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20. Januar 2021
Winterwanderung ganz in der Nähe: in grünen Parkanlagen mit Wasserfällen!
Hierunter folgt ein Bericht über den St. Jansbeek Bach von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein – in jedem Fall bis am Moment wo der Bach unter dem Eisenbahndamm zur Innenstadt verschwindet. Es ist eine bewusste Wahl: ich habe gemerkt dass es wirklich zwei Welte gibt: zuerst fliesst der St. Jansbeek Bach in den Pärken durch eine grüne Landschaft, aber nachher durch eine komplett andere Umgebung: dies ist der Teil in der Stadt mit Gebäuden aus vielen Jahrhunderten und mit einer Geschichte von Krieg und Wiederaufbau, bis zum Rhein, mit auch dort wieder einem Wasserfall.
Der Sint Jansbeek Bach fliesst heutzutage durch zwei Stadtpärke, Park Zijpendaal und Park Sonsbeek. Im Nordwesten grenzte das ehemalige Gut Gulden Bodem an diese Pärke, voneinander getrennt vom kurvenreichen Zijpendaalseweg. „Gulden bodem“ verweist auf den Bodentyp der nicht nur in Südlimburg vorkommt, aber auch hier am Rande der Veluwe, nämlich Löss. Dieser Park hat schon Hügel, aber selbst keine Bäche. Jedoch tritt aus diesem Park auch Wasser aus: im nordwestlichen Teil des Parks Zijpendaal. Insgesamt nehmen die drei Pärke 200 Hektaren in Beschlag.
Durch die zwei Pärke führen viele längere und kürzere Wanderwege – und nicht nur der Fernwanderweg, der Maarten van Rossumpad Weg (Etappe 10: Oosterbeek nach Rozendaal, 15,6 Km – der ganze Weg führt von ’s-Hertogenbosch in der Provinz Nord-Brabant nach Steenwijk in der Provinz Overijssel) oder der Anfang des Veluwe Zwerfpad Wanderweges (vom Arnhem Hauptbahnhof). Einige weitere Wanderrouten werden angegeben auf der Webseite (nur auf Niederländisch) des Naturzentrums Arnhem, im weissen Gebäude „Molenplaats“ am Zijpendaalseweg, u.a. die Sint Jansbeek Wandeling (St. Jansbeek Bach Wanderung) von 9 Kilometern durch die Pärke Sonsbeek und Zijpendaal, die Janssingels zum Rhein und die Bergwandeling ( Bergwanderung) von 11 Kilometern über die Gipfel verschiedener „Berge“ in und ausserhalb den Pärken. Auch das IVN (Instituut voor Natuureducatie, Institut für Naturerziehung), Abteilung Arnhem hat mehrere Wanderungen über die Landgüter kreiert, u.a. durch den Park Zijpendaal und den Park Sonsbeek, wobei vor allem die Flora (meistens Bäume) und Fauna betont werden, aber wobei auch vieles Wissenswertes über die Geschichte und die Gebäude aufgenommen worden ist. Einfach durch die Parkanlagen streifen geht natürlich auch – für mich viele Stunden voller Wanderfreude!

Über die Sickerquelle des St. Jansbeek Baches ragt der Bicksberg auf – er wird auch schon der Schuttersberg (Schützenberg) genannt. Hier ist der höchste Punkt im Park Zijpendal – 68 Meter. Von den höheren Hügeln des Veluwemassivs, aber auch aus dem Bicksberg tritt Wasser aus, oft in kleinen Mengen. Das Wasser sickert („sijpelen“ auf Niederländisch) hier aus dem niedriger gelegenen Boden – das Sickern hat auch zum Namen dieses Gutes geführt: Zijpendaal, in richtigem Arnhem-Akzent ausgesprochen wie „Sie-pen-daal“…



