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Den 25. Januar 2023
Ein „Blick ins Rheintal“ vom Eltenberg!
Als erste grosse Wanderung entlang dem Rhein im neuen Jahr hatte ich die Rundwanderung gewählt die von Elten, gerade über die deutsche Grenze, nach Hochelten am Eltenberg (82 Meter hoch) von wo die Aussicht über den Rhein und die Hügel bei Kleve wunderschön ist. Während meiner Wanderungen entlang dem Rhein war ich schon früher in dieser Gegend unterwegs gewesen: im Frühling 2021 hatte ich den Eltenberg gesehen als ich über den Rheindeich zwischen Tolkamer und Spijk gegangen bin!
Am sonnigen Sonntagmorgen des letzten 15. Januars stieg ich in den „internationalen Regio-Express“ von 09.45 Uhr in Richtung von Düsseldorf. Die Vorteile dieser Reise waren die kurze Reisezeit (eine Viertelstunde) und die Möglichkeit um auch mit der niederländischen Öffentlichen-Verkehrskarte (OV-Chipkaart) auf Guthaben nach Deutschland zu reisen! Der Blick vom Zug auf den Fluss die IJssel war schön.

Am letzten Sonntag, den 22. Januar, legt ich denselben Weg abermals zurück, aber dann war es sehr bewölkt. Ich blieb hoffen auf etwas Sonnenschein, aber trotz der Wolken wurde es doch ein besonderer Tag…
Nach einer Viertelstunde erreichte ich den einfachen Bahnhof von Emmerich-Elten, der seit 2019 (wieder) in Betrieb ist. Heute sieht der Ort ziemlich einfach und uninteressant aus, aber das war im Anfang der Entwicklungen der Eisenbahnen in den Niederlanden und in Europa schon anders… Die erste Eisenbahnlinie von Amsterdam nach Deutschland war die Rhijnspoorweg, wovon die Trasse von Amsterdam nach Arnhem in Phasen zu Stande kam: von 1843 bis 1845. Die Trasse Arnhem – Elten wurde 1856 fertiggestellt. Von Elten gab es eine Verbindung zur Eisenbahnlinie von Zevenaar nach Kleve. Der ursprüngliche Bahnhof von Elten hat bis 1966 funktioniert. Heutzutage rasen die internationalen Expresszüge mit hoher Geschwindigkeit an der damaligen Endstation der Linie vorbei.
Der Ort Elten besteht schon lange: seit dem Mittelalter war das Gebiet Teil des Herzogtums Gelre und war also „holländisch“. Als das Gebiet anfangs des 18. Jahrhunderts von Preussen annektiert wurde, bekam Deutsch die Verkehrssprache – das wurde noch verstärkt nach der Zeit von Napoleon. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in London eine internationale Konferenz organisiert mit den alliierten Mächten die Deutschland besetzten und dem September 1944 gegründeten Zusammenarbeitsorgan BENELUX der Niederlande, Belgien und Luxemburg. Dort wurde entschieden dass nur kleine Teile deutscher Hoheitsgebiete den Niederlanden zugeteilt werden sollte in der Form von Reparationen – viel weniger als die niederländische Regierung im Anfang gefordert hatte. Deshalb wurde in der Periode von 1949 bis 1963 das Gebiet um Elten den Niederlanden zugeteilt; nach ausgiebigen Verhandlungen mit Deutschland und gegen einen hohen Preis wurde 1963 die Grenzkorrektur wieder rückgängig gemacht. Hiervon haben viele Exporteure auf einer klugen, aber ganz legalen Weise profitiert. Am 31. Juli 1963 parkten sie viele Lastwagen mit Exportgüter, vor allem Butter und Kaffee, in Elten, das damals noch niederländisch war. Am 1. August standen die Lastwagen mit den Gütern in Deutschland: ohne dass man die Motoren starten oder irgendwelche Güter verzollen brauchte. Der Profit wird geschätzt auf ungefähr 50 Millionen Gulden (gegen den heutigen Umrechnungskurs sollte dies fast 23 Millionen Euro sein!). Dieses Ereignis wird die „Eltener Butternacht“ genannt…
Heutzutage leben viele Niederländer in Elten. Obwohl die Verkehrssprache Deutsch ist, spricht man auch noch einige Worte auf Niederländisch. Im Laufe der Zeit sind viele Neubauhäuser gebaut worden, aber es stehen auch noch viele Wohnhäuser aus früheren Zeiten, wie die (Wohn-)Häuser entlang dem Weg vom Bahnhof zur Ortsmitte (an der Lobitherstrasse, die in den Niederlanden der Eltenseweg heisst…!). Diese Häuser sind am Ende des 19. Jahrhunderts und im Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut worden und ziemlich gut erhalten geblieben. Seit 1996 sind sie eingetragen worden in der Liste mit denkmalgeschützten Bauwerken. Sie haben deutlich Stilelemente von Jugendstil und weitere Baustilen wie Neo-Klassismus und Neo-Renaissance.
- Elten (D): Blick auf den Erker eines grossen Wohnhauses aus 1912 in Jugendstil mit rechts einem hufeisenförmigen Fenster am Weg vom Bahnhof zur Ortsmitte
- Elten (D): Blick auf florale Verzierungen in Jugendstil auf der Fassade eines grossen Wohnhauses aus 1895, am Weg vom Bahnhof zur Ortsmitte
Die Gebäude in der Ortsmitte stammen grösstenteils aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Aus der Ferne fällt schon der hohe Turm der St. Martinuskirche, deren erster Vorgänger, in romanischen Stil, im Anfang des 14. Jahrhundert erbaut worden ist. 1450 ist sie ersetzt worden von einer Kirche in spätgotischem Stil. Im 19. Jahrhundert ist eine Sakristei hinzugefügt worden. Der Kirchturm ist anfangs des 20. Jahrhundert ergänzt worden von einer Galerie mit Eckfialen und einer achtseitigen Spitz aus Schiefer. Zwischen der Kirche und dem Gasthof „Het oude Posthuys„“ steht ein Vereinsbaum mit Fähnchen aller Vereine aus Elten. Manche Schilder, vor allem jene am Gipfel des Pfahles, hingen schräg im kräftigen Wind! Ganz in der Nähe steht ein jetzt leerer Brunnen mit einer Statuengruppe aus Bronze von Dorfeinwohnern die sichtbar an einem lebhaften Gespräch beteiligt sind… Gegenüber dem Gasthof „Het oude Posthuys“ steht am Platz, dem „Eltener Markt“, auch ein Brunnen, oder eher ein Wasserzapfpunkt: auf der gemauerten Stele ist ein Posthorn abgebildet worden als Referenz zur ehemaligen Funktion des Posthauses. Zwischen dem Jahr 1932 und einem etwas primitiven Bild eines Pferdehauptes wird auf einem modernen Schild angegeben dass das Wasser kein Trinkwasser ist… Der Brunnen ist an beiden Seiten dekoriert worden mit schönen schmiedeeisernen „Fächern“. Hier am Platz sind ebenfalls ältere, prachtvolle Wohnhäuser erbaut worden, wie auch das weiss verputzte denkmalgeschützte Gebäude aus 1734, das vor allem beeindruckt durch den reizenden Zugang mit hartsteinernen Stufen und zwei Fenstern an beiden Seiten dieses Zugangstor. Die graugrünen Schattierungen um den Fenstern und dem Zugangstor betonen die „Grandeur“ abermals! Um dem Marktplatz gibt es viele Restaurants die am Sonntagmorgen, aber auch in dieser Jahreszeit geschlossen sind. Die Bäckerei mit dem herzförmigen Logo und dem Werbespruch „liebe im backform“ hatte schon am Sonntag geöffnet und machte beide Male gute Geschäfte: Kunden traten mit einem grossen Lächeln wieder hinaus!
- Elten (D): neben der St. Martinuskirche steht ein Vereinsbaum mit den Schildern von allen Vereinigungen im Dorf
- Elten (D): am Platz bei der St. Martinuskirche steht eine Statuengruppe von quatschenden Dorfbewohnern bei einem Brunnen
- Elten (D): am Eltener Markt steht gegenüber der Gaststätte „Het Oude Posthuys“ ein Brunnen aus 1932 mit einem Posthorn und einem Pferdekopf
- Elten (D): am Eltener Markt steht ein monumentales weiss verputztes Wohnhaus aus 1734 mit einer schön gestalteten Haustür
Obwohl diese Leckereien sehr verlockend waren, bin ich an beiden Momenten weiter gegangen… Am 15. Januar hatte ich eine Wanderroute gewählt durch Elten und über schmalen und kurvigen Sandpfaden entlang den bewaldeten Hängen des Eltenberges nach Hochelten: Trage Tocht nr. 17160 (wörtlich: eine träge Tour). Am nächsten Sonntag habe ich diese Wanderung ergänzt mit einigen Seitenwegen. Beim Hochgehen durch den Wald hatte ich am ersten Sonntag zwischen den Bäumen eine grosse Windmühle gesehen: die Mühle am Möllenbölt, aber ich hatte mir nicht die Zeit genommen um die Mühle aus der Nähe zu betrachten. Am letzten Sonntag schon: ich bin vom Marktplatz in der Ortsmitte durch stille Strassen zur Mühle gegangen. Dieser Bergholländer ist 1846 nach holländischem Entwurf gebaut worden mit einem gemauerten Stumpf. Sie wird auch wohl Gerritzen’s Mühle genannt und ist seit 1985 denkmalgeschützt. Die Mühle ist in den 1990er Jahren restauriert worden und ist an Sonntagnachmittagen ab 13.00 Uhr zu besuchen. Dazu fehlte mir auch dieses Mal die Zeit… Die Flügel der imponierenden Mühle stachen deutlich ab gegen den grauen Himmel mit den dunklen Wolken. An ein wild flatterndes Fähnchen am nach oben weisenden Flügel konnte man sehen dass ein starker Wind aus dem Nordwesten wehte…

