich früh aus Hanmer Springs abgereist um weiter zu gehen zum Ort Hokitika an der Westküste, eine Reise von ungefähr 3½ Stunden über 250 Kilometer. Das Wetter war nicht mehr so sonnig und angenehm als an den vorherigen Tagen: es regnete leicht und es war eher kühl… Ich fuhr zurück zur Stelle wo ich am letzten Samstag die State Highway 7 verlassen hatte und verfolgte meinem Weg in Richtung des Lewis Passes. Der Weg führt zuerst wieder dem Lauf des Waiau River Flusses und später dem Lauf seines Seitenflusses Boyle River. Nach einer Stunde erreichte ich den Lewis Pass, wo die Sicht wegen des Nebels ganz schlecht war. Schon fiel mir auf dass die dichten Wäldern mit Europäischen Buchen eine wunderschöne hellgrüne Farbe hatten, denn die Blätter waren gerade herangewachsen!

Wegen des Nebels konnte ich auf Weiteres wenig der Landschaft sehen, die sehr wild und beeindruckend sein soll. Durch diese „scenic reserve“ führt ein mehrtägiger Wanderweg, der St. James Walkway mit Übernachtungsmöglichkeiten in grösseren und kleineren Berghütten. Dieser Wanderweg ist Teil des Te Araroa Trails – ein Fernwanderweg vom äussersten Nordpunkt der Nordinsel bis zum äussersten Südpunkt der Südinsel über einen Abstand von 3.000 Kilometern. Das ist erst eine Herausforderung: dazu braucht man zwischen den drei und sechs Monaten! In Vergleich: die ganze Via Alpina mit ihren fünf Wegen ist 5.000 Kilometer…

Vom Lewis Pass war es wieder eine Reise von eineinhalb Stunden bis zur nächsten Ausfahrt in Richtung von Greymouth an der Westküste. Hier gab es viele Stellen von historischer Bedeutung, vor allem was die Landwirtschaft und Viehzucht angeht. Beim kleinen Ort Ikamatua in het Grey District stand eine grosse Informationstafel über den ersten Bauernhof der 1862 in dieser Gegend, in Waipuna, vom europäischen Ehepaar Samuel und Elisabeth Mackley gegründet worden war. Das ursprüngliche Haus, ein geschütztes Denkmal, steht noch hier in der Nähe, aber sollte mittlerweile sehr heruntergekommen sein… Hier ist das Tal des Upper Grey River Flusses auch wieder ganz breit mit ausgedehnten Wiesen – und es gab noch immer Kühe die mich neugierig betrachteten! Der Weg lieg neben einer Eisenbahnlinie die von Westport an der Küste über Reefton nach Greymouth (mit einer Abzweigung zum Arthur’s Pass und schlussendlich nach Christchurch) und weiter nach Süden nach Holitika führt. Hier gibt es nur Gütertransport. Ursprünglich war das ganze Gebiet überdeckt von dichten Wäldern mit hauptsächlich einheimischen Nadelbäumen, wie die Rimu-Harzeibe (Dacrydium cupressinum) und die Kahikatea, die Neuseeländische Warzeneibe (Dacrycarpus dacrydioides). Das bot grosse Möglichkeiten für den Holzhandel. Nach dem Umsägen dieser kapitalen Bäume konnte die Viehzucht aufblühen: nachdem die Stubben entfernt waren wurde das offene Gelände mit Gras eingesät. Um die Baumstämme zu befördern zu können zu den Häfen von Greymouth und Westport wurde die Eisenbahn gebaut. Irgendwo entlang dem Weg stand eine grosse, restaurierte Lokomotive, eine der letzten „bush locomotives“ die bei der Firma Donaldson in Hokitika gebaut war zwischen 1907 und 1928. Sie hat noch gedient bis in die 1940er Jahren. Nachher ist die Lokomotive irgendwo weggerostet, bis jemand die historische Bedeutung erkannte und bewirkte um die Lok zu restaurieren. Jetzt ist die Bush locomotive zurückgekehrt in der Gegend wo sie damals in Einsatz war.