Der St. Jansbeek Bach ist ursprünglich ein natürlicher Bach, aber der Mensch hat ihm ein wenig nachgeholfen durch das Ausgraben des Grundwasseraustritts der sich etwas nördlicher vom heutigen Huis Zijpendaal im Boden befindet. Hiermit konnte der Bach viel Wasser führen. Diese Wasser konnte man gut anwenden um Wassermühlen an zu treiben für das Mahlen von Getreide, die Herstellung von Papier aus Lumpen, das Pressen von Öl aus Ölsaaten. Lange bevor die Landschaftspärke in diesem Teil von Arnhem zustande kamen gab es hier ein richtiges „Industriegelände“ mit wohl sieben Wassermühlen bis an der Stelle wo heute die Eisenbahntrasse verläuft – und wo bis 1830 der Stadtgraben war! Das war nur möglich durch das geschickte Ausnutzen des Gefälles zwischen der Sickerquelle bei Huis Zijpendaal und dem damaligen Stadtgraben das schlussendlich 35 Meter beträgt. Von diesem „Wassermühlenpark“ sind heutzutage noch zwei Mühlen übrig: die Begijnemolen („Beginemühle“) oder St. Agnietenmolen („St. Agnetenmühle“) und die Weisse Mühle, beide am Zijpendaalseweg, in de Nähe der Stadt – worüber später mehr.
Die Sickerquelle sieht eher wenig spektakulär aus: in einem kleinen Tal in einem alten Buchenwald der gegen den Bicksberg wächst liegt ein kleiner Pfuhl mit hölzerner Ufersicherung, von wo ein schmaler Wasserstrom nach Süden fliesst. Der Wasserstrom mündet in einen grossen Teich um dem Huis Zijpendaal: umsäumt von grossen Rhododendren am Ufer und vielem jetzt gelblichen Schilf. Die Bäume und das Haus spiegeln sich im ruhigen Wasser – von rasch fliessendem Wasser ist hier bestimmt noch nicht die Rede!
- Arnhem: Blick nach Süden auf die Hauptsickerquelle des St. Jansbeek Baches im Park Zijpendaal
- Arnhem: Blick auf den Bicksberg im Park Zijpendaal mit im Vordergrund eine der Sickerquellen des St. Jansbeek Baches
- Arnhem: Schilf wächst am Anfang des St. Jansbeek Baches im Park Zijpendaal nah an der Sickerquelle
- Arnhem: Blick auf den Anfang des St. Jansbeek Baches über den Teich bei Huis Zijpendaal im Park Zijpendaal
Nicht als “Zijpendaal”, sondern als “De Zijp” wird das Haus 1643 erwähnt, als es in Besitz gelangte eines Herrns Laurens Schwanswijck. Ein Jahrhundert später (1743) erwarb Hendrik Willem Brantsen, Gemeindesekretär von Arnhem das Haus. Das ursprünglich Huis Zijpendaal ist gebaut worden in Auftrag dieser Regentenfamilie aus Arnhem um 1762–1764 und lag praktisch an gleicher Stelle als das heutige Haus. 1883–1884 wurde es vom berühmten niederländischen Architekten Pierre Cuypers umgestaltet und mit einem Turm ausgestattet. Diese Familie hat das Haus bewohnt bis 1926. 1930 erwarb die Gemeinde es. Seit 1975 ist hier der Hauptsitz der Stichting Het Geldersch Landschap und der Stichting Vrienden der Geldersche Kasteelen: die zwei Stiftungen zum Schutz von Landschaften und Schlössern arbeiten zusammen unter den Namen Geldersch Landschap & Kasteelen. Das Obergeschoss ist eingerichtet worden als Museum: die Gemächer sind noch immer eingerichtet wie damals im 19. Jahrhundert…
Das ursprüngliche Haus aus 1650 war umringt von Zier- und Gemüsegärten. 1720 wurden Grasparterres angelegt mit kleinen Wasserfällen und Brunnen. Dazu wurden die Höhenunterschiede und der von den Sickerquelle gespeiste Wassersstrom ausgenutzt. Die Gärten und der Park sind eine schöne Kombination des formellen „französischen Stils“ und des romantischen „englischen Landschaftsstils“. Etwa ein Jahrhundert später führte der Gartenarchitekt Johan Philip Posth (1763–1831) Änderungen im Landschaftsstil durch. Er entwarf den schlingernden Teich um das Haus und den Rasen mit Baumgruppen und Pfaden. 1863 erreichte der deutsche Landschaftsarchitekt Carl Eduard Adolph Petzold (1815–1891) eine ausserordentlich schöne Raumwirkung in den Gärten.
- Arnhem: Vorderansicht des Hauses Zijpendaal, teils Museum, teils Büros, im gleichnamigen Park
- Arnhem: Sonnenlicht fällt auf das Mansardendach von Huis Zijpendaal im gleichnamigen Park
An der Nordseite des Parks Zijpendaal steht ein elegantes weiss-verputztes Haus mit dem schönen Namen „Casa Bianca“, das ziemlich kontrastiert mit dem Huis Zijpendaal und den weiteren Gebäuden in der Umgebung. Es ist im 19. Jahrhundert gebaut worden als Dienstwohnung für den Betreuer des Federviehs (auf Niederländisch „pluimgraaf“ genannt) der damaligen Besitzerin, der Familie Brantsen. Der Beruf „pluimgraaf“ stammt aus dem feudalen Zeitalter und war hochplatzierten Personen vorbehalten. Der „pluimgraaf“ war beauftragt mit der Aufsicht über das feudalen Federviehrecht und dessen Handhabung. Dazu gehörte das Recht Schwäne und Tauben zu halten: ohne seine Einstimmung war es niemandem im Revier erlaubt Federvieh zu halten. Vom 18. Jahrhundert wurde die Benennung auch verwendet für weniger hochangesehene Betreuer des Geflügel eines Landsitzes, wie hier auf Zijpendaal.
Ein anderes markantes Gebäude ist das „Gouverneurshuisje“, etwas südlicher vom Huis Zijpendaal: es liegt idyllisch an der oberen Seite eines schmalen Teichs der an beiden Seiten von Buchenalleen umsäumt ist. In dieser „Wohnung des Lehrers“ bekamen die Kinder der Familie Brantsen Unterricht. Mit so einer Aussicht sollte für die Kinder die Verlockung um häufig aus dem Fenster zu schauen statt in die Bücher ganz gross gewesen sein… – eben mit etwas weniger schönem Wetter!
- Arnhem: die weiss verputzte Dienstwohnung „Casa Bianca“ im Norden des Parks Zijpendaal
- Arnhem: in der Nähe vom Huis Zijpendaal steht das „Gouverneurshuisje“, ursprünglich das Schulgebäude für die Kinder der Besitzer

Eine Besonderheit im Park Zijpendaal sind die drei „Terrassen“ im Gelände nördlich des Teichs beim Gouverneurshuisje. Diese sind in den (oder aus dem) Hang gegraben worden und zuerst mit Gras eingesät, aber später mit Buchen eingepflanzt worden. Sie datieren aus dem 18. Jahrhundert und sind auch nach der Anlage des Landschaftsparks im 19. Jahrhundert schön in die Umgebung integrieret worden. Auf einer Informationstafel steht eine Zeichnung aus dem berühmten Buch aus 1713, „Théorie et la pratique du jardinage“, geschrieben von Antoine-Joseph Dézallier d’Argenville (1680–1765), der nicht nur ein hochrangiger Funktionar am französischen Hof war, aber auch ein Expert im Bereich den wir heutzutage „Landschaftsarchitektur“ nennen würden: er war der erste der Gartenanlage und Gartenpflege wissenschaftlicher betrachtete. Diese Zeichnung gibt Anweisungen über die Art und Weise wie „Terrassen“ angelegt werden sollten – vielleicht haben die Besitzer aus dem 18. Jahrhundert sich hierdurch inspirieren lassen? Die Infotafel erwähnt auch dass diese „einzigartige Terrassen“ leider in schlechtem Zustand sind durch Erosion und Alter: viele Bäume sind schon tot oder sind einsturzgefährdet. Ich habe selber gesehen wie Hunde, aber vor allem auch junge Kinder, hügelauf und hügelab rannten und dadurch ihre Spuren im Boden der Terrassen hinterliessen… Die Gemeinde bemüht sich um diesem Gebiet wieder seinen alten Glanz zurück zu geben.
- Arnhem: im Park Zijpendaal sind im 18. Jahrhundert nach französischem Vorbild Terrassen in der Landschaft angelegt worden mit Buchen
- Arnhem: auf einer Infotafel im Park Zijpendaal steht ein Vorbild von Terrassenbau in Gärten von einem berühmten französischen Gartenarchitekten aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts
Auf einem Rasen zwischen dem Teich vor dem „ Gouverneurshuisje“ und dem Spiegelteich steht auf einem Sockel eine denkmalgeschützte Statuegruppe aus Marmor aus dem Ende des 18. Jahrhunderts oder dem Anfang des 19. Jahrhunderts von einem unbekannten Bildhauer. Die Gruppe stellt die griechischen Götter Asklepios, Hygieia und Telesphoros da, die jeder mit Gesundheit verbunden sind: Asklepios (auf Lateinisch: Aesculapius) ist der Gott der Heilkunst und Genesung, seine Tochter Hygieia ist die Göttin der Gesundheit und „Hygiene“ und sein jüngstes Kind, sein kleiner Sohn Telephoros, ist ein Kind-Gott ebenfalls der Heilung. Sie werden oft zusammen gestaltet und meistens auch mit einer Schlange: hier liegen zwei Schlangen an ihren Füssen. Es ist ein schöne Skulptur, die in den 1960er Jahren hier aufgestellt worden ist – vorher stand sie beim Landsitz Rhederoord (östlich von Arnhem), ebenfalls in Besitz der Familie Brantsen.