Von der Mühle lief ich noch weiter, entlang dem Friedhof, wonach ich in den Wald ging in südöstlicher Richtung um über einen anderen Weg zum Gipfel des Eltenberges zu wandern. Nach auch wieder einem Steilaufstieg durch einen dichten Wald erreichte ich ein grosses und beeindruckendes Kriegsdenkmal für die während der Ersten und Zweiten Weltkriege gefallenen Soldaten. Die Inschrift auf dem hohen gemauerten Sockel lautet: „Den Toten zum Gedenken – den Lebenden zur Mahnung“ mit den Jahren der beiden Kriege darunter. Eine Frau und ein Mann sitzen neben einander mit einer von Leid und Schmerz durchfluteten Ausstrahlung. Ein gefallener Soldat liegt auf ihrem Schoss. Es nicht nur die Mutterfigur die hier fast zusammenbricht vor Schmerz, es ist auch die Vaterfigur die gezeichnet wird von Leid und Verzweiflung – wie eine Art Piëta… Auf einem Schild steht dass es an dieser Stelle 1928 schon ein Denkmal zum Gedenken der Gefallen aus dem Ersten Weltkrieg gegeben hat und dass 1933 die heute noch bestehende Gestaltung mit den gemauerten Treppen und den Wänden hergestellt aus Betonresten der Verteidigungswerke und Bunker aus den Ersten Weltkrieg entworfen worden war. Während der kräftigen Kämpfe um Elten am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Denkmal komplett und die Anlage teilweise zerstört. Die heutige Statuengruppe datiert aus 1965 und ist kreiert worden vom deutschen Bildhauer Wilhelm Hanebal (1905-1982).