Ich fuhr über die State Highway Nr. 7 weiter in die Richtung von Greymouth. Ich liess jetzt die Landwirtschaftsgegend hinter mir und erreichte die Bergbaugegend: hier waren vor allem Steinkohlenbergwerke. Um diesem Gewerbezweig ist ein Themapark eingerichtet worden: der „Dobson/Brunnerton Heritage Park“. Er ist eröffnet worden mit der Enthüllung eines Denkmals am 16. September 2018 anlässig des 50. Jahrestags der Schliessung des Bergwerks. Das Denkmal wurde enthüllt vom Bürgermeister (mit einem holländischen Namen: Kokshoorn!) in Anwesenheit des ältesten noch lebenden Bergmannes. Es gab eine kleine Übersicht von alten Werkzeugen, wie Schmalspurkippwagen für den Transport von den im Bergwerk ausgehackten Kohlen. Auf informationstafeln standen Bilder und Geschichten, u.a. über den wilden und gefährlichen Zeiten im Anfang des Bergbaus und die Explosionen im Bergwerk 1926 mit neun Toten und vielen Schäden. Auch viel Aufregung wurde verursacht von einer Verbrecherbande die 1866 in diesem Teil der Südinsel tätig war und die u.a. den Bruder von Arthur Dobson (nach wem der Arthur’s Pass benannt worden ist), George Dobson ermordet hat, weil sie ihn für jemanden anderes, einen Goldhändler, gehalten hatte. Der Ort Dobson ist nach ihm benannt worden.

20191216_120239 - Neuseeland - Westcoast - Bergbau - Steinkohlen - George Dobson - Eisenbahn
Dobson bei Greymouth: Ausschnitt eines Bildes auf der Infotafel beim „Dobson/Brunnerton Heritage Park“ mit der Grundlage in 1968 gerade bevor der Schliessung des Bergwerks

Nach einiger Zeit erreichte ich Greymouth. Die graue Stadt machte auf mich einen etwa deprimierenden Eindruck und deshalb bevorzugte ich es doch um weiter zu fahren nach meinem Ziel Hokitika. Weil ich dort zu früh ankam um ein zu checken im auf dem ersten Blick gemütlichen Ferienpark ging ich weiter in das Städtchen um ein zu kaufen. Ich lief ein wenig herum, aber schon bald fing es an zu regnen… Jener Regen dauerte den ganzen Abend und die ganze Nacht an. Ich sass gemütlich in meinem cosy log cabin und hörte (und sah) den Güterzug von KiwiRail, des Eisenbahnunternehmens Neuseelands, passieren. Die Dämmerung kam ziemlich früh in diesem Wetter…

Heute habe ich trotz des schweren Regens am letzten Abend und in der Nacht, während eines grossen Teiles des Tages einen Spaziergang durch und um Hokitika gemacht – das Wetter besserte sich allmählig: am Beginn des Nachmittags konnte ich ohne Weste herumgehen in einer Bluse mit kurzen Ärmeln während ich den Morgen angefangen hatte mit einem zugeknüpften Regenmantel! Als ich um 10 Uhr dem Schild „Beach“ folgte von meiner log cabin war es trocken, aber schon noch bedeckt, kühl und windig. Trotzdem war mein erster Blick auf das Tasman Sea Meer bestimmt überwältigend!

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Hokitika: Panoramablick auf den breiten Strand des Tasman Meeres bei Ebbe

Ich bin eine ganze Weile in nördliche Richtung gegangen über dem breiten Strand. Viele Muscheln habe ich nicht gefunden, schon Kieselsteine, und vor allem viele Zweigen, Baumwurzeln und auch ganze Baumstubben! Es war auch eine Stubbe weit auf den Strand geworfen worden: ich sah frischgrüne Blätter aus dem Stamm hervorspriessen! In regelmässigen Abständen floss ein kleiner Bach mit Süsswater über dem Strand ins Meer, das grau und drohend wirkte, bestimmt auch mit den dunklen Wolken am Himmel… Es war ruhig am Strand – in der Ferne sah ich noch jemanden anderes gehen mit einem Hund.

