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Den 16. Mai 2018

Gorizia: eine Runde durch die Stadt und über die Grenze

Heute Morgen war das Frühstück wieder ebenso ausgiebig wie in Trieste, aber doch wieder anders: nicht länger die grillierten Auberginen und Zucchini oder der geraffte Fenchel von Signore Stefano, aber eingelegte Gemüse, wie Süsssauer von Peperoni (agrodolce di peperoni) oder Pilze auf Öl (funghi sott‘olio), die hier schmackhafter sind als ich es selber zubereiten kann, grosse nicht säuerliche grüne Oliven und sicherlich saure kleine Gurken. Natürlich auch die üblichen Süssigkeiten, aber wo ist der Zitronenkuchen…?!
Jetzt bin ich noch in der Lage um Anforderungen zu stellen, zuhause gibt es wieder nur einen doppelten Vollkorn Butterbrot mit Käse und zwei Tassen Lungo Kaffee – oder werde ich doch den starken espresso bevorzugen?

Gestärkt durch diese Mahlzeit ging ich in die Stadt, ohne einem festen Plan. Mit etwas Selbstironie sagte ich zu mir selbst, dass es bestimmt einfacher ist, wenn man keinen festgelegten Weg hat: man kann sich auch nicht irren!

Mein erstes Ziel war das Castello, das wie man vermutet aus dem 11. Jahrhundert stammt und das seither viele Male verwüstet, wiederaufgebaut und vergrössert worden ist. Es ragt auf einem hohen Felsen hoch über die Stadt.

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Gorizia: das Castello ragt hoch auf

In unmittelbarer Nähe sind eine Museum (u. A. mit dem Museum über den Ersten Weltkrieg) und eine Kapelle aus 1398, die Cappella di S. Spirito. Auf einem Schild bei den hohen Mauern wird eine Karte des Komplexes wiedergegeben.

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Gorizia: das Museum beim Castello

Der geflügelte Löwe von S. Marco schmückt den Eingangstor. Bei den Schiessscharten sind die grossen Kugel aus Stein noch gestapelt.

Der Blick von der Burg aus ist wunderschön: man kann sich die ganze Umgebung anschauen. In der Tiefe liegt die Chiesa di S. Ignazio aus 1654 mit den Doppeltürmen, von Zwiebelspitzen versehen.

Als ich bei der Piazza della Vittoria ankam, fand ich die Kirche noch imponierender als aus der Ferne. Das Kircheninnere ist auch beeindruckend qua Ausstattung und Farbe.

Auf der Piazza della Vittoria steht auch der berühmte Neptunbrunnen, entworfen von Nicolò Pacassi (1716‒1790). Gitter mit Tuch waren herum platziert worden und Handwerker waren angestrengt beschäftigt mit der Restaurierung. Ich war deshalb auch erstaunt zu bemerken dass, als ich am Abend zur Piazza ging für ein Gläschen Wein bei einem der vielen Restaurants mit Terrasse, sich eine Menge Leute versammelt hatte rundum dem Brunnen. Es gab zuerst eine Performance von einer Breakdance-gruppe; nachher gab es Anreden und Live Musik. Ich fand heraus dass gerade an diesem Abend die feierliche Wiedereröffnung des Brunnens war! Später stand der Brunnen glänzend im Licht der Scheinwerfer.

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Gorizia: das Schild mit Erläuterungen über die Restaurierung des Neptunbrunnens

Meine Wanderung führte mich weiter zur Piazza Transalpina, zum Platz der Transalpina Bahnverbindung. Nicht nur der Name, sondern auch die Geschichte dahinter zogen mir dorthin: es handelt sich hierbei dass die Grenzen zwischen Italien und Slowenien in einander überlaufen, mit als Stichtag den 1. Mai 2004, am Tag wenn Slowenien der Europäischen Union beitrat. An der Slowenischen Seite der Grenze liegt der Ort Nova Gorica – an der Italienische Seite der Grenze liegt Gorizia. Beide Orte waren bis 2004 von einander geschieden durch wiedermal den Eisernen Vorhang. Es gibt viel zu sehen auf dem Bahnhofplatz: nicht nur das grosse, stattliche Bahnhofgebäude von 1906, sondern auch die Tafel mit Informationen über die Ereignisse zwischen 1947 (als die Grenze zwischen Italien und ehemaligem Jugoslawien geschlossen, aber dann auch richtig geschlossen wurde) und 2004 (als Slowenien zur Europäischen Union kam).