Im Gebiet zwischen dem Rasen mit der griechischen Statue und dem Zijpendaalseweg im Westen ist die Landschaft etwas wilder als im übrigen Park Zijpendaal. Auf einmal hat man eine wunderschöne Sicht über eine hüglige und hinablaufende Grasfläche auf grosse Rhododendren und die alten Bäume des Parks Sonsbeek in der Ferne: hier ist auch wieder eine Sickerquelle ausgegraben worden wovon das Wasser aus den Hügeln des Parks Gulden Bodem kommt. Hier mäandert das Wasser, rasch fliessend um Gebüsche herum, durch Grasland zu einem ruhigen kleinen Teich, worin die Äste der Bäume sich spiegeln. Dort wächst nicht nur Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus), wovon schon einige Blätter über dem Wasser ausragten, aber auch eine Pflanze mit hellgrünen Blättern die Wasserkresse ähnlich sah! Das Wasser ist klar und am Boden ist die Lössschicht sichtbar. Vom kleinen Teich fliesst dass Wasser durch einen dichten Wald in den Spiegelteich.

- Arnhem: im Park Zijpendaal fliesst westlich des Spiegelteiches ein mäandernder Bach aus einer Sickerquelle entlang Rhododendren
- Arnhem: im Park Zijpendaal wachsen noch viele Pflanzen im klarem Wasser eines Bächleins das rasch in die Richtung des Spiegelteichs fliesst
- Arnhem: im Park Zijpendaal liegt ein kleiner versteckter Teich der gespeist wird von einem Bach aus einer Sickerquelle an der Grenze mit Park Gulden Bodem
- Arnhem: im Park Zijpendaal spiegeln Äste und graue Wolken sich in einem kleinen Teich westlich des Spiegelteichs
Das Entstehen des Spiegelteichs nördlich des Grossen Teichs ist dem Stadtsekretär, Josias Harn, zu verdanken , der 1663 das Recht erwarb um das Wasser das sich in einem sumpfigen Gebiet angesammelt hatte, ab zu dämmen und dieses Moor aus zu graben zu einem Fischteich. Jener Damm war der spätere Parkweg. Der Fischteich ist derselbe als der heutige Teich nördlich des Weges.

In beiden Pärken sind auch wasserwirtschaftliche Anlagen gebaut worden, wie Belüftungsbecken im Bach um die Sauerstoffgehalt zu steigern, kleinere Wasserfälle wovon die Seiten, gleich wie bei dem Grossen Wasserfall, abgedeckt worden sind von Findlingen, und Rinnen aus Backstein die von den Hängen das Regenwasser zu den Teichen und dem St. Jansbeek Bach leiten.
Am südlichen Strassenrand des Parkwegs der gebaut ist auf dem Damm zwischen dem Spiegelteich und dem Grossen Teich steht eine moderne, niedrige gemeisselte Konstruktion, zugedeckt von einer grossen Lüke aus Edelstahl. Darunter sind zwei ausgeklügelte Wasserpumpen installiert worden, sogenannte „Wasserwidder“, wenn der eine ausfällt, nimmt der andere die Arbeit über. Ein Wasserwidder kann man beschreiben als „eine wassergetriebene, intermittierend arbeitende Pumpe. Der Widder nutzt den Druckstoss oder Staudruck-Effekt, um einen Teil des Wassers, mit dem die Pumpe angetrieben wird, auf ein höheres Niveau zu heben. Er eignet sich besonders für Pumpaufgaben in der Nähe von Fliessgewässern mit zum Betrieb ausreichendem Gefälle.“ Der Anlass für den Umstieg auf das System des Wasserwidders war Einsparung: in den 1980er Jahren wurde es zu kostenspielerisch um den Springbrunnen im Grossen Teich mit Elektrizität an zu treiben. Es ist der einzige von Wasserwiddern angetrieben Brunnen in Arnhem – und in den Niederlanden. Die Infotafel erwähnt mit Stolz dass dies ein gutes Beispiel alternativer Energie sei…
- Arnhem: im Park Sonsbeek fliesst das Wasser des St. Jansbeek Baches südlich des Grossen Wasserfalls durch eine Rinne mit rotsteinernen Belüftungsbecken
- Arnhem: im Park Sonsbeek gibt es noch mehr kleinere Wasserfälle im St. Jansbeek Bach, wie dieser stromabwärts des Grossen Wasserfalles
- Arnhem: im Park Sonsbeek gibt es viele Rinnsteine aus Backstein angelegt worden die Wasser von den Hängen zu den Teichen und dem St. Jansbeek Bach abführen

Am Damm/Parkweg hat “Die Mühle von Naberman” gestanden, eine Papiermühle die benannt ist nach dem letzten Mühler, Gerrit Naberman. 1776 ist sie vom damaligen Besitzer Brantsen abgebrochen worden, als Bürgermeister Pronck diesen Teil von Sonsbeek kaufte und die Mühle nicht haben wollte. Sie war die siebte Mühle von der Stadt her gesehen.
Baron de Smeth kaufte 1806 das Gut Sonsbeek und blieb Besitzer bis 1821. Dann verkaufte er das Gut, die Gelderse Molen Mühle inklusive, für 210.000 Gulden an H.J.C.J. Baron van Heeckeren. Dieser Hendrik Baron van Heeckeren hatte gleich angefangen den Park zu transformieren in Landschaftsstil. Der Ertwurf ist oft dem Landschaftarchitekten J.D. Zocher jr. (1791-1870) zugeschrieben worden, aber heutzutage ist man der Meinung dass der Baron Experte aus Arnhem mit dem Entwurf beauftragt hat. Als am Ende des 19. Jahrhundert der letzte Baron nicht mehr in der Lage war um das Gut zu finanzieren (böse Zungen behaupteten dass er sich wohl zu ausgiebig ausgetobt hatte in Paris…) und ein Teil seines Guts an der Ostseite verkaufte (wo nicht lange nachher drei schicke Viertel entstanden, Transvaal-Viertel, St. Marten und Sonsbeek-Quartier), hat die Gemeinde Arnhem 1899 den Park gekauft für eine Summe von 1,1 Millionen Gulden – die Hälfte des Jahresbudgets! Für diesen Kauf ist Ir. J.W.C. Tellegen, Haupt des Bauamtes ist von grosser Bedeutung gewesen: er hatte mit Leidwesen zugesehen wie Landsitze in Teilen verkauft wurden an Projektentwicklern für Wohnungsbau und wollte das für Sonsbeek verhindern – darüber wird Näheres folgen. Die Gemeinde hat das Gut gleich zugänglich gemacht für alle Einwohner von Arnhem. Und das ist heutzutage immer noch der Fall! Park Sonsbeek ist eine denkmalgeschützte Stadtansicht und hat 1963 als erster Park den Status von Rijksmonument (Nationaldenkmal) bekommen.
Im grossen Teich liegt eine mit hohen Bäumen überwachsene Insel. Als Baron de Smeth 1806 das Gebiet um den St. Jansbeek Bach südlich des Dammes mit dem Parkweg ausgraben liess um den Grossen Teich zu gestalten, wurden an einer bestimmten Stelle noch Überreste von Mauern aufgefunden des Jagdschlosses aus dem 16. Jahrhundert das Karl von Gelre gehört hatte, das „Gulden Spijker“! Damals hat man jenen Teil des Geländes nicht abgegraben. Das provinzielle Archiv hat in seiner Kollektion eine Zeichnung (aus 1915) wie das Gebiet und die Überbauung rund 1555 ausgesehen haben. Jetzt ist die Insel ein Zufluchtsort für viele Vögel: viele Graureiher haben ihre Neste in den Bäumen – im klaren Wasser des Teiches schwimmen genügend Fische.
Vom Ufer des Grossen Teichs an der Seite der Stadt hat man einen schönen Fernblick auf das „Gouverneurshuisje“ und eben auf die Statuengruppe der griechischen Götter. Der alte Bauernhof an der nordöstlichen Abzweigung des Teichs – die von einer weiteren Sickerquelle gespeist wird – ist heute eine Brasserie mit einer angenehmen, sonnigen Terrasse und einem Steg im Teich wo im Sommer musiziert wird. Nicht während der Wintermonate: das Winterlicht ist jedoch schön, auch wenn eine dünne Eisschicht auf dem Wasser liegt…