Als ich an einen ganz breiten Bach kam der zu tief war um zu durchwaten, bin ich entlang einer nichtgepflegten Sportanlage zurückgegangen zur Hauptstrasse. Ich möchte bei Tageslicht mal die Glow-worm dell Höhle sehen: die Stelle wo am Abend die „New-Zealand glow-worms“ aufleuchten. Gegenüber dem Ferienpark „The Shining Star“ wo ich meine log cabin hatte führte ein Weg ziemlich steil nach oben durch einen grünen, halbdunklen Dschungel. Es gab eine fast senkrechte Felswand mit einem kleinen Wasserfall die fast ganz überwachsen war von Flechten und Farnen. Es war sehr feucht – gerade was die glow-worms so lieben! Unten am Weg hatte eine grosse Tafel gestanden mit Informationen, aber auch mit Warnungen: nicht zu viel Lärm machen und so wenig wie möglich Licht anwenden, das gefällt den glow-worms nicht! Diese New Zealand glow-worms sind nicht verwandt mit unseren Leuchtkäfern – sie sind Larven einer Mückenart (Macroceridae) die das Leuchten ihres Hinterleibs anwenden um ihre Beute, kleine Insekten, zu fangen: sie kommen auf das blaugrünliche Licht zu und bleiben stecken in den klebrigen perlartigen Fangfäden, die die Larve herstellt aus Seide und Speichel. Die Larve fühlt die „Fischleine“ bewegen, zieht die Leine auf und frisst seine Beute. Angeblich leuchtet das Licht heller je nachdem die Larve hungriger ist… An diesem Moment war noch nichts zu sehen. Irgendwo auf dem Weg war ein Seitenpfad der weiter führte den Berghang hinauf. Neugierig folgte ich dem stark zugewachsenen Pfad. Bei einer Lichtung hatte ich einen schönen Blick über den Ferienpark und den Ozean. Die Sicht wurde schon etwas besser.

Aus meinem Küchenfenster hatte ich oben auf diesem Hang einen dunkelgrauen Wasserturm und ein weissliches Haus mit einem rostfarbigen Dach gesehen. Es fand sich heraus das der Pfad dorthin führte. Ich erreichte ein grosses Gelände mit hier und da noch ein heruntergekommenes Haus. Bei manchen waren die Türen zugemacht mit Wellplatten. Es sah aus wie ein Set für einen Film wobei man schon im Voraus weiss dass es nicht gut ausgeht… Der Wasserturm war aus der Nähe noch grauer. Ein Mann war beschäftigt beim Basteln an einem Auto. Der Wind war kräftig und ab und zu hörte ich einen Laut aus den Häusern kommen, aber ich wusste nicht ob es vom Wind oder von den Bewohnern stammte. Es musste schon Menschen leben, denn bei einem der traurigen Häuser stand ein kleiner Nadelbaum mit einer einzigen kobaltblauen und silbernen Weihnachtsgirlande… Ein kleines Kirchengebäude war auch noch da mit der Inschrift „Chapel of the Holy Spirit“. Ich bin herumgegangen in der Hoffnung dass ich noch herausfinden konnte um welche trostlose Sache es sich hier handelte. Gerade als ich dachte dass ich denselben Weg zurück nehmen sollte, erreichte ich das Empfangsgebäude des Ferienparks „Seaview“ – es war angeschrieben dass es noch „vacancies“ gab… Da stand auch ein Denkmal mit einer Gedenktafel: zu Erinnerung des hundertjährigen Bestehens des psychiatrischen Krankenhaus das hier in Seaview gewesen war von 1872 bis 1972. Dazu war auch ein Leuchtturm aus weiss gemalten Holzbrettern: dieser ist nicht mehr das originelle Exemplar aus 1879, denn es war zerfallen als die Erbgutschutzorganisation von Hokitika 1999 mit der Restaurierung anfangen wollte. Der ursprüngliche Leuchtturm ist gebaut worden vom bekannten Ingenieuren und Leuchtturmentwerfer John Blackett (1818–1893). Das Licht war sichtbar bis zu 26 Kilometern aus der Küste. 1924 wurde der Leuchtturm demontiert. Das Licht wurde herausgenommen und nach Wellington gebracht. Der Turm wurde dem psychiatrischen Krankenhaus übertragen, das ihn anschliesslich als Beobachtungsposten benutzte. 2002 ist ein Ersatzlicht im Turm installiert worden. Es gab auch noch ein weisses und hellblaues Gebäude in der Nähe das aussah wie ein Teehaus. Das Ganze hinterliess einen etwa desolaten Eindruck.