Am Fuss dieses kolossalen Gedenkzeichen hatte jemand ein kleines hölzernes Kreuz hingestellt mit darauf einem roten poppy, einem Klatschmohn als Symbol für die gefallenen alliierten Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Das kleine Kreuz sah ganz bescheiden aus – es betonte jedoch die Kraft von Trauer und Gedenken. Was mich auch sehr beeindruckte war die wunderschöne Aussicht über eine breite Sichtachse auf die St. Martinuskirche im Dorf – sogar in diesem trüben Wetter …

Am 15. Januar folgte ich den steilen und schmalen schlängelnden Pfaden durch den Laubwald mit viel Unterholz – in Gegensatz zum letzten Sonntag als ich durch einen dichten Nadelwald ging. Das Sonnenlicht fiel gefiltert durch die kahlen Äste und schuf ein beinah märchenhaftes Bild.

Nachdem ich viele Seitenwegen gewählt oder gerade ignoriert hatte passierte ich zuerst ein trockenes Flussbett und kam danach bei einem Waldrand mit Blick auf einen grossen Acker der im Herbst gepflügt worden war, aber jetzt schon überdeckt war von einer grünen ecke aus Gras und Unkraut. Hier bieg ich ab nach Norden und folgte dem Ackerrand.

Nach einer Weile führte die Karrenspur wieder in den Wald. Bei einem ziemlich mysteriösen sechseckigen Haus mit einem Reetdach musste ich wieder abbiegen, zu einem schmaleren Pfad. Die Lücken des Hauses waren geschlossen – sie hatten dieselbe Farbe wie die der alten St. Vituskirche in Hochelten, wohin ich unterwegs war. Das Haus sah ein wenig heruntergekommen aus, aber es war schon ausgestattet mit einen modernen Überwachungskamera…

Es lagen im Wald viele Bäume am Boden, wovon die Stämme oft schon mit einer dicken Schicht von Moos und an den Stellen wo sie gesägt worden sind von Schmetterlingsporlingen überwachsen sind. An einem Stamm eines Holunders sah ich eine Gruppe von mir unbekannten Pilzen: es fand sich heraus dass es sich um Judasohre (Auricularia auricula-judae) handelt: sie sind jedoch ganz allgemein und in schattenreichen Laubwäldern auf zu finden. Sie haben eine grosse Vorliebe für Holundersträucher. In Trockenperioden schrumpfen die Pilze und dehnen wieder aus nachdem Regen gefallen ist. Der Übermass an Regen der letzten Zeit hatte diesen Pilze schon gut gefallen! Die Oberseite der Hüte sahn aus wie aus Filz hergestellt, während die Unterseite mit dem Sonnenlicht das sozusagen hindurch schien, einem Ohr ganz ähnlich sah. Ich fand es einen überraschenden Anblick.
- Auf dem Eltenberg bei Elten (D): im Wald am Eltenberg wachsen Judasohre (Auricularia auricula-judae) auf einem Holunderstrauch
- Auf dem Eltenberg bei Elten (D): die im Wald am Eltenberg wachsenden Judasohre (Auricularia auricula-judae) von unten gesehen im Gegenlicht
Ich folgte der Trasse des Noaberpad Fernwanderweges, einem grenzüberschreitenden Fernwanderweg (415 Km!) von Nieuweschans in der Provinz Groningen nach Milsbeek, wo der Weg anknüpft beim bekannten Fernwanderweg Pieterpad. Angeblich gibt es auch eine „Montferlandse Toppen Route“, den Wanderweg durch das benachbarte Montferland über 18 „Gipfel“ – dass verspricht so einiges: also noch mehr Berge! Wieder verliess ich den Wald bei einer Klärung mit Wiesen, wodurch die deutsche Autobahn A3 (die Fortsetzung der A12 in den Niederlanden) führt: sie ist kaum wahrnehmbar, denn der Weg ist vertieft konstruiert worden. Das Land an der anderen Seite der Autobahn liegt wieder auf niederländischem Hoheitsgebiet: aus landschaftlicher Sicht gehört der Eltenberg beim Waldgebiet von Montferland…

Eine breite Karrenspur führte zwischen den Wiesen und den Äckern hindurch zu einem grossen Bauernhof mit dem Namen „Haus Rietbroek 100“ aus 1676. Ein Schild erklärt dass dieser Bauernhof einer der am besten erhaltenen Hallenhäusern im Gebiet des Niederrheins ist. Diese Form von Bauerhof aus dem 13. bis 15. Jahrhundert kommt vor in grossen Teilen der Niederlande (in den Provinzen Gelderland, Overijssel, Utrecht, Nord-Brabant, aber auch in Süd-Holland) und in Norddeutschland. Kennzeichnend sind die Fachwerkwände. Das konnte ich aus jener Entfernung nicht so richtig sehen.

Die Wanderung ging weiter entlang einem offenen Wald mit grossen alten Eichen über einen Sandweg der zu einem kleinen Weiler führte mit dem ziemlich niederländisch klinkenden Namen „Voorthuysen“. Dahin bin ich an nächsten Sonntag gegangen. Deshalb weiss ich dass auf den grossen Äckern an beiden Seiten des anschliessenden Weges Spargel angebaut werden – dazu lagen schon grosse Bündel mit weisser Plastikfolie an den Wegkanten! Erneut erreichte ich einen Wald, diesmal mit alten Buchen. Irgendwo stand ein alter Strommast der noch immer in Betrieb schien: altmodische Drahte waren von Pfahl zu Pfahl gespannt worden – ich konnte nicht sehen wohin sie schlussendlich führten.
- Auf dem Eltenberg bei Elten (D): das Strassenschild verweist zum Weiler „Voorthuysen“ mit alten Eichen im Hintergrund
- Auf dem Eltenberg bei Elten (D): im Wald mit alten Buchen an der Ostseite des Berges steht ein alter Strommast zur Orientierung
Von dieser Stelle geriet ich ein wenig abseits der Route, aber schlussendlich erreichte ich nachdem ich einem schmalen Pfad entlang dem Hang folgte mit hier und da einer schönen Aussicht, doch einen Hohlweg mit dem romantischen Namen „Kuckuckdahl“, der steil hinunter führte. Deshalb ist dieser Weg auch sehr beliebt bei Rennradfahrern!