An der Südseite des Grossen Teichs steht eine grosse halbrunde Sitzbank aus gemeisselten Backsteinen mit einer Sitzung und einem Rückenlehnen aus Hartholz und mit einem Rand aus Hartstein. Am einen Ende ist ein Relief aus Hartstein mit dem Text „Ter herinnering aan Ir. J.W.C. Tellegen Directeur Gemeentewerken 1890-1901“ (Zur Erinnerung an Ir. J.W.C. Tellegen, Direktor Bauamt 1890-1901). Am anderen Ende ist eine runde Säule mit einem gebildhauerten stilisierten Hirsch. Diese Reliefs sind vom aus Arnhem stammenden Bildhauer Gijs Jacobs van den Hof (1889–1965), von wem es mehrere Bildhauwerke in Arnhem gibt. Diese „Tellegenbank“ ist eine Ehrung für Ir. J.W.C. Tellegen (1859–1921), Direktor des Bauamts. Er wird betrachtet als wichtige Schlüsselfigur in der Sanierung von Volksvierteln in Arnhem (u.a. das Viertel Klarendal, nördlich der Eisenbahnlinie), aber bestimmt auch als Retter des Parks Sonsbeek: er hat die Gemeinde Arnhem davon überzeugt um den Park zu kaufen (für 1,1 Millionen Gulden, wie gesagt ungefähr die Hälfte des Jahrbudgets von Arnhem) um zu verhindern dass der Park in Besitz von Bodenspekulanten geraten würde. Die Tellegenbank ist entworfen worden vom Gemeinde-Architekten von Arnhem und Adjunkt-Direktor des Bauamtes Hendrik Barend van Broekhuizen, einem Architekten der arbeitete im Stil der Amsterdamer Schule. 1928 ist die Bank eingeweiht worden von Ir. Tellegen’s Witwe.
- Arnhem: ein Hirsch aus Hartstein, vom Bildhauer Gijs Jacobs van den Hof (1889-1965) als Detail der halbrunden Sitzbank, der Tellegenbank (1928) im Park Sonsbeek, dem ehemaligen Chef des Bauamts, Ir. J.W.C. Tellegen (1889-1921)
- Arnhem: im Park Sonsbeek steht die halbrunde Sitzbank dem Ir. J.W.C. Tellegen (1889-1921) gewidmet, zur Erinnerung an sein Direktorat des Bauamts von Arnhem, entworfen vom Architekten H.B. van Broekhuizen (1889-1948)
Beim Grossen Wasserfall hat früher die „Gelderse Molen “ gestanden, die sechste Mühle (von der Stadt gesehen). Sie wurde zum ersten Mal offiziell erwähnt 1281 und ist damit die älteste Mühle im Bachtal. Die Mühle wurde als Ölmühle benutzt. Sie ist wahrscheinlich benannt nach dem Herzog Karl von Gelre der damals Besitzer war (16. Jahrhundert). 1823 ist die Mühle abgebrochen worden um Platz zu machen für den Wasserfall mit „Grotte“. Der Aufbau des Wasserfalls besteht aus Findlingen die vom Kootwijkerzand auf der Veluwe hierher transportiert sind. Diese Findlinge waren dort zurückgeblieben nach dem Schmelzen der Gletscher nach der vorletzten Eiszeit (ungefähr vor 150.000 Jahren). Baron van Heeckeren hatte oft in den Alpenländern gereist und war seht beeindruckt gewesen der (Schweizer) Wasserfälle. Das möchte er auch auf seinem Gut realisieren… Er hat jedoch für dieses Wunderwerk der Landschaftsarchitektur tief in die Tasche greifen müssen: die Anlage kostete ja 70.000 Gulden – eine astronomische Summe in jener Zeit! Umgerechnet sollte es heutzutage ungefähr 3 Millionen Euro sein…
Es war amüsant zu sehen wie auch in unserer Zeit dieser Wasserfall immer noch so eine Attraktion ist! Das war in früheren Zeiten nicht anders: davon zeugt das Foto aus 1890, das ich auf der Facebookseite der Community „Oud-Arnhem“ fand… Bei diesem Wasserfall kann man nach oben „klettern“, über einen schmalen Balken über das Wasser gehen und schauen wie das Wasser hinunterfällt. Man kann auch durch einen dunklen und ziemlich feuchten Tunnel gehen zu einem „Grotto“ und dort durch den Vorhang von fallendem Wasser in den Park schauen. Es gibt eben eine hartsteinerne Bank gegen die feuchte Wand aus Findlingen.