20191217_151046 - Neuseeland - Westcoast - Hokitika - Seaview - Wasserturm
Hokitika: von meinem “log cabin“ sind der Wasserturm und das heruntergekommene Gebäude bei Seaview deutlich sichtbar…

Auf einem ohnehin ordentlich gemähten Rasen befand sich ein Erinnerungsdenkmal aus grauem Beton: auf einem kreisförmigen Fuss stand ein viereckiger Sockel mit einer Gedenktafel an jeder Seite und darauf zwei Männerköpfe mit dem Hinterkopf gegen einander wie ein Januskopf – der eine schaute nach Norden, zum Meer, und der andere schaute nach Süden, zu den jetzt nicht-sichtbaren Bergen. Daraus sprach eine unendliche Traurigkeit. Es ist das Denkmal aus 2015 zu Erinnerung der Māori die im 19. Jahrhundert im Gefängnis von Hokitika eingesperrt worden sind, oft ohne einige Form von Prozess. Die Festnahmen fanden statt während der und nach den Neuseelandkriegen (1845 bis 1872). Diese Kriege bilden immer noch ein schwarzes Kapitel in der Geschichte diese Landes. Beim Abkommen von Waitangi 1840 war u.a. übereingekommen dass das Land der Māori nur von der Regierung gekauft werden konnte und dass den Māori das unveräusserliche Recht auf Land, Gewässer und Wälder garantiert wurde. Die Siedler nahmen es schlussendlich nicht so genau mit der Einhaltung dieser Bedingungen und deshalb entstanden immer mehr Streitigkeiten über den Geltungsbereich und die Erfüllung des Abkommens. Es führte auch zu Kämpfen – der schlimmste war im Ort Taranaki auf der Nordinsel, als ein Māori-Stamm eine aus seiner Sicht ungültige Landtransaktion nicht anerkannte und die britische Niederlassung niederbrannte. Darauf griff die Regierung kräftig und mit Gewalt ein – die meisten Māori-Stämme nahmen Partei gegen die Siedler, wodurch der Streit überproportioniert wurde. Viele Britten und Māori sind gefallen.

20191217_114129 (2) - Neuseeland - Westcoast - Hokitika - Seaview - Maori-Geschichte - Maori-Denkmal
Hokitika: ein beeindruckendes Denkmal aus 2015 bei Seaview zu Erinnerung an die Gefangenschaft von Maori im 19. Jahrhundert mit Gedenktafeln an vier Seiten und zwei Männerköpfen nach Süden (zu den Bergen) und nach Norden (zum Meer)