Unter am Hang geht der „Kuckucksdahl“ über in den „Wildweg“, wobei „Wild-“ steht für den Fluss „Die Wild“, der am Fuss des Berges ganz breit ist und hier „Tiefe Wild“ heisst. Die Wild fliesst durch die Gemeinde Emmerich am Rhein, wovon Elten ein Teil ist, und bildet dort die Grenze mit der niederländischen Gemeinde Montferland. Die Wild ist eigentlich ein Altarm des Rheines. Nordöstlich von Lobith mündet der Fluss in den ebenfalls Altarm Oude Rijn, wie ich schon das letzte Mal gesehen hatte als ich den Klompenpad „Rijnweidepad“ von Tolkamer nach Spijk und Lobith gewandert bin. Es ist eine merkwürdige Gedanke das bis 1707 – als der Pannerdensch Kanaal eröffnet wurde – dieser Oude Rijn Altarm die Hauptwasserstrasse zur Nordsee bildete!

Am Sonntag ging ich entlang der vorgeschriebenen Route zum Gipfel des Eltenberges aber am letzten Sonntag wählte ich eine Rundwanderung die auf der Informationstafel angedeutet wurde mit „Wald und Wasser“ und die über den kleinen Weiler Voorthuysen wieder zum Eltenberg führte. Die beiden Ufer der Tiefen Wild sind ganz überbaut worden mit Ferienwohnungen. Erst an der äusserten Ostseite gibt es noch Sicht auf das Wasser und breite Schilfgürtel. Der Wildweg steigt langsam hinauf entlang einem Ausläufer des Eltenberges, der von kolossalen Eichen überwachsen ist.

Ich ging über die schmale und ruhige Strasse weiter nach Osten bis ich das Gut Voorthuysen erreichte, einen grossen Bauernhof aus 1864 der erbaut ist im Stil der Farmhäuser im Süden der Vereinigten Staaten. Jetzt ist es ein Spargelhof – die Spargel werden also angebaut auf den Äckern an der Nordseite von wo ich am 15 Januar entlang gekommen bin. Seit 1996 steht das Gebäude auf der Liste von denkmalgeschützten Bauwerken der Gemeinde Emmerich.

Beim Bauernhof steht eine Station des Kreuzweges, der seit 2015 als Wanderung oder als Radtour vom kleinen Ort Hüthum westlich von Emmerich über 20 Kilometer gefolgt werden kann. Diese Stationen bestehen aus graniten Stelen mit darauf einer Tafel aus Bronze. Bei dieser Station, Nr. V, wird stilisiert der Moment gezeigt dass Jesus das Kreuz trägt und fast zusammenbricht unter dem Gewicht. Simon von Cyrene hilft ihm das Kreuz zu tragen… Die nächste Station hatte ich das letzte Mal schon gesehen – sie ist neben der St. Vituskirche auf dem Eltenberg in Hochelten aufgestellt worden. Darauf wird Veronika gezeigt die mit einer liebevollen Geste das Gesicht von Jesus trocknet. Die graniten Stelen haben schon etwas Patina bekommen, denn sie sind der Witterung ausgesetzt. Vor allem bei der Kirche ist die Stele überwachsen von schönen Flechten
- Im Weiler Voorthuysen bei Elten (D): Station V des Kreuzweges um Emmerich – Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen
- Auf dem Eltenberg in Hochelten (D): bei der St. Vituskirche steht Station VI des Kreuzweges um Emmerich – Veronika reicht Jesus das Schweisstuch
Auch hier schlängelt der kleine Fluss Die Wild wieder durch das niedrige Land am Fuss des Eltenberges. An der anderen Seite des Flusses liegt ein viel älteres schlossartiges Haus, „Gut Alt-Voorthuysen“, das ziemlich versteckt ist hinter den Bäumen.

Am 15. Januar ging ich weiter über den Wildweg, aber jetzt in westlicher Richtung um dann doch wirklich auf den Eltenberg zu steigen. Der Berg ragte hoch auf, dicht zugewachsen mit Buchen. Der blassblaue Himmel schimmerte durch die kahlen Äste.

Der Weg nach oben war tatsächlich steil: ich lief über tief ausgehöhlte Pfade zwischen hohen Sandrücken wo viele Bäume gestürzt waren. Dass die Route auch benutzt wurde von Mountainbikern war deutlich sichtbar von den vielen Reifenspuren her – dadurch werden die Pfade immer weiter ausgehöhlt… Zum Glück begegnete ich niemandem.
- Auf dem Eltenberg bei Elten (D): auf dem Weg zum Gipfel mit Blick auf die schmalen Pfade und den Hohlweg nach oben
- Auf dem Eltenberg bei Elten (D): auf dem Weg zum Gipfel mit Blick auf schmale Seitenpfade und gestürzte Bäume
Als ich nach meinem Aufstieg durch den Wald oben am Berg angekommen war, stand ich schon rasch bei der St. Vituskirche. An diesem höchsten Punkt des Eltenberges, auf 82 Metern, kommen einige Wanderwege zusammen: Pilgerwege, wie der Jakobsweg von Emmerich nach Kevelaer, Fernwanderwege wie der Pieterpad und der Noaberpad. Die Symbole wurden angegeben auf einem Pfahl eines Verkehrsschildes. Auch wurde hier mit einem Pfeil der „Blick ins Rheintal“ gezeigt, etwas dass ich ganz speziell fand: so nahe an meinem Zuhause gibt es doch einen Panoramablick von einem Berg in ein Tal! Dort möchte ich bestimmt mal hin.
- Hochelten (D): Verweisungen am höchsten Punkt des Eltenberges zu verschiedenen Fernwanderwegen (Pieterpad) und zu einem Teil des Jakobsweges
- Hochelten (D): am höchsten Punkt des Eltenberges bei der St. Vituskirche weist ein Pfeil zur Aussichtstelle – „Blick ins Rheintal“
Das meist ins Auge springende Gebäude auf dem Eltenberg in Hochelten ist die aus dem 10. Jahrhundert stammende St. Vitus Stiftskirche. Ich möchte mir das Innere der Kirche auch mal anschauen, aber zuerst ging ich entlang dem Berghang an der Südseite um die Aussicht zu geniessen!