Von der Italienischen Seite sieht es so aus:

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Gorizia: Grenzstein zwischen Italien und Slowenien auf der Piazza Transalpina

Von der Slowenischen Seite sieht es so aus:

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Gorizia: Grenzstein zwischen Slowenien und Italien auf der Piazza Transalpina

Im Zweiten Weltkrieg war nicht das erste Mal im 20. Jahrhundert dass gekämpft wurde um Gorizia. Auch im Ersten Weltkrieg wurden grosse Verwüstungen angerichtet. Dies wird erläutert auf einem der Informationstafel; hierunter einige Bilder. Das Bahnhofgebäude steht anno 2018 wieder monumental da.

Es gibt einen Mosaik am Boden rundum einer runden Plakette aus Metall, der die wiedergeöffnete Grenze zwischen Gorizia und Nova Gorica symbolisiert: die Steinchen sind friedsam in einem weiten Kreis abgesprungen.

In diesem Kontext ist die Plakette die in der Via Roma, in de Nähe der Piazza della Vittoria, an einem Mauer platziert ist, bemerkenswert. Darauf ist ein Text wiedergegeben den Pabst Johannes Paulus II in 1992 ausgesprochen hat über und in Gorizia: er betont die Wichtigkeit von offenen Grenzen zwischen Lateinisch Europa und Slavischen Europa.

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Gorizia: Plakette an einer Mauer mit einem Text von Pabst Johannes Paulus II. in Sachen Europa

Im Bahhofgebäude ist auch Caffè Bordo, wo ich mich hinsetzte für eine Tasse Kaffee. Hatte ich mich gerade ein wenig vertraut gemacht mit „Italienisch mit Händen und Füssen“, bekam ich einen Getränkezettel auf Slowenisch! Mit Hilfe einer praktischen Übersetzungswebseite Slowenisch–Englisch (PONS) gab man mir den Cappuccino, den ich möchte: einen phonetisch ausgesprochenen Kapučino.

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Gorizia: die Kaffeekarte beim Caffè Bordo auf der Piazza Transalpina auf Slowenisch!

Ein kleines „Glossarium“ der Kaffeekarte:

  • mali kava = ein kleiner Kaffee
  • kava z mlekom = Kaffee mit Milch
  • kava s smetano = Kaffee mit Schlagsahne
  • bela kava = „weisser“ Kaffee, also caffè latte
  • cimetom = Zimt
  • brez = ohne
  • ječmenova kava = Gerstenkaffee

Anschliessend lief ich durch das Bahnhofgebäude zur anderen Seite. Da verliess gerade ein Güterzug den Tunnel und fuhr in den Bahnhof. Es war ein Diesellok, da die Bahnlinie nicht elektrifiziert ist. Man kann von hier aus die ganze Strecke nach Bled in nordwestlich Slowenien fahren – ja, wirklich etwas für Eisenbahnromantiker!

Mit einem grossen Umweg fand ich den prächtigen „Palazzo Coroni Cromberg“ aus 1593. Im Kutschenhaus ist ein Museum eingerichtet worden. Der Park ist beeindruckend – man war ganz beschäftigt mit der Renovierung des Parks. Ich bin deshalb weiter gegangen.

Nicht nur in diesem Park, sondern an vielen Stellen in Gorizia gibt es ausgiebiges Grün – in organisiertem und spontanem Sinne, wie die Feigenbäume die hier wie Unkraut aus den Burgmauern wachsen!

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Gorizia: eine schöne Pinie (Pinus pinea) und ein echter in Kugelform geschnittener Lorbeerbaum in der Nähe der Burg

Auf dem Rückweg zum Hotel lief ich durch den Parco della Rimembranza, einem Park mit Denkmälern für den Ersten und den Zweiten Weltkrieg. Es gibt ein Denkmal für die Gefallenen auf See; der Anker gehörte zum Italienischen Kreuzer Gorizia, der ernannt wurde nach dieser Stadt. Weiterhin sieht man Denkmäler für die Alpini und für diejenigen Bürger von Gorizia die nicht aus den Vernichtungslagern und aus Jugoslawien zurückgekehrt sind.

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Gorizia: Denkmal im Parco della Rimembranza für die Gefallenen auf See; der Anker ist vom Kreuzer „Gorizia“

In der Mitte des Parks ist ein rechteckiger Teich mit Blumenbeeten an beiden Seiten. Das Denkmal erweckt den Eindruck eines wörtlichen Trümmerhaufens. Es ist sozusagen ein Doppeltdenkmal… 1923 hat man einen runden Tempel errichtet zum Gedächtnis an den Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Dieses Denkmal ist 1944 von den Deutschen zerstört worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat man die Trümmer liegen lassen als neues Denkmal. Ein Bild des ursprünglichen Gebäudes ist daneben aufgestellt worden.

Von hieraus war es nicht mehr weit zum Hotel. Es gibt so Vieles zu sehen in dieser Stadt – nur dafür möchte ich nochmals zurückkehren. Morgen verfolge ich meinem Weg über die Via Alpina: der erste Teil der Etappe B5 von Gorizia nach Cormòns.