Auf den Gedenktafeln stehen Texte auf Māori und auf Englisch. Die Köpfe gehören zu zwei Māori Führern aus dem 19. Jahrhundert. Der eine ist Te Whiti o Rongomai (1830–1907), ein spiritueller Führer der einen friedlichen Ansatz des Landkonfliktes befürwortete und Gründer des Ortes plaats Parihaka auf der Nordinsel. Der andere ist Tohu Kakahi (1828–1907) der zuerst ein viel kriegerischeres Verhalten hat gegenüber den Siedlern, aber später zurückkehrte nach Parihaka. Als 1879 das Land vermessen wurde haben Māori die Baken und die Zäune immer wieder entfernt. Sie wurden verhaftet und abgeführt. Andere stellten sich in ihren Platz. Das Land wurde schliesslich von Māori gepflugt – auch diese Pflüger wurden verhaftet und inhaftiert. So sind viele sogenannte „fencers“ und „ploughmen“ in Gefängnissen auf der Südinsel eingesperrt – auch in Hokitika. Beide Führer wurden 1881 von den Siedlern gefasst wegen “wickedly, maliciously, and seditiously contriving and intending to disturb the peace” und zu Haftstrafen verurteilt.

Auf der Gedenktafel an der Nordseite des Denkmals steht u.a. The Pathway to Peace und eine Geschichte über einen spirituellen Korb der gefüllt ist mit Sachen die wichtig sind – deshalb auch die Tränen und das Leid derjenigen die zu Unrecht inhaftiert sind – und die die Stämme vereinen. An der Ostseite steht auf dem Plakat das durch das Zurücklassen des Leids über was geschehen ist und über was einst den Māori gehörte, es jetzt Platz gibt für ein Neubeginn: „We step into a new dawn – arohanui“. Das letztere bedeutet so viel wie „grosse Liebe“. An der Südseite steht die eigentliche Geschichte des Denkmals. Dieses Denkmal ist errichtet worden für die zwei Führer und die Mitglieder der verschiedenen Māori-Stämme die inhaftiert sind unter erbärmlichen Zuständen, die harte Arbeit leisten mussten und die oft in anonymen Gräbern liegen und es ist ihnen gewidmet. Der Kopf von Te Whiti o Rongomai schaut nach Osten um die aufgehende Sonne zu begrüssen und der Kopf von Tohu Kakahi schaut nach Westen um sich zu verabschieden der Sonne. Sie haben in ihrem Spiritualität gewusst dass die Siedler Taranaki vernichten haben wollen und dass sie deshalb den nicht-gewalttätigen Weg gewählt haben. Bei der Nachfahren der damaligen Gefangenen hat noch lange, eben nach fasst 140 Jahren, viel Unmut und Wut geherrscht über die Behandlung ihrer Vorfahren. Die „Crown“ hat sich offiziell entschuldigt für das Geschehene und das hat den Nachfahren die Möglichkeit gegeben um dieses Kapitel ab zu schliessen. Am 27. März 2015 ist das Denkmal feierlich enthüllt worden.

Auf der Informationstafel beim Friedhof wird ausgiebig die Geschichte beschrieben des Friedhofes, des Gefängnisses und des psychiatrischen Krankenhauses. 1864 wurde im Hokitika Fluss Gold aufgefunden. Das löste ein Goldfieber aus: der Ort Hokitika entwickelte sich stark. Mit dem grossen Zufluss von Goldsuchern kam auch die Kriminalität (Kämpfe, Diebstahl und Betrunkenheit). Zuerst sperrte die Polizei die Gefangenen ein in hölzernen Käfigen, aber als die öffentliche Meinung fand dass „eben die Gefangenen“ behandelt werden sollten als menschliche Wesen, entschied man sich für den Bau eines „geräumigen“ Gefängnisses. Dieser wurde 1866 entworfen und neben dem Friedhof am Steilhang von Seaview gebaut. Ab 1880 ging der Goldfieber vorüber und damit sank auch der Zahl der Verbrecher. 1904 fand sich heraus dass der Hokitika jail der zweitteuerste Gefängnis des Landes war. 1909 schliess die Regierung den Gefängnis; die Gebäude wurden dem psychiatrischen Krankenhaus übertragen: sie wurden benutzt als Unterkunft für Patienten bis dem Abbruch 1921.