Und nach einer kurzen Passage kam der erste Blick ins Rheintal mit tatsächlich einer wunderschönen Aussicht: zuerst nach Südosten in Richtung von Emmerich über Äcker und Wiesen mit in der Ferne der auffällig roten Hängebrücke über den Rhein. Bei Emmerich ist der Rhein am breitesten: die eigentliche Spannbreite der Brücke beträgt 500 Meter, aber die komplette Brücke mit Widerlagern hat eine Länge von 803 Metern…! Am 15. Januar war die Sonne, die im Anfang so angenehm geschienen hatte, mittlerweile verschwunden und war die Sicht leider nicht grossartig, aber das Panorama war unvermindert eindrucksvoll.

Am 22. Januar war das Wetter richtig bewölkt, aber auch dann hatte die Aussicht noch immer reichlich Charme…

An den weiterhin noch kahlen Hängen des Eltenberges gab es jedoch schon die ersten blühenden Pflanzen: grosse Felder mit Gewöhnlichen Schneeglöckchen überdeckten den Hang – die weissen „Glöckchen“ ragten stolz in die Höhe. Auch erschienen schon die ersten zartgrünen Blätter des Gefleckten Aronstabes (Arum maculatum) am Boden. Eine verwandte Art ist der als Zierpflanze aus dem Mittelmeerraum importierte Italienische Aronstab (Arum italicum): die dunkelgrünen Blätter mit der auffallenden weissen Blattaderung waren auch an vielen Stellen schon an die Oberfläche getreten. Diese Varietät war im Anfang vor allem angepflanzt worden bei Gütern und Landhäusern („Stinsenpflanzen“), aber sie ist mittlerweile verwildert. Es wird noch eine Weile dauern bevor diese Aronstäbe blühen: sobald die Fruchtsetzung stattgefunden hat, wird das Blatt verschwinden und bleiben die nackten Fruchtstände mit den auffallenden orangenroten Beeren übrig.
- Auf dem Eltenberg bei Hochelten (D): Mitte Januar blühen am Südhang schon die ersten Schneeglöckchen
- Auf dem Eltenberg bei Hochelten (D): die ersten Blätter des Gefleckten Aronstabes (Arum maculatum) erscheinen schon aus dem Boden
- Auf dem Eltenberg in Hochelten (D): der Italienische Aronstab (Arum italicum) fällt wegen seiner dunkelgrünen Blätter mit der weissen Blattaderung sehr auf
Ich ging von Aussichtplateau zu Aussichtplateau, aber ich hatte auch eine schöne Sicht auf die Südseite der St. Vituskirche.

Auf dem Wanderweg an der Südseite des Eltenberges steht auf einer hartsteinernen Stele eine stilisierte Statuette aus weissem Zement einer Dame in Habit die gerade steht, mit den Handflächen gegen einander – vielleicht eine der Äbtissinnen? Sie schaut mit einem devoten Blick vor sich hin. Wohin schaut sie und was sieht sie – das Gleiche wie wir heute? Oder ist ihr Blick doch nach innen gekehrt? Die Kirche im Hintergrund scheint sie zu schützen.
- Auf dem Eltenberg bei Hochelten (D): weisse Statuette auf einem hartsteinernen Sockel einer devoten Dame, vielleicht einer der damaligen Äbtissinnen
- Auf dem Eltenberg bei Hochelten (D): Close-Up der weissen Statuette, das Gesicht, einer devoten Dame die auf einem hartsteinernen Sockel steht
Ein nächstes schönes Panorama erschien: die Aussicht in Richtung von Kleve an der anderen Seite des Flusses. Auch jetzt hatte die Sonne sich versteckt hinter dunklen Wolken, wodurch ein besonderes Spiel von Licht und Schatten entstand. Trotzdem lohnte sich der Blick ins Rheintal sehr! Das war am 15. Januar, aber eine Woche später, am 22. Januar, war die Tiefe leider ganz aus dem Panorama verschwunden…