- Arnhem: beim Grossen Wasserfall im Park Sonsbeek kann man durch einen schmalen Tunnel unter der Wasserfall gehen
- Arnhem: beim Grossen Wasserfall im Park Sonsbeek kann man hinter dem Wasserfall gehen und durch den Wasservorhang schauen!
Weiter stromabwärts steht ein kleinerer Teich der nach Norden gerichtet ist, in Verbindung mit dem St. Jansbeek Bach: der „Kalte Teich“. Ursprünglich gab es am Kopf des Teichs eine Sickerquelle woraus Wasser in den Bach floss. 1812 ist in Auftrag des Barons de Smeth diese Sickerquelle ausgegraben worden und die freigesetzte Erde angewendet um einen „Berg“ zu formieren (der „Engelse Berg“). Hierin wurde ein Eiskeller gebaut. Um einen guten Eiskeller ein zu richten bracht man einen Sandhügel an einer schattenreichen Stelle und in nächster Nähe einen Teich, woraus im Winter Brocken Eis ausgehackt werden können: also im Tal östlich des Kleinen Wasserfalls, auf einigen Hunderten von Metern von der Weissen Villa. Es gibt keinen festen Bauplan für einen Eiskeller. In den Niederlanden haben die meisten Eiskeller senkrechte Wände – die in Sonsbeek sind schräg: damit wird vorgebogen dass das Wasser das zu Eis gefriert, die Wände zerstört. In diesem Keller war es möglich um Eis das aus dem Kalten Teich gesägt wurde schon zwei Jahre auf zu bewahren. Als 2008 die Reste des Eiskeller vermessen wurden fand sich heraus dass der Keller wahrscheinlich von einem Gartenarchitekten gebaut worden ist und nicht von einem Bauarchitekten: das Mass ist die „Rijnlandse roede“ (3,767 Meter ungefähr so lang als die rheinische Rute), unterverteilt in neun gleichen Teilen, und nicht wie ein Bauarchitekt messen würde, mit einer Elle (hier 69,9 Cm), dem Amsterdamer Fuss (28,3 Cm) oder dem Amsterdame Daum (2,57 Cm). Dieser Eiskeller hat beim Begin der Wölbung der Kuppel einen Diameter von 366 Cm und eine Tiefe von 295 Cm. Der Keller ist ausgestattet mit einem Kuppelgewölbe; 6½ Kubikmeter Eis konnte gelagert werden (der „nützliche Eisinhalt“). Oben auf der Abdeckungsschicht aus Sand stand ein hölzerner Pavillon oder Gartenhäuschen: hierdurch wurde das Sonnenlicht abgeschirmt und sollte der Eiskeller kühler bleiben.
Nach dem Verkauf des Guts an H.J.C.J. Baron van Heeckeren (1821) funktionierte der Eiskeller noch fast ein Jahrhundert als „Kühlschrank“. Um 1900 hat die Gemeinde als neue Besitzerin noch investiert in den Reparaturen des Eiskellers, aber weil industriell angefertigtes Eis auf den Markt kam verlor der Eiskeller seine Funktion. 1919 wurde er abgerissen und mit Erde aufgefüllt. 1999 sind die Reste des Eiskellers wieder entdeckt worden; wegen seiner besonderen kulturhistorischen Wert hat der Verein „Vrienden van Sonsbeek“ (Freunde von Sonsbeek) 2009 den Eiskeller wieder in seinen ursprünglichen Zustand restaurieren lassen. Ein steiler Pfad mit Stufen führt vom Wanderweg gegen den Sandhügel hinauf und an der Nordseite von was vom Wege her nur ein Sandhaufen scheint, ist eine Aussenwand wie eines kleinen Bauernhofes: der Zugang zum Eiskeller. Es gibt einen im Mauerwerk eingetragenen Gedenkstein worauf erwähnt wird dass am 12. November 2008 der erste Stein gelegt worden ist von einem Ur-Ur-Enkel von Theodore de Smeth: Jan Anne Baron de Smeth (1924-2017). Auf der begleitenden Infotafel steht ein schematischer Aufbau des Eiskellers. Vorübergehend wird es keine Führungen geben…


Zurück beim Kleinen Wasserfall erreicht man den Punkt wo bis 1823 die fünfte Mühle von der Stadt hergesehen gestanden hat: nah an der Stelle wo jetzt die „Schwänebrücke“ und die zierlichen Teiche sind. Diese Wassermühle war die „Sonsbeekmolen“ Mühle, die schon 1470 erwähnt wird, aber die nach 1636 diesen Namen bekommt, nach der damaligen Besitzerin, Anna van Sonsbeeck. Sie war eine vornehme Dame aus Arnhem im 17. Jahrhundert. Die Mühle war im Anfang eine Getreidemühle, demnächst eine Lohmühle, aber 1718 ist sie umgebaut worden zur Papiermühle. 1823 ist sie abgerissen worden wegen des Baus der Teiche. Eine Säule mit Gedenktafel erinnert hieran.
Die „Zwanenbrug“ (die Schwänebrücke) is 1902 gebaut worden in Art Nouveau Stil und referiert zweifelsohne an das feudale „Schwänerecht“: es schwimmen noch immer einige Höckerschwäne herum, vor allem im Grossen Teich. Die schmiedeeisernen Schwäne auf der Brücke sehen zierlich aus. Blickfang ist der Schwan in der Mitte der Geländer: es sieht aus als ob er mit gespreizten Flügeln aus der Brücke hinaus fliegt! Das Motiv der Schwäne kehrt in einer etwas moderneren „look“ zurück weiter stromabwärts des St. Jansbeek Baches: an der Ostgrenze des Parks mit dem Sonsbeekweg. Bei der Sanierung dieses Teils des Baches 2005 ist dieses Ornament aufgestellt worden an der Stelle wo der St. Jansbeek Bach unter dem Weg geleitet wird. Dort hat man einen schönen Blick auf die weisse Gebäude des Besucherzentrums „Molenplaats“ und der „Weisse Mühle“.
- Arnhem: ein Höckerschwan schwimmt graziös im Grossen Teich („Grote Vijver“) im Park Sonsbeek
- Arnhem: ein Detail der “Zwanenbrug“ (Schwänebrücke) über den St. Jansbeek Bach – ein stilisierter Höckerschwan
- Arnhem: ein Detail der “Zwanenbrug“ (Schwänebrücke) über den St. Jansbeek Bach – ein stilisierter Höckerschwan der zu fliegen scheint
- Arnhem: an der Grenze des Parks Sonsbeek mit der Stadt steht auch ein stilisierter Schwan am St. Jansbeek Bach in einer moderneren Gestaltung
Auch hier ist die Bewunderung für die elegante Schwänebrücke von allen Zeiten: das Bild der Brücke im etwa trüben Winterlicht anno 2021 geht über in eine sepiafarbige und liebliche Scene von über einem Jahrhundert vorher!


Gegen den Westhang des Hartjesbergs mit der „Weissen Villa“ liegt ein historisch interessanter Garten, der nicht umsonst „De Steile Tuin“ der Steile Garten genannt wird: es gibt ein Höhenunterschied von 16 Metern unter einem Winkel von 15%! An der Nordseite wird der Garten begrenzt von einer authentischen gemeisselten Mauer aus dem 18. Jahrhundert. Kennzeichnend sind die Terrassen die den Höhenunterschied noch betonen. Von 1904 bis 1956 wurden in diesem Garten Blumen angebaut; nachher kam eine Minigolfbahn. Leider war um 1990 wenig der ursprünglichen Grandeur zu spüren: der Garten war überwachsen und heruntergekommen… Im Hinblick auf die Feierlichkeiten um das 100-järige Bestehen des Gemeindeparks Sonsbeek 1990 wurden verschiedene Pläne gemacht für die Restaurierung des Gartens: gewählt ist für eine Bepflanzung auf Farbe in den Terrassen, wodurch die Ausstrahlung gut anschliesst bei den englischen Beeten mit ausdauernden Pflanzen und dadurch – auf einer modernen Weise – beim englischen Landschaftsstil. Im Winter verleihen hohe Gräser dem Garten einen anderen, auch auffälligen Farbakzent. Das sieht auch dadurch sehr schön aus! Ein breiter und gradliniger Mittelpfad aus dunklem Stein mit vielen kleinen Stufen teilt den Garten mit den zierlichen Terrassen in zwei Hälften. Auch hier ist Aufmerksamkeit für Wasser: es gibt kleine Wasserströme die entlang den Terrassen in einem rechteckigen Teich unter im Garten münden. Über ein geniales System wird es wieder hochgepumpt. Auf einer grossen Informationstafel beim Zugang in der Nähe der Schwänebrücke und des Sonsbeekpavillons werden die verschiedenen stauden aus dem Steilen Garten angezeigt und auch (mit einer farbenfrohen Zeichnung) wie diese Pflanzen nach Farbe im Garten verarbeitet sind.