20191217_114818 - Neuseeland - Westcoast - Hokitika - Seaview - Hokitika Gefängnis - Ration
Hokitika: auf einer Informationstafel wird angegeben wie die Ration eines Gefangenen war anno 1868 und wie der Entwurf des Hokitika-Gefängnis aussah (1866)

In der Nähe des Friedhofes steht ein Obelisk für drei Regierungsbeamten die in den Jahren um 1836 im Dienst verunglückt sind und für George Dobson der 1866 ermordet wurde. Es ist ein Ehrenzeichen für was wie bedeutet haben für die Entwicklung der Region Westland. Dieses Denkmal war 1868 zuerst unten in der Stadt aufgestellt worden an der Kreuzung der Sewell Street und der Weld Street. 1880 ist es zum Friedhof umgesiedelt. Nachdem ich wieder hinuntergestiegen war kam ich an der Stelle wo der Obelisk gestanden hat. Dort steht jetzt seit 1903 die Tower Clock, die offiziell die „Westland South African War and Coronation Memorial Clock Tower“ heisst. Der Krieg der hier gemeint wird ist der Zweite Burenkrieg von 1899 bis 1902. Die Uhr ist auch der Erinnerung gewidmet der Krönung des englischen Königs Edward VII. Sie enthält viele hartsteinerne Plakate. Eine Hauptstrasse weiter in die Richtung des Meeres steht auf dem Kreisel der Tancred Street und der Weld Street ein anderes Denkmal: „The Pioneers of Westland“. Es ist 1914 enthüllt worden als Erinnerung an den Beginn des Goldfiebers in Hokitika, also damals vor 50 Jahren. Es zeigt eine Männerfigur aus weissem Marmor auf einen hartsteinern Sockel, mit darauf vielen Inschriften zu Ehren an die anstrengende Arbeit die hier geleistet worden ist. Der Mann trägt Arbeitskleidung und einen grossen Hut mit einem breiten Rand und weist mit seinem rechten Arm in die Richtung der ehemaligen Goldfelder. Er hält einen Vorschlaghammer in seiner linken Hand, wovon der Kopf auf dem Boden hinter ihm ruht, neben einem Felsbrocken. Zur Zeit der Enthüllung stand die Statue noch an der Hauptstrasse, der Fitzherbert Street. Im Laufe der Jahren war sie beschädigt worden, u.a. durch Vandalismus: ein Arm war abgebrochen und das Gesicht zeigte deutlich Schäden von Steinschlag. In Hinblick auf die Feierlichkeiten um das 150-jährigen Bestehen von Hokitika 2014 ist die Statue restauriert worden und an einer anderen Stelle aufgestellt worden. Das letzte führte bei den Einwohnern zu ziemlich viel Wirbel: nicht nur wegen der anderen Stelle, aber auch wegen der Situation dass der Pioneer jetzt in eine andere Richtung weist…

Die Mündung des Hokitika Flusses in das Tasman Meer liegt gerade südlich der nach dem Fluss benannten Stadt. Es ist fast ein Meeresarm, so breit ist das Gewässer. Das Wasser wird überspannt von einer grossen Verkehrsbrücke. Es gibt auch einen Fusspfad über die Brücke. Die Alpen im Südosten waren wegen den niedrigen Wolken leider nicht sichtbar, aber die Sicht in Richtung des Meeres war auch interessant. Halbwegs des Flusses ist eine breite Sandbank, wo das Waser jetzt ruhig herumfliesst, aber wenn man die dicken Baumstämme betrachtet die auf dem Sand liegen, wird klar dass es hier nicht immer ruhig ist! Einer langer Boulevard streckt sich aus entlang dem rechten Ufer des Flusses: Hokitika ist von jeher vor allem an diesem Ufer gebaut worden. Viele Tafeln sind aufgestellt worden entlang dem Wasser mit guten Informationen über die turbulente Geschichte von Hokitika und der Schifffahrt. Vor einigen Jahren hat man angefangen um diesen Boulevard, den Gibson Quai, neu zu gestalten. Hier und da konnte man noch Sandhaufen sehen. Diese Wanderroute führt ganz zum Ende der Flussmündung und von dort kann man auch noch weitergehen über dem Strand (bei Ebbe) oder über einen Wanderweg (bei Flut). Man passiert auch das Shipwreck Memorial Denkmal: ein Replikat aus Beton des Schoners Tambo der 1866 sank auf einer Sandbank in der Mündung des Hokitika Flusses, der damals als Hafen für Hokitika diente. Das Denkmal ist dort errichtet worden als Erinnerung an die 42 Schiffe die untergegangen sind beim Einlaufen des Hafens…