In der Nähe dieses Aussichtsplateaus steht ein Kunstwerk aus Granit, Stein Tor genannt. Es ist entworfen worden vom aus dem benachbarten Kalkar am linken Rheinufer stammenden Künstler Christoph Wilmsen-Wiegmann (*1956). Die zwei überdimensionierten Granitsäulen betonen die Sichtachse vom Eltenberg nach Kleve. Über dieses Kunstwerk schreibt er auf seiner Webseite dass er schon seit 1989 mit der Idee gespielt hat um eine bildhauerische Verbindung zwischen den Eisrandlagen des Eltenberges nördlich des Rheins und bei Kleve südlich des Rheins zu kreieren. Schlussendlich ist das Kunstwerk im Millenniumjahr 2000 errichtet und enthüllt worden. Dieser Künstler ist ganz fasziniert von der Arbeit mit Stein. Als ich in April 2022 in Rees war, hatte ich auch ein grosses Kunstwerk aus Granit gesehen von seiner Hand, das seit 1991 am Marktplatz liegt: dieser bearbeitete Felsbrocken aus Sardinien wiegt 21 Tonnen und ist 3,6 bei 2,6 Meter gross und 1,1 Meter hoch!
Steht man an der Südseite des Kunstwerkes dann fällt der Blick durch die Öffnung zwischen den zwei Säulen auf den hoch aufragenden Turm der St. Vituskirche – die Oberfläche der zwei Säulen ist glattpoliert. Steht man an der Nordseite, dann wird der Blick tatsächlich durch die Öffnung zwischen den zwei, an dieser Seite unpoliert gelassen Säulen nach Süden, über das niedrige Gebiet und den Rhein, nach Kleve in der Ferne gezogen!
- Auf dem Eltenberg in Hochelten (D): das aus zwei graniten Säulen bestehende Kunstwerk „Stein Tor“ des deutschen Künstlers Christoph Wilmsen-Wiegmann (*1956) vom Süden gesehen
- Auf dem Eltenberg in Hochelten (D): das aus zwei graniten Säulen bestehende Kunstwerk „Stein Tor“ des deutschen Künstlers Christoph Wilmsen-Wiegmann (*1956) vom Norden gesehen
Eine weitere Besonderheit in Hochelten ist der „Drususbrunnen“. Lange Zeit hat man gedacht dass der Brunnen gegraben worden war im Auftrag des römischen Feldherrn Drusus der während des 1. Jahrhunderts nach Chr. den nördlichen „Limes“, die Grenze des Römische Reiches entlang dem Rhein, beherrschte, aber Archäologen haben auf dem Eltenberg keine Spuren von römischer Anwesenheit nachweisen können. Deshalb ist man heutzutage der Meinung dass das Ausgraben dieses Brunnens zurück zu führen ist auf die Gründung des Damenstiftes St. Vitus in der Mitte des 10. Jahrhunderts. Man hat bis zu 57 Meter tief graben müssen um zum ersten Mal ans Wasser zu gelangen….! Erst 1846 hat man entschieden um den Brunnen gegen die Wettereinflüsse zu schützen: ein kleines Gebäude mit Wänden aus groben Steinen ist über den Brunnen gebaut worden. 1931 wurde Hochelten an die Trinkwasserversorgung angeschlossen – bis an jener Zeit war der Drususbrunnen die einzige Möglichkeit um Wasser zu bekommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als auch Hochelten schwer beschädigt wurde, hat man 1950 das Gebäude im selben Stil wieder aufgebaut. Der Drususbrunnen. Der Brunnen ist neben der St. Vituskirche und dem Pfannkuchen-Gasthaus eine der wichtigsten touristischen Attraktionen, jeweils in der Sommersaison – jetzt war das Gebäude geschlossen…

Anschliessend ging ich zur St. Vituskirche, schon um mal für einen Moment aus dem immer kräftiger wehenden Wind zu sein… Das Zugangstor zur Kirche ist beeindruckend: oberhalb des Tores hängen ein reichlich dekoriertes Familienwappen und ein im Hartstein gemeisselter Text, worin angegeben wird dass 1670 die damalige Äbtissin Maria Sophia Gräfin von Salm und Reiffenscheidt aus ihren eigenen Mitteln die im Achtzigjährigen Krieg zerstörten Kirche wieder aufbauen liess.
- Auf dem Eltenberg in Hochelten (D): das Zugangstor zur St. Vituskirche mit Familienwappen und lobendem Text die 1670 wiedererbaut worden war nach den Zerstörungen während des 80-jährigen Krieges
- Hochelten (D): Detail des Zugangstors zur St. Vituskirche mit Familienwappen und Text dass die Kirche 1670 wiederaufgebaut wurde auf Kosten der damaligen Abdis Gräfin von Salm und Reiffenscheidt
In der Kirche herrschte eine schöne Stille, die betont wurde vom Rattlern des Windes an Türen und Fenstern. Im Eingangsbereich hingen Überblicke der Kirche durch die Jahrhunderte. Die zwei Fotos der Kirche nach dem zerstörerischen Angriff von kanadischen Soldaten in April 1945 zeigten ein dramatisches und desolates Bild. Das Dach des Schiffes war verschwunden: zwischen den Stützbalken hindurch war der Himmel sichtbar. Vom grossen Kirchturm war der südliche Teil ganz weggefegt worden…

Die Kriegsschäden an der St. Vituskirche wurden zwischen 1950 und 1967 repariert und die restaurierte Kirche wurde während der Festlichkeiten um das 1000-jährige Bestehen 1967 feierlich wiedereröffnet. In der Kirche hängt heute auch eine Gedenktafel aus Marmor mit dem gemeisselten Text mit einer Dankbezeichnung:
„Nach der III. Zerstörung in April 1945 wurde in Zusammenarbeit mit dem Bistum Münster, dem Landeskonservator Rheinland und der Monumentenzorg in Utrecht das historische Bauwerk in den Jahren 1950 – 1967 wiederaufgebaut. Den Anstoss zu diesen Arbeiten hat Dr. J.H. van Heek in dankenswerter Weise durch persönlichen Einsatz und durch finanzielle Hilfe gegeben“.