Ein weiteres Gebäude im Park Sonsbeek ist der Belvedere: dieser mit roten Backsteinen gestaltete Aussichtsturm ist 1821 vom damaligen Besitzer, Hendrik Baron van Heeckeren, gebaut worden. Der Turm steht auf dem 70 Meter hohen Ruyterenberg, nah an der Ostgrenze des Parks, am Apeldoornseweg. Er hatte zuerst eine Höhe von 24 Metern, aber er ist in den 1960er Jahren erhöht worden, weil die Bäume in den vielen Jahren natürlich weiter gewachsen waren! Bis vor kurzem war es möglich um den Belvedere zu besteigen: an bestimmten Sonntage im Jahr war er eröffnet und konnte man na 140 Stufen immer noch die Aussicht geneiessen… Lasst uns hoffen dass dies bald wieder möglich ist!

Der Belvedere ist am schnellsten zu erreichen von einem der Eintritte zum Park Sonsbeek beim Apeldoornseweg. Dann hat man auch durch die Bäume Sicht auf etwas das öfters auf Güter vorkommt: das Wildgehege. Hier läuft hinter dem Huis Sonsbeek am Steilhang des Apostelberges (benannt nach einer Sitzbank mit ringsum 12 Linden) ein Rudel Damwild. Oben auf der Wiese steht ein „Schweizer Chalet“: eine weisse Scheune mit einem Dach aus Schilfrohr(!). Dieser „folly“ sollte das Ganze die Atmosphäre einer Bergwiese vermitteln…
Vom Gipfel des Ruyterenbergs hat man nach Nordwesten Sicht auf einen grünen Rasen in einem ausgegraben Kesseltal, das die „Ronde Weide“ (Runde Weide) heisst, aber eigentlich oval ist. Dieser Rasen mit einer Bühne ist schon 1820 angelegt worden, aber 1959 erweitert. Bis auf kurzem wurden im Sommer an Sonntagnachmittagen Konzerte organisiert mit Musik aus verschiedenen Genres und aus vielerlei Epochen. Oft gingen die Leute mit der Familie oder mit Freunden dorthin, mit einem Picknickkorb – ein angenehmer Ausflug! Als ich die Weide passierte war es ruhig, ausgenommen ein einsamer Fussballspieler…
Regelmässig werden im Park Sonsbeek Kunstausstellungen organisiert worden: manche Kunstwerke sind nachher gekauft worden und im Park aufgestellt worden. Dies war auch der Fall mit dem Kunstwerk Skies Captured aus 2001 der finnischen Künstlerin Henriëtta Lehtonen (1965). Hier hat sie ihre Leidenschaft für Astronomie kombiniert mit Kunst. Im „Kalten Teich“ liegt eine Kopie unseres Sonnensystems: die Abstände der Planeten zueinander und zur Sonne stimmen nicht, aber die Verhältnisse in Grösse schon.

Ein weiteres Kunstwerk ist an der Nordseite des Parkweges, gegenüber der Brasserie, kreiert worden – im Schmetterlingsgarten. Der spiralförmig aufgehende Hügel von mit Cortenstahl begrenztem Gras, getitelt „All Happy Now!“ des amerikanischen Künstlers Peter Santino (1948) stammt auch aus der Kunstmanifestation Sonsbeek 9 (2001) und ist ein Beispiel von „Land Art“. Er wollte hiermit einspielen auf Landschaftskennzeichen, diese manipulieren und auf dieser Weise eine neue Erfahrung der Umgebung schaffen. Mit der Anwendung der Spiralform möchte er die Menschen auch ein positives Gefühl geben wenn sie barfuss nach oben gehen, der Spirale folgend. Dazu war ist in Januar wohl etwas zu kalt: als ich dort war, hatte es leicht gefroren und auf der kleine Pfütze im weiterhin winterlichen Garten lag ein dünner Hauch von Eis.