Entlang dem Gibson Quai steht eine Reihe von schon alten New Zealand Christmas Trees (auf Māori Pohutukawa tree mit den lateinischen Namen Metrosideros excelsa). Sie blühten noch gerade nicht: man konnte die Blütenknospen wie grauliche Wattepfropfen in den Baumgipfeln sehen. Aus der Nähe sehen die Blumen ganz schön aus mit langen, tiefroten Staubblättern in breiten Bündeln. Die Staubblätter haben hellgelbe Spitzen. Es ist auch ein Baum der kultiviert wird: es gibt viele Cultivars, wie einer mit hellgelben Blumen. Persönlich bevorzuge ich bestimmt die rote Varietät!

20191217_132908 (2) - Neuseeland - Westcoast - Hokitika - Neuseeländischer Weihnachtsbaum - New-Zealand Christmas tree - Pohutukawa tree, Metrosideros excelsa)
Hokitika: entlang dem Gibson Quai stehen Neuseeländische Weihnachtsbäume (Metrosideros excelsa) in einer Reihe, noch gerade nicht blühend

Ausser dem Christmas Tree (und hier und dort auch einem richtigen Weihnachtsbaum!) habe ich während meines Spaziergangs auch viele andere, meistens einheimische Pflanzen gesehen. Bei manchen war ich in der Lage um sie zu determinieren, wie bei dem Kangaroo apple, oder, wie der Māori Name ist, Poroporo (Solanum aviculare). Diese Pflanze habe ich gesehen als ich heute Morgen vom Strand zum Steilhang bei Seaview ging. Diese Pflanze aus der Nachtschadenfamilie blüht mit grossen hellvioletten Blumen und einem gelben Stempel. Die Blätter sind nicht wie bei einer Tomate oder einer Kartoffel gefiedert, sondern lanzettförmig. An einer anderen Stelle sah ich die unreifen, noch grünen etwa pflaumenförmigen Früchte hängen, die kleinen Tomaten ähnlich sahen. Wenn sie reif sind, werden sie gelblich orange und sind sie essbar. Unreife Früchte sind giftig, wie unreife Tomaten.

Nach meinem Ausflug zum Meer passierte ich ein grosses steinernes Gebäude, das Carnegie Building aus 1908, dessen Bau 1906 anfing. Ursprünglich war das Gebäude bestimmt als Bibliothek, wie so viele solcher Gebäude die auf der ganzen Welt gegründet worden waren mit finanzieller Unterstützung der vom amerikanischen Stahlmagnaten Andrew Carnegie gegründete Stiftung. 1953 wurde ein Raum im Gebäude eingerichtet als Museum über die Geschichte der Region Westland. Ab 1998 ist das ganze Gebäude ein Museum. Nach dem grossen Erdbeben von 2016 ergab sich bei einer Inspektion nach der Erdbebenbeständigkeit des Gebäudes dass es völlig unsicher war. Das Museum wurde deshalb geschlossen und der Stab umgesiedelt nach einem sichereren Gebäude in de Nähe. Im Carnegie Building war immer noch einen Saal eingerichtet worden mit Informationen über den Bau des Gebäudes. Beim Eingang stand ein grosses Schild mit der Mitteilung dass Eintritt auf eigene Gefahr war… Jenes Risiko habe ich schon genommen!
Draussen steht noch eine Statue aus Marmor einer Dame, „Summer“, zu Erinnerung an die „British and Intercolonial Exhibition“, die 1923–1924 in Hokitika organisiert wurde. Auf dem Plakat stand dass mit dieser Exhibition vor allem die Eröffnung der Ost-West Eisenbahnverbindung (über Arthur’s Pass und durch den Otiratunnel) und das diamantene Jubiläum der Westland Province (1864–1924) gefeiert wurde. Nebenan war auch ein merkwürdiges Werkzeug aufgestellt worden: es war eine „sluicing nozzle“, eine Art von Hochdruckdüse um Gold aus Gestein zu spülen – eine weitere Erinnerung an das Zeitalter der Goldsucher…