Die Kirche was heute wunderschön und seren. Der Lichteinfall war schön. Die Kirche ist dem Hl. St. Vitus gewidmet, einem christlichen Märtyrer aus dem dritten Jahrhundert nach Chr. Er stammte aus Sizilien und bekehrte sich schon in seinen jungen Jahren zum Christentum. Der heidnische römische Kaiser Diokletian (244 – 311 na Chr.) war damals an der Macht. Obwohl Kaiser Diokletian gelobt wurde für seine grossen organisatorischen Talente, entfesselte er schon brutale Christenverfolgungen. Auch Vitus fiel daran zum Opfer: der Kaiser hatte ihn nach Rome geladen um seinen geisteskrank gewordenen Sohn zu heilen. Obwohl das Vitus gelang, wurde er in einen Löwengraben geworfen, weil er sich nicht bekehren wollte zum Heidentum. Der Legende nach taten die Löwen ihm nichts, im Gegenteil: sie legten sich vor ihm nieder und leckten seine Füsse. Darum wird St. Vitus oft mit einem Löwen an seinen Füssen abgebildet. Schlussendlich ist Vitus gestorben durch Eintauchung in ein Fass mit siedendem Öl – so wird er auch oft abgebildet. Hier in der St. Vituskirche in Hochelten stehen zwei Abbildungen von ihn in Nischen. Die eine ist eine ikonenartige Tafel mit einer etwas primitiven Wiedergabe des Heiligen in einer weissen Tunika mit kurzen Ärmeln und mit einer grossen Aureole um dem Kopf. Er hält ein grossen Palmenblatt in der Hand. Ein etwas frech schauender Löwe liegt ruhig an seinen Füssen. In der Nische daneben steht eine Statue die mehr aussieht wie eine klassische Heiligenstatue: St. Vitus trägt ein zierliches Gewand in Himmelsblau und einen rotbrauen Mantel. Er schaut den Betrachter nicht an, aber die Kraft geht aus von seiner rechten Hand die er aufhebt, während er das Palmenblatt in der linken Hand hält. Der Löwe an seinen Füssen schaut uns schon an – er hat seine Pfoten mit Krallen über einander gefaltet.
- Hochelten (D): in der St. Vituskirche steht ein Bildnis wie eine Ikone des Hl. St. Vitus mit einem Palmzweig in der Hand und einem Löwen an seinen Füssen
- Hochelten (D): in der St. Vituskirche steht eine klassische Heiligenstatue des Hl. St. Vitus mit einem Palmzweig in der Hand und einem Löwen an seinen Füssen
Weil die St. Vituskirche schon so viele Jahrhunderte auf dem Eltenberg gestanden hat, sind grosse Kirchenschätze gesammelt worden. Als man Pläne entworfen hat für den Wiederaufbau der Kirche wollte man zuerst am Südflügel ein Raum einrichten um die Kunstschätze zur Schau zu stellen, aber man hat schlussendlich entschieden um die Wertschätze nach Emmerich zu überbringen und aus zu stellen im Schatzkammer zusammen mit den Kirchenschätzen der dortigen St. Martinuskirche. An der Wand hängt schon eine grosse Informationstafel mit einem Überblick dieser Schätze.

Wie schon angegeben führt die Geschichte des Eltenberges weit zurück ins frühe Mittelalter. Um 967 wurde auf dem Eltenberg von Grafen Wilchnam von Gent, Mitglied einer Familie aus dem hohen Adel, einen Damenstift gegründet, den Vitusstift für hochadlige Jungfern und Damen. Seine Tochter Liutgard von Elten wurde die erste Äbtissin des Stiftes Elten. Im Laufe der Jahrhunderte ist der Stift in verschiedenen Gebäuden untergebracht worden. Heutzutage sind nur noch zwei davon übrig: zwei weiss verputzte Gebäude aus 1667. Sie bilden an der Westseite die Abgrenzung des Gipfels des Eltenberges. Das meist südliche der zwei Gebäude ist am meisten geschmückt mit einem Staffelgiebel und dekorativen Lüken. An der Fassade bilden die schmiedeeisernen Maueranker die Buchstaben und Ziffer „AO 1667“, aber darunter auch „ASFZECZEGZSYR“: der Informationstafel nach ist es ein Kürzel für „Anna Salome Fürstin Zu Essen Cüsterin Zu Elten Gräfin Zu Salm V (= en) Reifferscheidt“, die Äbtissin die lebte von 1922 bis 1688. Hier lebten bis 1811 die Gräfinnen und die Äbtissinnen. In jenem Jahr führte Napoleon die Säkularisierung durch.

Das nördliche Gebäude mit dem dunklen Ziegeldach ist wahrscheinlich erbaut worden von der jüngeren Schwester von Anna Salome: von Maria Franciska I (1634-1708). Die Maueranker bilden mit den Buchstaben den Text: „MFZMBDZEPZV“, das steht für „Maria Franziska Zu Manderscheid Blankenheim Dechantin Zu Elten Pröpstin Zu Vreden“. Das anlehnende kleinere Gebäude wurde auch von Äbtissinnen bewohnt.

Von diesem Punkt verfolgte ich meine Rundwanderung und ging den Eltenberg hinunter über einen Weg, Am Englischen Hügel, zwischen grünen Wiesen und einem Wald mit alten Eichen in Richtung von Elten. In der Ferne fiel Sonnenlicht auf die Felder am anderen Ufer des Rheins.

Unten am Eltenberg hatte ich an beiden Tagen die Wahl um an der Nordseite der Eisenbahn zu blieben und zurück zu kehren zur Dorfmitte und von dort zum Bahnhof, was ich am 22. Januar auch getan habe. Am 15. Januar dahingegen sah das Wetter so gut aus, dass ich die Möglichkeit wählte um den stark befahrenen Weg und die Eisenbahnlinie zu überqueren. Ich möchte auch nochmals zum Rhein bei Tolkamer hinüber gehen um den hohen Wasserpegel an zu schauen. Entlang der Eisenbahntrasse sah ich den Stumpf der „Wittenhorst-Mühle“: ein Bergholländer aus 1815 der 1920 ausser Betrieb gestellt worden ist. Die Mühlenhaube und die Flügel waren schon lange verschwunden. Welch ein Unterschied mit der Gerritzen-Mühle an der Nordwestseite des Eltenberges! Trotz des Zustandes der Konstruktion hat der Mühlenstumpf seit 1986 den Status eines geschützten Denkmals; das ziemlich heruntergekommene Bauwerk hat angeblich noch eine Funktion als Vereinshaus…

Auf meinem Weg entlang der Eisennbahnlinie weiter nach Westen bekam ich eine schöne Übersicht der St. Martinuskirche in Elten – der Wolkenhimmel sah etwa bedrohlich aus…

Es dauerte deshalb auch nicht lange ob ein wunderschöner Regenbogen erschien am westlichen Himmel – der erste dieses Jahres! Der dazugehörende Regen der mich später überholte zeigte sich nicht so schlimm.