Die Kunstmanifestation Sonsbeek 9 (2001) hat ein weiteres Objekt von Land Art ergeben: „Fresh Epitaphs“ des mexikanischen Künstlers Gabriel Kuri (1970). Dazu hat er im gesamten Park viele kleinere Findlinge, die dort schon sehr lange herumgelegen hatten, graviert mit Trivialtexten, und diese wenig interessante Information dieselbe Wert verliehen als die auf Denkmälern oder Grabsteinen. Auf dieser Weise bleibt diese „Non-Information“ noch sehr lange bestehen. Gabriel Kuri wählte zum Beispiel Fernsehprogramme und gewinnende Lottonummer (bei der Hängebrücke in der Nähe des Kleinen Wasserfalls), aber auch den Text „ Jan Hoet gaat in dialoog met het Sonsbeek-publiek“ (Jan Hoet tritt in Dialog mit dem Sonsbeek-Publikum – er war Kurator von Sonsbeek 9) und „Vlechtwerk“ (Flechtwerk) mit Erklärung auf Findlingen beim Grossen Waserfall.
- Arnhem: im Park Sonsbeek hat der mexikanische Künstler Gabriel Kuri (1970) anlässig Sonsbeek 9 (2001) gravierte Findlinge mit „Non-Information“ (hier Fernseh-programme) hinterlassen
- Arnhem: im Park Sonsbeek hat der mexikanische Künstler Gabriel Kuri (1970) anlässig Sonsbeek 9 (2001) gravierte Findlinge mit „Non-Information“ (hier Fernseh-programme) hinterlassen mit dem Titel „Epitaphs“
- Arnhem: im Park Sonsbeek hat der mexikanische Künstler Gabriel Kuri (1970) anlässig Sonsbeek 9 (2001) gravierte Findlinge mit „non-Information“ (hier „Flechtwerk“ mit Erklärungen) hinterlassen mit dem Titel „Epitaphs“
Nach der 11. Sonsbeek-Skulpturenausstellung 2016 hat man beschlossen um alle vier Jahre so eine Kunstmanifestation zu organisieren. Das Thema für „Sonsbeek 20→24“ ist: „Force Times Distance: On Labour and its Sonic Ecologies“ (Kraft mal Abstand – Über Arbeit und ihre Schall-Landschaften). Anhand der Themen Arbeit und Schall (Lärm, oral history) hat der Kurator, der aus Kamerun stammende Bonaventure Ndikung, und sein Team Fact und Fiction über Arnhem und die Region verbinden wollen mit Geschichten weltweit. Auf der Webseite stehen welche dieser „soundscapes“: ich mag das Item mit den blökenden Schafen sehr – der Hund hat am Ende das letzte Wort! Wegen der COVID-19 Pandemie konnte die 12. Manifestation 2020 nicht auf der normalen Weise stattfinden… Vorübergehend verläuft das Ganze digital. Die Eröffnung die zuerst für den Sommer 2020 geplant war, ist verschoben worden nach April 2021. Nicht nur Park Sonsbeek wird mit einbezogen – es wird auch eine Ausbreitung nach Norden, nach Schaarsbergen und zum Nationalpark „De Hoge Veluwe“ mit dem Kröller-Müller Museum geben. Ich bin gespannt!
Auch ohne „Kunst“ ist das Gebiet südwestlich der „Weissen Villa“ schön, weit, grün und vor allem sumpfig… Hier ist es dem Wasser das aufquellt oder als Regen fällt erlaubt um selber seinen Weg zum St. Jansbeek Bach zu suchen. Seit 1990 wird in dieser Sumpfwiese nichtlänger eingegriffen, wodurch es sich gut entwickelt hat, ohne Wildwuchs oder visuelle Verstörungen – ein Paradis für Wasservögel, aber auch für besondere Pflanzen. Dieser Feuchtwiese schliesst sich ein trockneres Weidegebiet an: entlang dem Sonsbeekweg. Diese Wiese wird benutzt für Beweidung mit u.a. typischen „Schlosskühen“ wie Lakenvelder Rindern (selber schätze ich die schwarz-weisse Schattierung am meisten!). Im Winter stehen die Kühe im Stall beim städtischen Bauernhof „ De Korenmaat“ am anderen Ufer des Rheins, im Bezirk Malburgen. Er ist eben wie das Besucherzentrum „Molenplaats“ Teil des Naturzentrums Arnhem.
- Arnhem: Blick auf den Hang des Hartjesberges mit dem St. Jansbeek Bach im Vordergrund, dem Lorentz-Denkmal (links) und der Weissen Villa (Mitte)
- Arnhem: Blick auf den Hang des Hartjesberges mit dem frei fliessenden Wasser in der Morast-Wiese in die Richtung des St. Jansbeek Baches, dem Lorentz-Denkmal und der Weissen Villa
- Arnhem: Blick über das sumpfige Gebiet der Morast-Wiese am Fuss des Hartjesberges im Park Sonsbeek auf die Stadt in der Ferne
- Arnhem: Blick über das sumpfige Gebiet der Morast-Wiese im Park Sonsbeek auf den Turm der Eusebiuskirche (links) und die Begijne- oder St. Agnietenmolen Mühle (rechts)
Der Weg zur „Weissen Villa“ oben auf dem Hartjesberg führt entlang dem Lorentz-Denkmal, das zu Ehren des berühmten niederländischen Physikers und Nobelpreisträgers (1902) Hendrik Antoon Lorentz (1853–1928) errichtet worden ist und das 1931 festlich enthüllt worden ist von Prinzessin Juliana. Das Denkmal ist entworfen worden von door Oswald Wenckebach (1895-1962), der sehr bekannt ist wegen seiner Skulptur Monsieur Jaques (1956), die heutzutage beim Eingang zum Kröller-Müller Museum in Otterlo steht. Die Statue aus Bronze steht auf einem Sockel gegen einen Hinterwand und zwei Flügel mit drei Tafeln, aus weisslichem französischen Kalkstein. Auf dem linken Flügel stehen die Portraits („en profil„, zum Professor schauend) berühmter Physiker aus der Zeit vor Professor Lorentz: Christiaan Huygens (1629-1695), Augustin Fresnel (1788-1827) und James Clerk Maxwell (1831-1879), und auf dem anderen Flügel die Portraits berühmter Physiker die noch am Leben waren als das Denkmal kreiert wurde: Max Planck (1858-1947), Albert Einstein (1879-1955) und Niels Bohr (1885-1962).

nl.wikipedia.org/wiki/
Zum Anlass der Kunstmanifestation Sonsbeek 2008 die den Namen „Grandeur“ bekommen hatte, hat der Künstler Hans van Houwelingen (*1957) 142 Namen von Physikern gewählt, die im Kalkstein der Reliefs auf den Flügeln gemeisselt sind: dadurch hat er zeigen wollen dass diese Wissenschaftler „den Fackel von Lorentz übernommen haben und ihn aus Neue weitergereicht haben“, in viele Facetten der heutigen Wissenschaft und Welt. Laut Hans van Houwelingen zeigen diese Namen wie gross der Einfluss eines brillanten Geistes sein kann, aber auch welch eine grosse Nachkommenschaft jenen Geist fortleben lässt. Der Künstler hat mit der Komplettierung, unter dem Titel „Update“, versucht das Denkmal aus Stein eine menschliche Dimension zu verleihen: dadurch ist es, wie er sagt, ein Lobgesang auf vielleicht schon das meist erbarmungslose physische Phänomen, die Sterblichkeit.
Nicht weit vom Lorentz-Denkmal steht oben am Hartjesberg das Huis Sonsbeek oder auch mal „die Weisse Villa“ genannt. Der Mittelteil dieser markanten weissen Villa ist 1744 gebaut worden für die jung verwaiste Adriana van Bayen (1723-1755?) nach Entwurf von Anthony Viervant (1720-1775), einem Nachkommen einer Architektenfamilie aus Arnhem. Die zwei Flügel sind von Roelof Viervant, Anthonhy’s Sohn, vermutlich am Ende des 18. Jahrhunderts zugefügt worden. Als die Gemeinde Arnhem 1899 Besitzerin des Hauses wurde, diente es als Hotel-Pension und später als Schulgebäude. Nachher war es, nach umfassenden Umbauten, ein Ausstellungs- und Verkaufsraum für Kunst. Heutzutage ist es ein Restaurant mit einer grossen Terrasse von wo man eine phänomenale Aussicht hat, zuerst über die grünen Hänge mit im Sommer die Kühe und mehr zur rechten Seite die zwei Mühlen am St. Jansbeek Bach. In der Ferne ist die Stadt…
Der Name „Hartjesberg” ist eine Entartung vom „Hartgersberg“, benannt nach Hartger Hartgers, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert Besitzer des Guts war. Man könnte scherzhaft behaupten dass der Hartjesberg der Hausberg von Arnhem ist: in den Alpenländern nennt man eben den Berg der am nächsten an einer Ortschaft liegt „Hausberg“, so wie der Piz Lischana bei Scuol im Unterengadin…!
Auf dem grossen grünen Rasen der sich über einen grossen Teil des Hanges ausdehnt bis zum Karpervijver (Karpfenteich, und auch eine Sickerquelle!) am Rande der Wiese verholen viele Einwohner von Arnhem , sobald das Wetter einigermassen angenehm ist. Wie das Wetter auch ist: der Blickfang ist die hellweisse Skulptur „Lazy King“ die der französiche Künstler Alain Séchas (*1955) speziell für die Kunstmanifestation Sonsbeek 10 (2008) kreiert hat und der faul im grünen Grass liegt! Er ist ein richtiges Icon von Arnhem geworden. Deshalb war das Entsetzen so gross als 2012 die Skulptur zuerst in Brand gesetzt wurde und nachher enthauptet! Der zweite Lazy King ist nachher noch einmal beschmiert worden. Auch jetzt hatte jemand ein schräges Lächeln auf seinem Gesicht gezeichnet – für mich jedenfalls die am wenigsten üble Art von Vandalismus…