An der Wand des Gebäude wo dieses Spritzgerät steht ist ein vergrössertes Replikat eines Bildes aus 1867 aufgehängt worden, worauf die überfüllte Landungskaje zu sehen ist mit einem grossen Aufwand von Schiffsmasten: damals hatten 41 Schiffe geankert!

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Hokitika: eine Reproduktion eines Bildes aus 1867, als eine Rekordanzahl Schiffe (41) den Hafen von Hokitika anlief

Mit dem Goldfieber kamen auch die Gebetshäuser vieler Glaubensrichtungen: die St. Andrew Church der Methodist-Presbytarian Church aus 1866 ist eine der ersten Kirchen in Holitika gewesen: das mit dunklen Backsteinen gestaltete Gebäude sieht beeindruckend aus mit dem gradlinigen Kirchenturm ohne Spitze und den unterverteilten halbrunden Fenstern. Draussen stand eine kleine, farbenfrohe Weihnachtskrippe, mit dem kleinen Jesu in einer Krippe mit schon richtig gelben Stroh. Die Szene war rührend durch die Einfachheit die sie ausstrahlte… Die viel grössere Katholische Kirche St. Mary’s, aus 1904 hat eine eher klassische Architektur: der grössere Umfang steht angeblich in Zusammenhang mit dem Zufluss grosser Anzahlen irischer Goldsucher!

Von der Stadtmitte von Hokitika kann man auch wieder den Strand erreichen. Der Zugang wird markiert von etwas das mittlerweile zu Ikon der Stadt geworden ist: ein Tor mit darauf dem Stadtnamen, gebildet von Buchstaben aus aneinander geheftetem Treibholz. Es sieht schon sehr luftig aus, sicher gegen den jetzt etwas blaueren Himmel mit kleinen Wolken.

20191217_141058 - Neuseeland - Westcoast - Hokitika - Strand - Tasman Meer - Treibholz - Kunst - Wolken
Hokitika: auf dem Weg zum Strand ist der Name des Ortes kunstvoll aus Treibholz hergestellt

Als ich wieder fast zurück war bei meiner log cabin, bin ich abermals zum Meer gegangen: dort bemerkte ich dass es mittlerweile Flut geworden war. Grosse Wellen brachen schäumend auf die Küste. Es war ein beeindruckender Anblick in alle Windrichtungen! Einmal wieder zu Hause konnte ich zurückblicken auf einen besonderen „Tag am Meer“!

Heute Abend, als es gegen 21.00 Uhr ganz dunkel war, habe ich abermals die Hauptstrasse überquert um – mit vielen anderen! – zur „Glow worm Dell“ zu gehen. Wir gingen alle tastend und flüsternd zur bemoosten Felswand die ich heute Morgen schon gesehen hatte. Es war ein faszinierendes Spektakel um überall am Felsen heiter funkelnde Lichter zu sehen wie Sternchen an einem Nachthimmel und zu wissen dass darunter fast unsichtbar lange Strängen mit klebrigen und tödlichen „Perlen“ hängen. In der Ferne rauschte der Ozean – das Ganze hatte etwas Märchenhaftes! Ein schönes Ende dieses Zwischenstopps in diesem historisch interessanten Ort.