Von diesem Punkt erreichte ich wieder ein für mich bekanntes Gelände: das niedrige und nasse Land zwischen Spijk und Lobith am Rheindeich und Elten im Norden. Ich überquerte erneut den hier mäandernden Fluss Die Wild – der Eltenberg ragte hoch auf am Horizont. In einer Wiese sah ich einen Storch und wohl 13 Silberreiher stehen die beschäftigt waren bei der Suche nach Beute: Mäuse, Frösche uns. Irgendwo bog der Pfad nach Osten ab – die Andeutung mit Holzschuhen der Rundwanderung Klompenpad „Rijnweidepad“ der ich das letzte Mal gefolgt hatte zeigte in jene Richtung. An jenem Moment hatte ich nicht viel Lust um den Umweg zu gehen: der Pfad der geradeaus ging, sollte mich auch schon zum Rhein führen, dachte ich. De Landschaft war nasser und wilder als in der Nähe der offiziellen Wanderroute entlang dem Naturschutzgebiet „De Moiedjes“. Ich passierte einige alte Tongruben die mittlerweile ziemlich verlandet waren. Der Himmel war auch wieder blau mit kleinen Wolken – beschützt vor dem Wind war es angenehm…

Nach einem engen Durchgang bei einem kleinen Tor für Fussgänger und einer Überquerung einer kleinen Schleuse erreichte ich das Sandabbaugelände das zum Entwicklungsprojekt „Recreatie- en Natuurpark Carvium Novum“ gehört. Es handelt sich hier um Sandabbau in Zusammenhang mit er Entwicklung von neuer Natur und (im Zukunft) einem Themenpark über die Geschichte der Römer in dieser Gegend: also eine Win-win-Strategie. Auf der Webseite steht dass die Gemeinde im Anfang dieses Jahrhunderts den Plan hatte um ein 65 Hektar grosses Gelände am Eltenseweg nördlich von Lobith anders ein zu richten. Die Pläne bestanden aus einerseits Sandabbau im Gebiet und andererseits aus der Entwicklung einer neuen wirtschaftlichen Funktion. Das Letztere sollte ein Gesamtplan sein von Erholungsbestimmungen: ein Spielpark mit einem römischen Thema, Gastwirtschaft und Übernachtungsmöglichkeiten, eingebettet in einer natürlichen und wasserreichen Umgebung. Beim letzten Mal waren manche der Arbeiten schon vollendet, wie ein neuer Radweg an der Ostseite der entstandenen Wasserfläche und die Entwicklung von Schilfgürteln. Auch ein Aussichtturm, ein Replikat einer Redoute, eines Verteidigungswerk aus dem 18. Jahrhundert, war realisiert worden. An der Südseite des Teiches. Bei Lobith, waren damals und auch noch heute die Arbeiten voll im Gang. Ich sah den Pfad nach Lobith den ich das letzte Mal gewählt hatte in der Ferne liegen, aber um den Weg zu erreichen sollte ich zuerst einen grossen Umweg machen… Also ging ich ein Risiko ein durch gleich nach Süden ab zu biegen und über breite, gepflasterte Arbeitswege zu gehen, die überdeckt waren von Ton und stäubendem Sand. Je weiter ich lief entlang den tiefen Tondeponien und den hohen Sandhaufen wo schwere Bagger an den Wegrändern standen desto nervöser ich bekam: was wäre wenn ich im Kürzen fast beim Deich angelangt war und dort zurückgehalten wurde von geschlossenen Werktoren? Ich hatte jedoch gesehen dass ganz in der Ferne andere Leute dort gegangen waren! Ich hatte Glück: irgendwo am Ende gab es einen schmalen Fussweg der auf die öffentliche Strasse auskam…

Nach einer halben Stunde über mittlerweile bekannte Wanderwege und schmale Fusswege kam ich in Tolkamer an und ging zur Wasserkante: der Wasserpegel sollte heute den Höchststand erreichen. Es war nicht so schlimm: das digitale Display von „Rijkswaterstaat“ zeigte einen Pegel von 11,9 Metern oberhalb von Normalpegelstand (NAP). Es war beruhigend um am Rheinufer zu stehen und die passierenden Schiffe zu sehen und zu merken wie speziell der Lichteinfall an diesem Nachmittag in Januar gegen 14.30 Uhr war. Der hohe Wasserpegel schien die Schifffahrt nicht zu hindern.

Mit dem Gegenlicht war das Schild mit Rheinkilometer 862 am linken Ufer kaum lesbar, aber die Eisrandlage bei Kleve stach wie eine dunkele Linie ab gegen die von der Sonne beleuchteten Wolkenreihen.

Ich war zufrieden mit diesem Teil meiner Wanderung und ich schaute mal auf den Fahrplan um zu sehen wie spät es einen Bus von Tolkamer nach Arnhem geben sollte. Es fand sich heraus dass am Sonntag kein einziger Bus fuhr in dieser Regionen, ausser eines Regiotaxis der mindestens eine Stunde vorher reserviert werden sollte. Es gab also keine andere Möglichkeit um zu Fuss die fünf Kilometer von Tolkamer nach Elten zu gehen und von dort mit dem Zug weiter zu reisen. Der einzige Vorteil war dass ich Rückenwind hatte! Ich ging mit kräftigem Schritt voran entlang der Wasserfläche die später zum Erholungsgebiet mit römischem Touch entwickelt werden soll. Als ich in Lobith ankam fing es an zu regnen. Aber davon spürte ich nicht viel: ich hatte auch den Regen im Rücken… Ich hatte auch eine klare Bake: den Kirchturm der St. Martinuskirche in Elten. Es gab eben Schaumkämme auf dem Wasser des Erholungsteiches wegen des kräftigen Windes!

Als ich fast an die Grenze kam hörte der Regen auf und brach die Sonne wieder durch. Das gab einen wunderschönen und fast mystischen Lichteinfall auf eine grosse Weide in einer Wiese. Die hängenden Äste bekamen dadurch eine goldene Glut: die Knospen waren in dieser Zeit des Jahres schon ein wenig in Entwicklung. Wie ein Versprechen vom kommenden Frühling… Dieses Bild war wie ein Geschenk zur Abschliessung eines schönen Wandertages.

Ich erreichte den Bahnhof rechtseitig für den Zug nach Arnhem und ich habe noch lange die Erinnerungen genossen an dieses besonderes Gebiet an der Grenze zwischen den Niederlanden und Deutschland, mit dem Rhein als Verbindung!