Die Skulpturenausstellung „Sonsbeek 10“ mit dem Titel „Grandeur“ wurde am 13. Juni 2008 eröffnet von der damalige Königin Beatrix. In der Tageszeitung De Gelderlander wurde ein grossartiges Foto publiziert worauf zu sehen ist wie Königin Beatrix amüsiert den relaxten Lazy King betrachtet!

gelderlander.nl
Unten an den Ausläufern des Hartjesberges liegen am St. Jansbeek die zwei noch bestehenden Wassermühlen. Die Begijnemolen oder Agnietenmolen ist die vierte Wassermühle von der Stadt gesehen. Diese Getreidemühle datiert aus dem 15., 16. Jahrhundert. Die eigentliche Mühle ist nicht mehr da – schon sind 1993 eine neue Zufuhrrinne und ein Rad gegen das Müllerhaus installiert worden. 1998 sind die Gebäude von der Gemeinde Arnhem an die Wasserbehörde „Rhein und IJssel“ übertragen worden für eine symbolische Summe von einem Gulden (0,45 Euro) Miete per annum. Die Sanierung und die Verwaltung des St. Jansbeek Baches sind von der Wasserbehörde zwar gründlich zur Hand genommen, aber wie sie selbst angebt schon wegen der grossen kulturhistorischen Wert „mit Samthandschuhen“. Daneben hat die Wasserbehörde das ehemalige Müllerhaus umgebaut zum „Niederländischen Wassermuseum“, das 2004 eröffnet wurde: ein grösstenteils unterirdisch gebautes Museum wo man sich auf einer spannenden und edukativen Weise vertraut machen kann mit der Rolle von Wasser in den Niederlanden. 2015 hat die Wasserbehörde bei der Begijnemolen ein neues Wasserrad einbauen lassen, das jedoch ohne Funktion ist: da das Wasser das Rad schon zum Drehen bringt, sieht es wirklich reell aus!
Nebenan steht die dritte Wassermühle von der Stadt ausgesehen, die „Weisse Mühle“. Eine Vorgängerin dieser Mühle war die Jamerlomühle die schon 1281 bekannt war. Die heutige Getreidewassermühle datiert aus 1583 und war die am höchsten situierte der zwei Getreidemühlen am Bach (die zweite war die jetzt nicht mehr bestehende St. Jansmolen). 1965 hat man mit der Restaurierung angefangen – 1968 wurde die Mühle festlich eröffnet. In der „Weissen Mühle“ wird heutzutage noch immer Getreide gemahlen. In der weissen Scheune nebenbei befindet sich seit 1983 das Besucherzentrum Sonsbeek. Die Gebäude sind auch von der Farbe her, aus der Ferne sichtbar im grünen Bachtal.
- Arnhem: Blick auf die „Weisse Mühle“ (1583, rechts) und das Besucherzentrum „Molenplaats“ (links) am St. Jansbeek Bach im westlichen Teil des Parks Sonsbeek
- Arnhem: Blick auf der Hinterseite der Begijne- oder St. Agnietenmolen Mühle (1532) und die Rinne mit Wasser aus dem St. Jansbeek Bach im westlichen Teil des Parks Sonsbeek
- Arnhem: das Mühlenrad (2015 erneuert) der Begijne- oder St. Agnietenmolen (Begine oder St. Agnetenmühle) mit Wasser aus dem St. Jansbeek Bach im westlichen Teil des Parks Sonsbeek
- Arnhem: die “Weisse Mühle“ (1583) mit der Wasserrinne und fliessendem Wasser aus dem St. Jansbeek Bach im westlichen Teil des Parks Sonsbeek
Es standen noch zwei Wassermühlen am St. Jansbeek Bach. Die zweite von der Stadt her gesehen Mühle war die Prümermolen, die 1899 von der Gemeinde gekauft und abgerissen worden ist. Sie stand an der Stelle wo heute die breite Brücke beim Bothaplein Platz ist. Wo das Mühlengebäude war, ist heute ein schöner Wasserfall angelegt worden. Die St. Jansmolen war schon 1281 bekannt und stand dort wo der Bach in den Stadtgraben mündete. Bis 1709 war sie eine Getreidemühle, nachher eine Papiermühle. Weil 1728 die Festungswerke ausgebreitet wurden, musste die Mühle verlegt werden. El Jahre später wurde die Mühle eingerichtet als Lohmühle. 1822 wurde die Mühle von Brand zerstört. Die Reste der Gebäude liegen unter dem Eisenbahndamm und am Jansbuitensingel.
Hier sieht man sozusagen wieder die gespreizten Schwanenflügel in den Geländern der Brücke, wie bei der Schwanenbrücke im Park Sonsbeek! 2006 sind die originellen Laternen und die Geländer in alter Glanz zurückgebracht. An einem regnerischen Tag sind sie Lichtpünktchen im Grau. Auf der Bothabrücke stehend kann man die Stelle sehen wo der St. Jansbeek Bach unterirdisch verschwindet: beim Eisenbahndamm.

Auf der Brücke stehend hat man auch Sicht auf die schönen Herrenhäuser, und auch auf das charakteristische Jugendstil Gebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, wo heutzutage ein Hotel exploitiert wird: Molendal (Mühlental) – der Name spricht wohl für sich…
Eigentlich gibt es wenig Unterschied zwischen der Situation anfangs des 20. Jahrhunderts und jener anfangs des 21. Jahrhunderts: in den Archiven der „Wasserbehörde Rhein und IJssel“ die seit 1996 die Verwaltung aller „städtischen Gewässer“ (deshalb auch der Gewässer in den beiden Pärken und des St. Jansbeek Baches) von der Gemeinde übernommen hat, stehen einige interessante alte Bilder!


Bei der Eisenbahntrasse die über dem Damm läuft, endet der erste Teil dieses Reiseberichts über den St. Jansbeek Bach: hier verschwindet er in einen Düker unter dem Damm und taucht an der anderen Seite in der Stadt wieder „auf“. Aber dazu ein anderes Mal mehr…!
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